Greding
Sparbüchse Kläranlage

Greding muss in naher Zukunft in Elektrotechnik für Abwasserentsorgung investieren – Bürokratie wegen Explosionsschutz

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Die Anlagentechnik in der zentralen Kläranlage in Greding ist nach fast 30 Jahren zwar betagt, doch weitgehend in Ordnung – im Gegensatz zur Elektrotechnik. Bei letzterer besteht Handlungsbedarf, wie der Klärwärter Werner König und der Stadtbaumeister Johann Schmauser (von rechts) den Mitgliedern des Bauausschusses erklären. - Foto: Luff

Greding (HK) Überschwängliches Lob für den Zustand der Gredinger Kläranlage hat es in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am Dienstag gegeben. Dennoch muss die Stadt mittelfristig einen Batzen Geld in die Hand nehmen. Dieser Diskrepanz spürten die Mitglieder bei einem Ortstermin nach.

1985 ist die zentrale Anlage zwischen Greding und Mettendorf in Betrieb genommen worden – also vor fast 30 Jahren. Weil sich in dieser Zeit vor allem in der Computertechnik allerhand weiterentwickelt hat, hatte die Stadt die Firma Elo-consult beauftragt, eine Studie über die sogenannten Sonderbauwerke zu erstellen. Stefan Huy, einer der Geschäftsführer dieser Elektrofachplanungsfirma, gab die Ergebnisse bekannt – und überraschte die Ausschussmitglieder mit einigen Erkenntnissen.

So sei es schon seit dem Jahr 2002 Vorschrift, sämtliche Bauwerke einer Abwasseranlage – also auch Pumpstationen, Rechenraum oder Regenüberlaufbecken – nach ihrem Gefahrenpotenzial einzuteilen und über sie einzelne sogenannte Explosionsschutzdokumente zu erstellen. Spätestens 2005 hätte dies ihm zufolge erledigt werden müssen. Ähnlich wie bei der TÜV-Überprüfung des Autos müssten diese Dokumente in regelmäßigem Turnus überprüft werden. „Sonst dürfen die Anlagen eigentlich gar nicht betrieben werden“, sagte Huy. Ein nicht ganz aktuelles Blatt gebe es in Greding, in allen anderen Anlagen fehle sie gänzlich.

Auch in Großhöbing, der geradezu jungfräulichen Anlage, die erst 2012 fertiggestellt worden ist, gibt es solch ein Dokument nicht. „Wie kann das sein“, wetterte Oswald Brigl. „So etwas müssen die Architekten doch wissen.“ Mit dieser Ansicht wusste er sich einig mit seinen Ausschusskollegen. Hilft aber nichts: Über kurz oder lang müssen sämtliche Bauwerke – 23 an der Zahl – entsprechend erfasst und katalogisiert werden. In einer Kläranlage entstehen Faulgase, deshalb wird der Explosionsschutz sehr ernst genommen – übrigens europaweit, diese Dokumente sind eine EU-Vorschrift.

Geld in die Hand nehmen muss die Stadt aber erst einmal wegen der veralteten Elektrotechnik in der Kläranlage. Daten aus den einzelnen Anlagen werden automatisch erfasst und in den Computer des Leitsystems eingespeist. Je nach Alter der Außenanlage – etwa der Kläranlage in Röckenhofen oder Großhöbing – geschieht dies über verschiedene Wege: 14 Sonderbauwerke übermitteln die Daten per sogenannter Zeitschlitzübertragung, 7 sind über eine Wählleitung der Telekom angebunden. „Bis spätestens 2016 schaltet die Telekom aber die analogen Anschlüsse ab“, erklärte Huy. Zudem arbeite der Leitsystemrechner mit dem Betriebssystem Windows XP – für das gibt es jedoch keinen Support mehr.

Ein neuer PC muss her samt neuer Software. Dann allerdings könnten die Einheiten, die die Zeitschlitzübertragung nutzen, nicht mehr mit dem zentralen Rechner kommunizieren. Huy plädierte dafür, sämtliche Außenstationen per GPS mit der Leitwarte in Greding zu verknüpfen, „das ist Stand der Technik“. Die Bruttokosten für die Gesamtinvestition bezifferte er auf 210 000 Euro.

Auch in der Schaltanlage sah er „dringenden Handlungsbedarf“. Die Kläranlage sei exzellent gewartet – was aber nichts daran ändere, dass die Technik veraltet sei. Heute gehe man von einem Abschreibungszeitraum von zwölf Jahren für die Elektrotechnik aus – in Greding seien viele Elemente seit 30 Jahren in Betrieb. Ersatzteile gibt es laut Huy und dem Klärwärter Werner König oft nicht mehr. Also muss auf Sicht schon wieder investiert werden.