Greding
"Ich bin der Otto – und da bin ich daheim"

Altbürgermeister Heiß erhält die Ehrenbürgerschaft der Stadt Greding – Zweite derartige Auszeichnung für ihn

29.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:15 Uhr

 

Greding (HK) Es dauert nicht mehr lange bis zum großen Festtag: 75 Jahre alt wird Otto Heiß am 19. Februar. Das Jubiläum kann er nun als der herausragende Sohn der Stadt feiern: Am Freitagabend ist ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen worden. Er ist der einzig lebende Ehrenbürger der Stadt.

Den Ehrentitel „Altbürgermeister“, sagte Otto Heiß einst, den trage er mit Stolz und Freude. Doch ist Heiß längst mehr als lediglich ein früherer Bürgermeister, er füllt in Greding die Rolle aus, für die in den USA der Begriff „Elder Statesman“, erfunden worden ist. Er ist die graue Eminenz im Hintergrund, mischt sich nicht in die aktuelle Politik ein, ist aber nach wie vor ein aufmerksamer Beobachter. Und: Sein Wort hat Gewicht, abseits von parteipolitischen Ränkespielen.

„Aufgrund seiner herausragenden Verdienste um das Wohl und Ansehen der Kommune und ihrer Bürgerinnen und Bürger“, wie es in der entsprechenden Urkunde heißt, wird Otto Heiß also die Ehrenbürgerschaft verliehen. Basis hierfür ist ein Beschluss des Stadtrats, den dieser bereits im April auf Antrag von Bürgermeister Manfred Preischl und seines Stellvertreters Mathias Herrler gefasst hat – natürlich einstimmig. Dass ein Stadtchef von den Freien Wählern und sein Stellvertreter von der SPD einen CSU-Politiker zum Ehrenbürger vorschlagen, ist ein Fingerzeig dafür, wie Heiß politisch agiert hat: überparteilich.

Dass diese Politik die Stadt Greding und ihre Bürger tatsächlich weitergebracht hat, machte Preischl in seiner Laudatio an mehreren ausgewählten Eckpunkten fest. Die Verbesserung der Trinkwasserversorgung habe sein Vorvorgänger im Amt realisiert, lobte er – durchaus gegen große Widerstände.

In der aktiven Politikerzeit konnten der Bürgermeister Otto Heiß und der CSU-Kreisfraktionschef Otto Heiß schon auch Tacheles reden – hart in der Sache, verbindlich im Ton. Dass sich die Gredinger Altstadt heute insgesamt schmuck präsentiert, sei der Sanierung in der Ära Heiß zu verdanken, so Preischl. Rund 100 Millionen D-Mark seien in dessen Amtszeit investiert worden, hatte Preischl nachgerechnet. In einer Zeit, als die Mark noch etwas wert war. Besonders verdient gemacht habe sich der neue Ehrenbürger um die Sanierung geschichtsträchtiger Gebäude. Nicht nur das heutige Rathaus zeugt davon, sondern auch das Archäologiemuseum. „Viele Leute wissen heute nicht mehr, dass es Otto Heiß zu verdanken war, der mit seinem Engagement die Grundlagen des heutigen Museums geschaffen hat“, sagte Preischl.

„Unsere Großgemeinde ist unter Otto Heiß erblüht.“ Dieses Zitat von Franz Josef Lerzer wiederholte Manfred Preischl. Sein Vorgänger habe die Worte am 21. Februar 1999 gesagt, als die vielfältigen Verdienste von Otto Heiß mit der Goldenen Stadtmedaille gewürdigt worden seien. Seit 2008 ist er außerdem Träger der Verdienstmedaille des Landkreises Roth.

Umso verwunderlicher, dass Greding so lange gewartet hat, um den gebürtigen Untermässinger – dort erblickte er am Faschingssonntag 1939 das Licht der Welt – mit der größten Auszeichnung zu beehren, die eine Kommune zu vergeben hat. Andere waren schneller: Am 9. November 1996, dem Jahrestag des Mauerfalls, hat die Gemeinde Großenstein bei Gera in der ehemaligen DDR Otto Heiß das Ehrenbürgerrecht verliehen. „In Würdigung seiner Verdienste bei der Festigung der Partnerschaft zwischen Greding und Großenstein“, wie die entsprechende Urkunde verrät.

Ganz und gar nicht vergessen hat auch der Landrat seinen ehemaligen Stellvertreter, wie er beim Festakt mit vielen von dessen Wegbegleitern und Familienmitgliedern im Rathausfoyer unter Beweis stellte. Charmeur, Grandseigneur – mit diesen Worten charakterisierte er „den feinsinnigen Otto Heiß“. Dieser sei 1993 auf den „jungen Wilden“ im Landratsamt getroffen, sagte Herbert Eckstein. Hier der Landrat, der seine Reden gerne im fränkischen Dialekt schwingt. Dort der Feingeist, der sich auf die Kunst des Formulierens versteht. Nicht die besten Voraussetzungen für eine gedeihliche Zusammenarbeit. Das Eis zwischen ihnen sei gebrochen, erzählte Eckstein, „als ich erzählt habe, dass ich einst die Matthäuspassion gesungen habe“. Man fand zusammen und Heiß wurde „ein großer Botschafter des Landkreises Roth“.

Manches Lob der Laudatoren habe ihn erröten lassen, gestand Heiß ein. „Aber sei’s drum. Es freut mich.“ Der Protagonist des Abends verwies bescheiden auf die Unterstützung durch andere, die Bürger der Stadt, die Vereine, seine langjährige Sekretärin und Wolfgang Beck, den ehemaligen geschäftsleitenden Beamten der Stadt. Es hätten sich seinerzeit eben Chancen und Möglichkeiten geboten – „beherzt griff man zu“, wählte er eine Formulierung, die nicht die eigene Leistung in den Mittelpunkt stellte. „Mit der freundlichen Unterstützung des Stadtrats und der tüchtigen Bürgerschaft.“ Er freue sich und sei dankbar für die Auszeichnung, wolle sie aber nicht herausstellen. Es sei ganz einfach: „Ich bin der Otto – und da bin ich daheim.“