Firma aus Fulda versucht "Abzocke"

01.04.2008 | Stand 03.12.2020, 6:01 Uhr

Wellheim/Eichstätt (EK) 75 Euro soll der Wellheimer Christoph Menzel an die Firma TRC Telemedia in Fulda zahlen, weil er über Telefon "kostenpflichtige Serviceleistungen" in Anspruch genommen haben soll – eine gängige Masche der "Abzocke", die auch die Eichstätter Polizei beschäftigt.

Was genau diese Serviceleistungen beinhalten, verschweigt die Rechnung der TRC Telemedia AG, und auch eine Rechnungs-, Kunden- oder Telefonnummer für Rückfragen sowie einen Überweisungsträger sucht man vergebens. Der Adresskopf spricht zwar von Fulda, weiter unten ist aber vom Hauptsitz in Belize – einem Nachbarstaat von Guatemala – die Rede.

Vor allem aber ist sich Christoph Menzel sicher, dass er diese teuren Nummern mit Vorwahlen verschiedener deutscher Städte nie gewählt hat. Schon allein deshalb, weil die Handynummer, von der diese Anrufe abgingen, ihm überhaupt nicht "gehört", sein Vorname war auch noch falsch geschrieben.

Eine Verwechslung der Nummern aus Versehen scheint das nicht zu sein. Denn fragt man nach bei der Industrie- und Handelskammer in Fulda, bei der TRC pflichtgemäß Mitglied ist, so ist dort von der Dame im Service ein Seufzer zu hören. Hier gehen vermehrt Anfragen besorgter Verbraucher, von denen die TRC Geld fordert, ein. Deshalb ist sie hier bei Weitem kein Unbekannter – wenn auch unter unterschiedlichen Namen. "Unternehmen wie diese ändern ständig ihre Firmierung", so Hermann Vogt, Justiziar bei der IHK in Fulda.

Tausende von Anzeigen hätten sich in diesem Fall schon angehäuft, in Internetforen diskutieren Betroffene, "ein Verfahren wurde aber nach meinem letzten Stand noch nicht eröffnet", so Vogt. Der Grund dafür liegt in einer "Frage der Beweisbarkeit", denn die Betrugsabsicht sei nicht ohne Weiteres nachzuweisen.

Zu einer Anzeige rät Vogt, dann, wenn man sich "hundert Prozent sicher ist, diese Nummern nicht gewählt zu haben" – was etwa durch eine angebliche Gewinnbenachrichtigung oder einen Köderanruf jeweils mit der Bitte um Rückruf passieren kann.

Meist fahre man gut damit, die "Füße still zu halten" und nicht zu zahlen, auch wenn Mahnungen und Inkassodrohungen folgen. Bis jetzt sei Vogt noch kein Fall bekannt, in dem TRC das Geld einklagt habe, ein "Restrisiko bleibt natürlich immer". Für solche Firmen bringt die Masche vor allem Geld, denn "wenn einer von zehn Angeschriebenen zahlt, lohnt es sich schon".

Menzel jedenfalls, den die seltsame Rechnung stutzig gemacht hat, hat erst einmal bei der Auskunft nach der Firma gefragt. Nachdem die aber deutschlandweit keinen Eintrag fand, hat er die IHK Fulda kontaktiert und schließlich auf deren Rat hin bei der Eichstätter Polizeiinspektion Anzeige erstattet. Hier wurde er als Zeuge vernommen, die eigentliche Sachbearbeitung liegt aber laut dem Eichstätter Polizeihauptmann Rainer Heckl beim Polizeipräsidium Osthessen in Fulda, wo, so Heckl "die Dame in der Vermittlung beim Namen TRC sofort auswendig den Sachbearbeiter nennen kann".

Im Bereich der Polizeiinspektion Eichstätt ist in Sachen TRC Menzels Anzeige bisher die erste. Allerdings geht pro Woche, so Heckl, ungefähr eine Anzeige rund um solche "Betrügereien" ein: "Prinzipiell ist das mehr geworden, vor allem im Bereich des Internets".

Ominöse Homepage-Angebote, falsche eBay-Rechnungen, extrem günstige Schnäppchen beim Online-Autokauf: Heckl warnt, bei solchen Sachen nicht zu leichtgläubig zu sein.

Im Falle von Rechnungen wie die der TRC rät Heckl , sich vom oft aggressiven Ton der Rechnungen nicht beeindrucken zu lassen und – wenn man unsicher ist – bei der Polizei nachzufragen: "Wir wissen bei einschlägigen Firmen oft schon Bescheid".