Sich in Barmherzigkeit üben

15.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Zum Bericht "Gegen Abschiebung" über die Mahnwache (EK vom 13. Februar):

Am vergangenen Samstag hat ein Bündnis eindrucksvoll gegen die Abschiebung von Asylsuchenden demonstriert. Das mag auf einige in unserer Gesellschaft wie ein Stachel wirken, aber Humanität einzufordern ist, abseits aller opportunistischen Erwägungen, christliche Pflicht! Fluchtgründe und deren Angemessenheit sollten nicht zum Maßstab für eine moralische Bewertung dienen. Das Herbeireden von sicheren Zonen, etwa in Afghanistan, zeugt von mangelnder Fähigkeit zur Wahrnehmung geopolitischer Entwicklungen in Fluchtländern. Noch immer werden dort Menschen gedemütigt, gefoltert, ihrer Rechte auf Humanität beraubt, sogar umgebracht. Sollten diese dorthin freiwillig zurückkehren? Auch Zwang anzuwenden, offenbart umso mehr eine zynische Haltung gegenüber den Sorgen und Existenzängsten entwurzelter Menschen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, in einem der reichsten Länder dieser Erde leben zu können, das seit sieben Jahrzehnten von Kriegen und deren verheerenden Folgen verschont geblieben ist. Es würde uns gut anstehen, sich in Barmherzigkeit zu üben! Die Justizvollzugsanstalt Eichstätt in eine "Abschiebeeinrichtung" umzuwidmen, ist die schlechteste Option!

Horst Christen

Eichstätt