Greding
Heißer Tee und Suppe retteten den ersten Markt

Rückblick auf die Anfänge – "Zugang zur Tracht offener und unbefangener gemacht"

28.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:44 Uhr

Tracht und alles, was dazugehört, stehen am Wochenende beim Trachtenmarkt im Mittelpunkt des Interesses. Evelyn Gillmeister-Geisenhof (mitte) erinnert sich noch genau an die Anfänge. Unterstützt wird sie bei der Organisation von Michael Ritter (rechts neben ihr) vom Landesverein für Heimatpflege - Foto: Karch

Greding (al) Die Erinnerungen sind so frisch, als lägen nicht schon zwei Jahrzehnte dazwischen. Evelyn Gillmeister-Geisenhof erinnert sich noch genau an die Anfänge des Gredinger Trachtenmarkts. Sie und Martin Wölzmüller, damals wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Landesverein für Heimatpflege, entwickelten erste Ideen für einen Trachtenmarkt. „Und dann habe ich Bürgermeister Otto Heiß angerufen und der hat sich getraut.“ Auf Greding war ihre Wahl gefallen, denn hierher hatte die Trachtenberaterin schon seit der Vorbereitung der 900-Jahrfeier 1991 gute Kontakte. Nicht so offen waren damals aber die Gredinger Gastronomiebetriebe, die das Ganze lieber erst einmal beobachten wollten. Nur das Hotel am Markt machte mit und verkaufte an einem Stand Essen. „Wir hatten einen Bratwurstwagen aus Schwabach da“, erinnert sich Evelyn Gillmeister-Geisenhof.

Der erste Trachtenmarkt begann schon am Donnerstag, denn eigentlich waren die Märkte ursprünglich auf vier Tage ausgelegt. Dafür sollten sie nur alle zwei Jahre stattfinden. 44 Stände hatte eine Jury ganz gezielt für den Markt ausgewählt, „wir wollten schließlich keinen Gemischtwarenladen“. Bei der Eröffnung war Max Streibl dabei, damals Vorsitzender des Landesvereins für Heimatpflege. Aber Evelyn Gillmeister-Geisenhof kommt beim Rückblick auf den ersten Markt etwas ganz anderes in den Sinn. „Es hat geregnet und gestürmt und wir haben gefroren wie ein Schmied. Am liebsten hätten wir alles hingeworfen“, sagt sie und kann mit 19 Jahren Abstand darüber lachen. Eine Stoffhändlerin habe sofort abreisen wollen und sich erst besänftigen lassen, als sie mit ihren Waren im Rathaus untergebracht wurde. Diese Frau, die heuer das 20. Mal am Markt ist, habe dann aber gesagt: „Ich gehe nie wieder ins Rathaus, und wenn ich davonschwimm’.“ Statt fränkischer oder bayerischer Schmankerl waren heißer Tee und Suppe angesagt. „Und trotzdem haben wir am Schluss gesagt, wir machen das nächstes Jahr wieder.“

In den ersten Jahren gab es im Gasthaus Zum Fass samstags noch spezielle Abendveranstaltungen, bis „wir gemerkt haben, dass das für die Aussteller eigentlich nicht das Richtige war“. Die wollten sich nämlich am Abend nach einem anstrengenden Markttag einfach nur zusammensetzen und ein wenig unterhalten. Deshalb wurde das „Rumlumpen“ mit verschiedenen Musikgruppen eingeführt.

Evelyn Gillmeister-Geisenhof und Martin Wölzmüller hatten für diese Samstagabendunterhaltung sogar selbst Sketche geschrieben. „Ich war da die Trachtenschnepfe, die am Samstagabend mit Lockenwicklern im Haar vor dem Fernsehen saß und das Gezeigte kommentierte“, erzählt die Trachtenberaterin lachend.

10 000 bis 15 000 Besucher lockt der Markt jedes Jahr an, kein Wunder, dass das Begehrlichkeiten weckte. „Einige hätten sich den Markt gerne einverleibt. So wurde vorgeschlagen, ihn doch auch mal in Miesbach abzuhalten oder zu rotieren.“ Ein Vorschlag, der für die Organisatoren überhaupt nicht in Frage kam. Der Trachtenmarkt gehört schließlich zu Greding.