Erlangen
"Schweizer Taschenmesser der Radiologie"

Roboter röntgen den Patienten der Zukunft – Mehr Qualität und mehr Wirtschaftlichkeit

03.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:36 Uhr

Röntgen per Fernbedienung: Vollautomatisiert soll der Patient künftig durchleuchtet werden. - Foto: Siemens

Erlangen (HK) Mit einem Roboter-Röntgensystem hat Siemens Healthcare am Donnerstag in Erlangen eine Weltneuheit präsentiert. Der „Multitom Rax“ wird bereits erfolgreich am Universitätsklinikum in Erlangen getestet. Erdacht und erbaut wurde das neue Gerät in Erlangen und Forchheim.

Weltpremiere für ein Roboter-Röntgensystem in Erlangen: Siemens Healthcare und das Uniklinikum Erlangen haben eine Weltneuheit in der Medizintechnik vorgestellt. Mit dem neuen Roboter-Röntgensystem präsentierte Siemens eine „komplett neue Klasse und komplett neue Technologie“.

Das neue Röntgengerät der Zukunft ist elegant unter der Decke angebracht. Zwei Roboterarme wirbeln wie von Geisterhand voll automatisiert durch den Raum. Per Fernbedienung fahren die Roboterarme um den Patienten.Siemens Die Technik funktioniere wie beim „Mars-Roboter“ und arbeitet mit einer Genauigkeit von 0,1 Millimeter. Untersuchungen sollen dadurch viel komfortabler werden.

„Das Gerät bewegt sich um den Patienten“, freut sich Bernd Montag, CEO von Siemens Healthcare. Schmerzhafte Umlagerungen gehörten für Patienten fortan der Vergangenheit an. Röntgenaufnahmen seien nun sowohl bei stehenden als auch liegenden Patienten möglich.

Seit wenigen Monaten wird die Weltneuheit schon im Universitätsklinikum Erlangen erfolgreich in der Praxis getestet. „Für uns stellt Multitom Rax ein Universalgerät dar, das die komplette Röntgendiagnostik abdeckt“, sagt Michael Lell, Oberarzt am Radiologischen Institut, bei der Vorstellung des neuen Roboter-Röntgensystems in Erlangen. Das neue Gerät sei das „Schweizer Taschenmesser der Radiologie“. Neben der Qualität soll mit dem neuen Gerät auch die Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung verbessert werden.

Statt vieler Geräte in vielen Räumen bräuchten Kliniken fortan nur ein Gerät in einem Raum. Mit dem neuen Roboter-Allround-Röntgensystem können außerdem die Arbeitsabläufe verbessert werden, weil das neue Gerät neben konventionellen Röntgenaufnahmen auch Fluoroskopie-Untersuchungen (Durchleuchtungen) und sogar 3D-Aufnahmen wie beim Computertomografen ermöglicht.

Zehn Geräte sind derzeit bereits weltweit im Einsatz. Ende November wird das Produkt in Amerika auf der ganz großen Bühne präsentiert. Der neue Röntgen-Roboter wird allerdings wohl nicht in kleinen Arztpraxen zu finden sein. Die Weltneuheit sei für große Medizin-Zentren mit tausenden Betten entwickelt worden. Was das Gerät kostet? Diese Frage wollte Bernd Montag noch nicht genau beantworten.

„Es ist seinen Preis wert“, sagte der Chef von Siemens Healthcare bei der Vorstellung. Der neue Roboter-Röntgenapparat sei ungefähr so teuer wie ein Computertomograf der Mittelklasse. Der Preis für das neue Wundergerät spiele sowieso nicht die Hauptrolle. „Die Anschaffungskosten sind für die großen Kliniken nicht das Problem“, erklärt Montag.

Vielmehr gehe es um langfristige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. Weltweit stünden die Gesundheitssysteme unter einem enormen Kostendruck. Eine immer bessere Versorgung bei höherer Effizienz sei das Ziel. Die „industrielle Logik“ in der Krankenversorgung nehme überall zu. Trotzdem wollten die großen Krankenhäuser weiter individuell auf die Patienten eingehen. „Es wird für die Krankenhäuser deutlich teuerer, das neue Gerät nicht zu haben.“

Erdacht wurde das neue Gerät in den letzten fünf Jahren in Erlangen. Die Röntgengeräte werden seit letztem Jahr in Forchheim gebaut. Besonders an den fränkischen Standorten von Siemens Healthcare hoffen die Mitarbeiter auf den Erfolg der Weltneuheit.