Hilpoltstein
Begeisterungsrufe nach grandiosem Finale

Stadtkapelle Hilpoltstein spielt beim Frühlingskonzert groß auf

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Unter der Leitung von Oskar Kratochvil begeistert die Stadtkapelle Hilpoltstein beim Frühlingskonzert. - Fotos: Klier

Hilpoltstein (HK) Einen bunten Strauß anspruchsvoller Melodien hat Stadtkapellmeister Oskar Kratochvil für das traditionelle Frühlingskonzert der Stadtkapelle Hilpoltstein einstudiert. Carolin Brandl und Kathrin Weichbrodt führen am Samstagabend durch das abwechslungsreiche Programm.

Der erste Teil des Konzertabends ist den eher sinfonischen Kompositionen gewidmet. Zuerst grüßt der griechische Sagenheld Orpheus aus der Unterwelt, der letztendlich vergeblich um seine Eurydike wirbt. Jacques Offenbach hat diese Oper geschrieben, zu der die Stadtkapelle die Ouvertüre temperamentvoll interpretiert. Ein mitreißender Can-Can, bei dem nur noch die Tänzerinnen fehlen, beschließt das Werk.

Jetzt hört man die Klänge einer Orgel, gespielt von Susanne Czieharz. Kein Wunder, denn nun steht die sogenannte Orgelsinfonie von Camille Saint-Saëns auf dem Programm. Wie der Name schon sagt, ist sie eigentlich für große Orgeln geschrieben. Das Blasorchester antwortet auf seine Weise und entfaltet sich zu einem wohlklingenden sinfonischen Orchester, in dem die Percussioninstrumente eine wichtige Rolle spielen.

Der in Prag geborene Komponist Antonín Dvorák hat seine Eindrücke in Amerika, der "Neuen Welt", in der gleichnamigen Sinfonie in Töne umgesetzt. Auch im Finalsatz klingt immer wieder das Leitthema aus dem zweiten Satz an, dessen Mächtigkeit durch wuchtige Pauken- und Beckenschläge unterstrichen wird. Nach allmählichem Abebben endet der Satz wieder mit einem Forte.

Die Legende von Nimrod, einem "gewaltigen Jäger vor dem Herrn", lieferte für Edward Elgar den Stoff für die neunte seiner insgesamt 14 Enigmavariationen. Nach einem verhaltenen, melodiösen Beginn steigert sich die Stadtkapelle mehr und mehr dem Finale dieses Satzes entgegen. Kein Wunder, dass "Nimrod" oft für Filmmusiken eingesetzt wird. Mit drei Jahren soll Camille Saint-Saëns bereits des Lesens mächtig gewesen sein und mit sechs hatte er schon erste Kompositionen geschrieben. Eine seiner späteren Opern trägt den Titel "Samson et Dalila", die 1887 in Weimar uraufgeführt wurde. Sie schildert den Freiheitskampf der Hebräer um das Jahr 1000 vor Christus. Orientalisch-feurig interpretiert die Stadtkapelle den "Danse Bacchanale". Fast wähnt man sich auf einen orientalischen Markt versetzt. Paukenwirbel unterstreicht die Dramatik, die auf ein grandioses Finale zusteuert.

Temperamentvoll startet der zweite Teil des Abends, der von Marschmusik bis hin zu moderner Musik reicht. Der Hunnenherrscher Attila war Herr über das Gebiet des heutigen Ungarn. Der tschechische Komponist Julius Fucík setzte dem stürmischen Attila im "Ungarischen Triumphmarsch" ein musikalisches Denkmal. Und der zeitgenössische Komponist Martin Scharnagl landete mit seiner Polka "Von Freund zu Freund" einen Hit. Einer schlichten Einleitung folgen rhythmische Passagen und eine lyrische Triomelodie. Beim Thema Musical stößt man immer wieder auf den Namen Andrew Lloyd Webber. Zahlreiche Auszeichnungen hat er bereits für seine Schöpfungen erhalten, darunter für das Musical "Das Phantom der Oper" aus dem Jahr 2004, in dem ein Phantom in der Pariser Oper sein Unwesen treibt. Mit zunächst elegischen Klängen führt das Blasorchester in das unheimliche Geschehen ein, immer wieder mit neuen Klangnuancen und erstaunlicher Wandlungsfähigkeit. Dazwischen die versöhnlichen Töne einer Piccoloflöte, bis plötzlich ein gellender Schrei Schlimmes erahnen lässt. Es brodelt im Orchester. Dann kehrt tödliche Ruhe ein, bis das Gute mächtig triumphiert.

Weltbekannt wurde das amerikanische Folk-Rock-Duo Simon & Garfunkel, nicht zuletzt durch Titel wie "Sounds of Silence", "Mrs. Robinson" und "Bridge over troubled water". In einem Medley erklingen diese eingängigen Melodien. Jetzt hat Carolin Brandl unter Applaus einen schwarzen Hut und eine Sonnenbrille aufgesetzt, das Kennzeichen der Blues Brothers aus den 1980er Jahren. In einer energiegeladenen Interpretation spielt die Kapelle in der "The Blues Brothers Revue" ihre Fähigkeiten noch einmal voll aus. Frenetischer Applaus und Bravorufe kommen aus dem begeisterten Publikum zurück.