Hilpoltstein
Dem Igel auf der Spur

Studentin Luisa Klingmann untersucht im Namen des LBV das Vorkommen des kleinen Säugers in der Region

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Mit insgesamt 30 dieser Tunnel will die Studentin Luisa Klingmann herausfinden, wie viele Igel in der Region unterwegs sind. - Foto: Schneider

Hilpoltstein (HK) Igel machen sich rar: Deshalb hatte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) einen Aufruf gestartet, dem scheuen Tier auf die Spur zu kommen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor. Einen lokalen Beitrag für das Projekt „Igel in Bayern“ leistet die Studentin Luisa Klingmann in einem Praktikum.

Der Igel ist eines der bekanntesten und beliebtesten Wildtiere Deutschlands – und trotzdem wissen Forscher fast noch nichts über die Auswirkungen der modernen Gesellschaft auf die scheuen, nachtaktiven Tiere. Das soll sich ändern: Mit dem Citizen-Science-Projekt „Igel in Bayern“ hatte der Landesbund für Vogelschutz Anfang des Jahres einen Aufruf gestartet, dass Bürger jeden gesichteten Igel melden sollten.

Die Resonanz kann sich sehen lassen: 16 000 Meldungen gingen laut LBV bereits ein, 22 000 Igel wurden gesichtet. So langsam geht das Projekt in die finale Phase: Bis zum 20. November können Bürger ihren Igelfund – ob tot oder lebendig – noch angeben.

Einen bedeutenden Beitrag zum Projekt „Igel in Bayern“ für Hilpoltstein und seine Umgebung leistet Luisa Klingmann. Die 24-jährige Baden-Württembergerin studiert eigentlich Ökologie und Umweltschutz im sechsten Semester an der Hochschule Zittau/Görlitz. Seit April dieses Jahres macht Luisa ein Praktikum beim LBV in Hilpoltstein und beschäftigt sich dabei vor allem mit einem Thema: Für ihre Bachelorarbeit will Luisa mit Hilfe von sogenannten Igeltunneln herausfinden, wo speziell in Hilpoltstein und Umgebung Igel vorkommen.

Das Ganze funktioniert so: Luisa hat insgesamt 30, vom Hausmeister der Hochschule Triesdorf selbst gezimmerte Igeltunnel, die sie an fünf aufeinanderfolgenden Tage an verschiedenen Orten – zum Beispiel in Waldstücken oder in Hausgärten – aufstellt. In der Mitte des 18 Zentimeter hohen und genauso breiten Tunnels befindet sich eine Schale mit Futter, meist Katzenfutter, das den Igel anlocken soll. Vor der Futterschale wird mit Öl angerührte schwarze Kaseinfarbe verteilt.

„Die wird auch zum Beispiel in Kindergärten verwendet und ist für die Igel ungefährlich“, erzählt Luisa. Will der Igel zu seinem nächtlichen Imbiss gelangen, muss er mit seinen Pfoten durch die Farbe. Auf dem anschließenden Rückweg aus dem Tunnel hinterlässt er auf einem extra ausgelegten, weißen Blatt Papier Pfotenabdrücke. Bei ihren täglichen Kontrollgängen kann Luisa am nächsten Tag so genau nachvollziehen, in welchen Tunneln ein Igel unterwegs war und wo nicht.

Was sich zunächst einfach anhört, hat die Studentin anfangs vor Probleme gestellt: Anhand der Spuren konnte Luisa bei einem ersten Probedurchgang feststellen, dass oft Katzen das eigentlich für die Igel bestimmte Futter gefressen hatten. Deshalb musste sie ihre Tunnel etwas modifizieren: Eine Öffnung zukleben, die Futterschüssel im Inneren mehr in Richtung zugeklebter Seite stellen, den Eingang verkleinern – fertig. „Das hat geholfen“, resümiert Luisa.

Einmal hat sie bisher die 30 Tunnel für fünf Tage aufgestellt, 15 im Wald, 15 im Siedlungsbereich. Die ersten Erkenntnisse: Während im Siedlungsbereich sieben Tunnel nächtlichen Besuch von Igeln hatten, gab es in den Tunneln im Wald keine einzige Igelspur. „Das ist komisch, denn ursprünglich kam der Igel nur im Wald vor“, erklärt Luisa. Monokultur und immer weitere Ausdehnungen der Siedlungen hätten schließlich zu einer Wanderung der Säugetiere geführt.

Bei den Igelvorkommen innerhalb von Siedlungen gibt es laut Luisas ersten Auswertungen darüber hinaus keine genauen Muster. „Es ist breit gestreut, bei welchen Tunneln der Igel war und wo nicht.“ Allerdings scheint die Durchgängigkeit des Gartens, also ob er eingezäunt ist oder nicht, eine wichtige Rolle zu spielen. „Wobei schon kleinste Löcher im Zaun ausreichen, dass der Igel einen Weg findet“, meint Luisa.

Um noch genauere Informationen zu erhalten, plant Luisa derzeit einen zweiten Durchgang mit den Igeltunneln. Bei der Suche nach passenden Gärten hat sie deshalb eine Rundmail an alle LBV-Mitglieder verschickt – und prompt jede Menge Angebote erhalten. „Ich hätte niemals gedacht, dass die Nachfrage so groß ist“, sagt sie. Bis Mitte September gilt es nun, so viele Igeldaten zu sammeln wie möglich, um sie zurück in Zittau auswerten zu können. Mit ihrer Bachelorarbeit möchte Luisa dem LBV und den vielen Unterstützern, die ihre Gärten zur Verfügung gestellt haben, ein kleines Abschiedsgeschenk machen: „Ich werde ein Konzept für einen igelfreundlichen Garten entwickeln, das der LBV dann herausgeben kann“, verrät sie.

Wer in der Zwischenzeit wissen möchte, ob in seinem Garten bereits jetzt Igel unterwegs sind, der findet auf der Website des LBV eine Bastelanleitung, wie man sich einen Igeltunnel ganz leicht selbst bauen kann.