Von Vorrang und Notwendigkeit

14.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Zur Situation im Kindergarten Rieshofen:

Nicht nur in Walting hat die kalte Jahreszeit begonnen. Besonders kalt war es im Container der integrativen "Mondgruppe € im Kindergarten Rieshofen, der in diesem Jahr am Kindergarten aufgestellt wurde und zehn Kindern von zwei bis drei Jahren einen Platz bietet. Dort hatten die Kinder nur 14 Grad Bodentemperatur in ihrem Aufenthaltsraum, obwohl die Heizung immer durchlief. Sowohl der gesunde Menschenverstand als auch das Recht untersagen so einen Notstand.

Die fürsorglichen Erzieherinnen versuchten bis zuletzt so gut es ging, mit den Missständen umzugehen. Offensichtlich ist der Container nicht auf winterliche Außentemperaturen ausgelegt, weder durch eine geeignete Bodenisolation noch durch eine angemessene Heizung. Es war zu erwarten, dass mit sinkenden Außentemperaturen die Bodentemperatur im Container noch weiter abgefallen wäre.

Das Kindergartenpersonal bestätigte mir, Bürgermeister Roland Schermer schon vor Wochen über das Problem informiert zu haben. Doch erst als ich mich an die Diözese wandte, fand man zügig eine Lösung: Noch am gleichen Tage wurde von der Leiterin des Referats Kindertageseinrichtungen ein Treffen mit allen Beteiligten einberufen und der sofortige Entschluss gefasst, dass die Kinder ab sofort im warmen Turnzimmer verbleiben dürfen; bis zur Nachrüstung des Containers.

Die Gemeindeverwaltung hat also zweifach versagt: zunächst verschleppte sie die Erweiterung der Kindergartenkapazität und dann errichtete sie ein winteruntaugliches Provisorium.

Seit vielen Jahren wird die Notwendigkeit einer Neuerrichtung oder Sanierung des Kindergartens immer größer. Der Kindergarten Rieshofen kann schon seit vielen Jahren den Bedarf der Gemeinde an Kindergartenplätzen nicht decken. Durch die Ausweisung von neuen Baugebieten liegt auf der Hand, dass mit dem Zuzug neuer Familien das Problem sich vergrößern wird.

Spätestens vor zwei Jahren wäre eine Lösung zwingend erforderlich gewesen, um den damals bereits geborenen Kindern für 2016 sichere Kindergartenplätze zu gewährleisten. Erst 2016 gebar im Juni die Gemeinde einen späten Geistesblitz: ein Provisorium in Form der Erweiterung des Kindergartens durch den zusätzlichen Container. Bedenken bezüglich des Wärmekonzepts des Containers wurde schon im Juni laut, aber von der Mehrheit des Gemeinderats überhört.

Anstelle eines neuen Kindergartens und auch der notwendigen Sanierung der Grundschule wurde das Geld der Gemeinde mit anderen Prioritäten verplant: Beim neuen und dritten Kneipp-Wassertretbecken in Walting lagen die Kosten bei etwa 100 000 Euro. Die erhofften Zuschüsse dazu blieben aus. Der Neubau der Verwaltungsgemeinschaft Eichstätt verschluckte etwa 1,3 Millionen Euro. Das beschlossene "Gemeinschaftshaus" Rapperszell mit Feuerwehr, einem Bürgersaal mit etwa 120 Plätzen bei etwa 200 Rapperszellern und weiteren Räumlichkeiten für den örtlichen Gartenbauverein ist mit 1,1 Millionen Euro veranschlagt, auch hier wird wieder mit Zuschüssen spekuliert. Und nicht zuletzt möchte die Gemeinde drei Millionen Euro in Erwerb und Erschließung des geplanten Gewerbegebiets Rapperszell investieren. Der Containeranbau im Kindergarten Rieshofen selbst soll übrigens 60 000 Euro gekostet haben. Zusammengerechnet ergeben die oben genannten Ausgaben 5,56 Millionen Euro.

Fazit: Auch wenn der beschriebene Mangel am Container nun nachgebessert wird, was die Kosten für das Provisorium zusätzlich erhöht, ändert sich nichts an der Unverhältnismäßigkeit von festgelegten Prioritäten und tatsächlichen Notwendigkeiten in der Gemeinde.

Die Kinder sind der Gemeinde weniger wert als ein neues Kneippbecken, ein neues, edel eingerichtetes Verwaltungsgemeinschaftsgebäude, ein überdimensioniertes Gemeinschaftshaus und ein überteuertes Gewerbegebiet. Nüchtern wie emotional betrachtet ist diese Benachteiligung der Schwächsten und zukünftigen Träger unserer Gesellschaft, aber auch ihrer Familien, nicht nachvollziehbar und skandalös.

Markus Birkner

Walting