Bischöflicher Segen für Victory

26.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr
Bischof Gregor Maria Hanke besuchte am ersten Weihnachtsfeiertag gemeinsam mit dem diözesanen Migrationsbeauftragten Andreas Thiermeyer (2.v.l) die Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward, die derzeit von Flüchtlingen aus verschiedensten afrikanischen Ländern bewohnt wird. Ein junges Paar aus Nigeria zeigte ihm voll Stolz sein zweieinhalb Monate altes Baby. Rechts Einrichtungsbetreuer Tobias Geyer. −Foto: Auer

Eichstätt (aur) Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat am ersten Weihnachtsfeiertag wie schon im Vorjahr die Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward am Residenzplatz besucht. Er aß mit ihnen zu Mittag und lud sie anschließend zu Kaffee und Kuchen ins Dompfarrheim St. Marien ein.

Etwa 60 Asylbewerber sind derzeit in Maria Ward untergebracht, viele von ihnen warten schon seit einem halben Jahr auf Nachricht, wie es weitergehen soll. Alle derzeitigen Bewohner stammen vom afrikanischen Kontinent, etwa die Hälfte aus Nigeria, andere aus Somalia, Eritrea, Sierra Leone oder dem Kongo. Die meisten sind Christen. Und so musste der Bischof, begleitet vom Diözesanbeauftragten für die Migrantenseelsorge, Andreas Thiermeyer, heuer auch nicht groß erklären, dass Weihnachten war (vor einem Jahr waren die meisten in Maria Ward Muslime gewesen). Die Freude über den prominenten Besuch wurde rasch immer größer, und wieder und wieder musste Hanke mit den jungen Leuten für Fotos bereitstehen. Ein junges nigerianisches Paar erbat sich den Segen für sein zweieinhalb Monate altes, auf der Flucht geborenes Baby. Der hoffnungsvolle Name des Kindes: Victory.

Die Erstaufnahmeeinrichtung in Eichstätt gibt es seit gut zwei Jahren. Seitdem sind über 20 Flüchtlingskinder in Eichstätt geboren. Die Belegung des Hauses, das theoretisch bis zu 260 Schlafplätze bietet, war bis vor Kurzem noch wesentlich höher gewesen, schilderte Einrichtungsleiter Tobias Geyer von Jonas Better Place. „Vor zwei Wochen hatten wir noch 30 Kinder da.“ Dann seien aber alle Familien mit Kindern wegverlagert worden. „Da sind schon Tränen geflossen“, schilderte er. Jetzt seien nur noch junge Männer beziehungsweise Frauen und Paare mit Babys da.

Das Catering-Team vom Konradhof hatte zum ersten Weihnachtsfeiertag Fleischpflanzerl mit Reis gekocht – und die Gäste aßen Tisch an Tisch mit den Asylbewerbern im Speisesaal, der in den letzten Monaten mit bunten Gemälden verziert worden ist. Der Bischof nutzte die Gelegenheit, um sich über die Situation in Maria Ward aus erster Hand zu informieren. Der Überlassungsvertrag zwischen der Diözese und der Regierung von Oberbayern über die ehemalige diözesane Realschule endet am 31. März 2017. In den nächsten Wochen wird eine Besprechung mit der Regierungspräsidentin zeigen, ob eine Verlängerung der Abmachung erforderlich ist. „Die Bedarfe sind natürlich erheblich zurückgegangen“, gab Bischof Hanke zu bedenken. Die Entscheidung sei aber offen, stellte er klar. Tobias Geyer machte sich für seine Einrichtung stark: Die vergleichsweise kleine Erstaufnahmeeinrichtung in Eichstätt sei in vielfältiger Hinsicht ein Experimentierfeld und Vorbild für die großen Häuser. Eichstätt sei nach wie vor wegen seiner familiären Atmosphäre, aber auch wegen so praktischer Dinge wie der optimalen schulischen Versorgung oder auch dem kurzen Weg zum Krankenhaus einmalig. Zudem sei Maria Ward mit seinen Sprachkursen auch für die Flüchtlinge von außerhalb ein „offenes Haus“, so Geyer.

Der Bischof zeigte sich überzeugt, dass sich der Schwerpunkt der kirchlichen Asyl-Hilfe in nächster Zeit deutlich ändern werde: „Jetzt wird die Integration das nächste große Thema, die entscheidende Etappe.“ Migrationsbeauftragter Thiermeyer deutete an, dass es hier auch um Wohnungen für Flüchtlinge in Pfarrzentren und in Gebäuden des sozialen kirchlichen Wohnungsbaus gehen werde.