Projektmanagement beim Europatag

01.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:51 Uhr

Gingen noch einmal das Veranstaltungskonzept durch: die Studentinnen Jasmin Dennig (links) und Anja Eckelt. - Foto: Hirschbeck

Eichstätt (DK) Donnerstag, 17.30 Uhr. In Jeans und Turnschuhen wippt Jasmin Dennig hinter dem Rednerpult auf und ab. "Auch ich möchte Sie herzlich willkommen heißen." Ihre Worte hallen im leeren Vorlesungssaal wider. Die 27-jährige Studentin richtet ihren Blick auf die Karteikarten in ihrer Hand. "Du musst langsamer sprechen", rät eine Stimme aus der hintersten Reihe. Es ist Jasmins Kommilitonin Anja Eckelt. Ansonsten sind die beiden alleine.

Jasmin und Anja halten ihre Generalprobe ab. Vergangenen Freitag und Samstag haben die beiden Studentinnen des Master-Programms Europastudien den Eichstätter Europatag moderiert. Die zweitägige Konferenz haben die beiden fast alleine auf die Beine gestellt. Jedes zweite Jahr sollen sich die Eichstätter Europastudenten so in ihrem künftigen Beruf ausprobieren.

Freitag, 12.30 Uhr. Noch 45 Minuten, bis die Veranstaltung beginnt. "Anja, wir müssen neben den Eingang noch einen Tisch hinstellen", meint Jasmin und streicht ihre dunklen kurzen Haare zurück. Heute trägt sie Absatzschuhe, einen hellen Blazer und eine Stoffhose. Auch Anja hat sich schick gemacht – mit Rock und Weste. Schnell verteilen die beiden Flyer und Broschüren auf dem Tisch. In den vergangen zwei Monaten haben sie 150 Flyer, 100 Broschüren und 20 Plakate drucken lassen. Jasmin und Anja haben zehn Redner aus fünf Ländern nach Eichstätt geholt, alle Experten für das diesjährige Thema "Biologie, Anthropologie und Kulturkritik in der Europäischen Moderne".

12.45 Uhr. Die ersten Redner trudeln ein. Freundlich schütteln Jasmin und Anja Hände, lächeln, nicken, verteilen Konferenzmappen an die Wissenschaftler. Die letzten paar Plakate kleben schon an der Wand, vor dem Rednerpult weht eine Europaflagge. Verstohlen holt Anja ein paar Stöckelschuhe aus einer Plastiktüte und zieht sie an. Die 23-Jährige studiert seit einem Jahr in Eichstätt. Davor hat sie ihren Bachelor in Französische Studien in Konstanz gemacht. Nach ihrem Master will sie in der Personalabteilung einer internationalen Firma arbeiten und Mitarbeiter trainieren, die ins Ausland gehen sollen. Den Europatag hält sie für eine gute Übung: "Es geht ja um Projektmanagement. Wen lädt man ein, was muss man im Vorfeld abklären? Das Projekt bereitet mich auch darauf vor, vor vielen Leuten zu sprechen."

13.15 Uhr. Die Konferenz beginnt. Sonja Becker, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Zuständige für den Europatag, begrüßt die Redner und das Publikum. Danach spricht Richard Nate, Mentor des Studiengangs, ein paar einführende Worte. Jasmin sitzt aufrecht in der ersten Reihe. Das Publikum klatscht, Nate geht zurück, und Jasmin macht sich auf den Weg zum Rednerpult. Ursprünglich kommt sie aus Karlsruhe. Dort hat sie auch ihren Bachelor gemacht. Für ihren Master ist sie nach Eichstätt gekommen, weil hier ein Auslandssemester verpflichtend ist. Im Winter wird sie in Mexico City studieren.

Jasmin bleibt hinter dem Pult stehen und atmet noch einmal tief ein. "Auch ich möchte Sie herzlich willkommen heißen."

Samstag, 13.45 Uhr. Jasmin und Anja sitzen in der ersten Reihe, allein im leeren Vorlesungssaal. Die beiden Studentinnen lächeln zufrieden. Neun Wochen Organisationsarbeit für neun Stunden Konferenz. Nun ist sie vorbei. Alles ist glatt gelaufen. "Im Nachhinein gesehen war das Projekt Europatag wie ein Praktikum im Studium. Das finde ich gut", sagt Anja und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. "Ja, stimmt", meint Jasmin. "Diese Erfahrung kann ich nur empfehlen."