Hilpoltstein
Der Kampf gegen Drogen

Ein Jahr Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Marlene Mortler (CSU) setzt auf Prävention und Aufklärung

02.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Glücklich in ihrem neuen Job: Die CSU-Politikerin Marlene Mortler aus Dehnberg bei Lauf hat vor gut einem Jahr den Posten der Drogenbeauftragten der Bundesregierung übernommen. - Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Crystal Meth, Cannabis, Glücksspiel, Alkohol und Zigaretten: Das sind nur einige der Themen, mit denen sich Marlene Mortler so intensiv beschäftigt wie nie zuvor. Die CSU-Bundestagsabgeordnete hat vor gut einem Jahr das Amt der Drogenbeauftragten übernommen.

Ihr Terminplan ist noch enger gesteckt, sie verbringt noch weniger Zeit zu Hause im idyllischen Dehnberg bei Lauf. „Ich mache das freiwillig und sehr gerne“, betont Mortler.

Aber wie wird man überhaupt Drogenbeauftragte der Bundesregierung? „Ich habe nicht damit gerechnet, ich wurde gefragt“, erklärt die CSU-Politikerin, die eigentlich lieber Landwirtschaftsministerin geworden wäre – immerhin hat sich Marlene Mortler auf ihrem Spezialgebiet, der Landwirtschaft, bereits einen Namen gemacht.

Auch wenn der Hof daheim von ihrem Mann Siegfried gemanagt wird, so hängt ihr Herz doch am Bauernstand. Den Ministerposten hat trotzdem ein anderer gekriegt: der frühere parlamentarische Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium, Christian Schmidt. „Politik ist halt kein Wunschkonzert“, sagt Mortler nüchtern.

Mittlerweile fühle sie sich aber wohl in ihrer neuen Rolle, hat Position bezogen: Marlene Mortler setzt auf Prävention und Aufklärung. Von einem rigorosen Alkoholverbot für Jugendliche hält Mortler wenig: „Das funktioniert nicht mit der Holzhammermethode, sondern nur mit gezielter Aufklärung“. Beispielsweise mit der Kampagne „bunt statt blau“. Diese kläre kreativ über Komasaufen auf und habe sogar einen PR-Preis gewonnen. Eine „ganz wichtige Zielgruppe“ seien ohnehin nicht die Jüngeren, sondern die 18- bis 25-Jährigen. „Hier steigt der Alkoholkonsum sprunghaft an“, weiß Mortler.

Ein besonderer Dorn im Auge ist ihr das Problem „Alkohol in der Schwangerschaft“, da bereits der Konsum geringer Mengen riskant für das ungeborene Leben sein kann. „Gerade besser gebildete Frauen, die gut verdienen, trinken mehr als andere“, hat Mortler verwundert festgestellt. Die Folgen für die Kinder seien gravierend: Im schlimmsten Fall führe Alkohol dazu, dass der Säugling mit dem so genannten „fetalen Alkoholsyndrom“ zur Welt komme, also mit körperlichen Fehlbildungen und Verhaltensstörungen. Laut Mortler trifft dies allein in Deutschland 2000 Kinder pro Jahr.

Über 70 000 Menschen jährlich sterben sogar an den Folgen von Alkoholkonsum. Bei den Rauchern sind es noch mehr: bis zu 110 000 Tote pro Jahr verzeichnet die Statistik. „Eine erschreckende Zahl“, wie Mortler findet. Zu den Rauchern hat sie bis 2006 übrigens selbst gehört, jedoch „von heute auf morgen damit Schluss gemacht, weil ich gemerkt habe: Das tut dir nicht gut!“

Wie schädlich das Rauchen ist, will Mortler auch anderen klar machen – und dazu Reklame für Zigaretten aus dem öffentlichen Raum verbannen. „Worauf warten wir noch“, fragt sie auffordernd. „Tabakwerbung muss verboten werden.“

Gleichwohl: Die Quote derer, die mit dem Rauchen anfangen, sei gesunken – auf aktuell zwölf Prozent. „Zehn Prozent ist aber das Ziel“, kündigt Mortler an. Die E-Shisha, also Einweg-E-Zigaretten, die kein Nikotin enthalten, sollten ihrer Meinungen nach „unters Jugendschutzgesetz fallen“. Denn Marlene Mortler glaubt, dass das der Einstieg ins Rauchen sein kann.

Außerdem sei sie nach wie vor dagegen, Cannabis zu legalisieren – wegen der schädlichen Wirkung. „Je früher ich anfange, umso schlimmer sind die gesundheitlichen Folgen“, betont Mortler. „Man raubt sich selbst die geistige Energie, obwohl man sie für die Schule bräuchte.“

Stark machen will sich die Dehnbergerin hingegen für Cannabis als Medizin für Schwerkranke und Schmerzpatienten. So könnte das Hanfgewächs künftig zu therapeutischen Zwecken verschrieben werden. „Ich hoffe, dass wir das dieses Jahr noch hinkriegen“, sagt Mortler.

Gegen die Zahl von 110 000 Menschen, die in Deutschland pro Jahr an den Folgen des Rauchens sterben, nimmt sich die Zahl der gut 1000 Drogentoten pro Jahr vergleichsweise gering aus. „Bei uns spielt aber Crystal Meth eine immer größere Rolle“, erläutert Mortler. Wegen der Nähe zu Tschechien, wo sehr große Mengen der synthetischen Droge, die sofort abhängig macht, hergestellt werden. Mortler ist daher stolz, dass sie eine halbe Million Euro habe locker machen können, um gezielt Projekte gegen den Missbrauch von Crystal Meth zu initiieren.

Eine Dienstreise führte sie Anfang Februar sogar nach Kolumbien. Dort durfte sie sogar eine Drogenmodellküche im Ausbildungscamp der Nationalpolizei in Kolumbien in Augenschein nehmen. Bei ihrer Reise hat Mortler mit dem kolumbianischen Justizminister eine Absichtserklärung unterschrieben, „um die Drogenpolitik auf einen neuen Weg zu bringen“. Will heißen: In Gebieten, wo der Drogenanbau boomt, soll den Bauern eine Alternative mit „echter Rendite“ eröffnet werden – nach dem Motto: Kautschuk statt Koka. Das sei die einzige Möglichkeit, um das Problem an der Wurzel zu packen.

Schließlich gehe es ums Ganze, betont die CSU-Politikerin: „Ich habe die Gesundheit der Menschen insgesamt im Auge.“