Pollenfeld
Vom Feld in die Heizung

Seit 2005 betreiben die Grienbergers in Pollenfeld eine Biogas- und Hackschnitzelanlage

02.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Die Biogasanlage von Marion und Roland Grienberger versorgt 53 Pollenfelder Anwesen, darunter auch die Pfarrkirche, die im Hintergrund zu sehen ist. - Fotos: Steimle

Pollenfeld (EK) Mais, Gras und Gülle - das sind die Zutaten, aus denen in Pollenfeld Strom und Wärme gewonnen werden. Seit 2005 betreibt die Familie Grienberger eine Biogasanlage und eine Hackschnitzelheizung und versorgt damit 53 Anwesen im Ort.

Roland Grienberger steuert den Wagen in Richtung seiner Biogasanlage durch den Ort und weist gleichzeitig auf die Häuser rechts und links der Straße. "Hier sieht man im Winter keinen Schornstein rauchen", sagt er, denn die Wärme kommt über unterirdische Rohre in die Heizungen. Der Blick auf eine Karte verrät, wann welche Anwesen angeschlossen wurden, die letzten erst im vergangenen Jahr. Im Landkreis Eichstätt sei ihm kein zweites Wärmenetz dieser Größe bekannt, sagt Roland Grienberger, "in Mittelfranken gibt es das häufiger, beispielsweise sind in Raitenbuch 100 Anwesen angeschlossen".

Die stetige Vergrößerung der Anlage ist aber nicht das Ziel von Marion und Roland Grienberger. "Wir wollen unsere Biogasanlage und die Hackschnitzelheizung standortangepasst und im Einvernehmen mit unseren Nachbarn betreiben", sagt der 44-Jährige, der die elektrische Leistung seiner Anlage mit 290 Kilowattstunden (kWh) angibt. (Durchschnitt der Leistung von Biogasanlagen in Bayern 2014: 334 kWh, Deutschland: 486 kWh, Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien) "Außerdem möchten wir möglichst alles nutzen, was an Strom, Wärme und Dünger vorhanden ist."

Das gilt auch für die Nachbarschaft, mit der die Grienbergers in einem partnerschaftlichen Verhältnis arbeiten wollen: Insgesamt zehn Bauern pflanzen für die Familie beispielsweise Mais an, helfen beim Transport oder liefern die Rindergülle, die mit den Energiepflanzen vermengt und vergoren wird. Den Gärrest, der laut Roland Grienberger besser aufgenommen wird als Kunstdünger, fahren die Landwirte wiederum auf ihre Felder.

Als das Ehepaar 1996 den Hof von Roland Grienbergers Eltern übernahm, hielten sie "13 bis 14 Kühe, einige Schweine" und bewirtschafteten Felder, aber alles im Nebenerwerb, "darum habe ich eigentlich auch Groß- und Außenhandelskaufmann gelernt und später die landwirtschaftliche Lehre nachgemacht", erzählt der Pollenfelder.

Den ersten Schritt Richtung erneuerbare Energien gingen die Grienbergers im eigenen Haus: Sie bauten eine Hackschnitzelheizung ein, Ende der 90er Jahre "war das noch eher ungewöhnlich", aber das Ehepaar wollte weg vom Heizöl. Bei seiner Arbeit als Landmaschinenverkäufer sah Grienberger immer wieder Biogasanlagen und baute 2005 schließlich selbst eine. "Das war schon ein Wagnis", sagt Marion Grienberger, "man überlegt sich schon, ob das alles funktioniert und man sich finanziell nicht übernimmt."

Den akustischen Beweis, dass es funktioniert, liefern die beiden Motoren, die einen Höllenlärm verbreiten. Das Methangas werde gespeichert und hier im Blockheizkraftwerk verbrannt, erklärt Grienberger. Der Strom wird ins öffentliche Elektrizitätsnetz eingespeist, seit 2010 wird die Wärme in die Heizungen der Pollenfelder geschickt. "Das rundet das Ganze für mich ab", sagt Marion Grienberger, "denn die Wärme wäre ja trotzdem da, man bräuchte einen Notkühler." Von November bis März wird zusätzlich zur Biogas- die Hackschnitzelanlage zugeschaltet. Das war nach der letzten Erweiterung im vergangenen Jahr notwendig geworden. "An das erste Wärmenetz wurden 2010 18 Abnehmer angeschlossen", sagt Roland Grienberger, darunter waren auch größere Gebäude wie das Pfarrzentrum samt Kirche oder das "Gasthaus zum Bäckerhannes". "Sie haben Vertrauen in uns gehabt und einfach mitgemacht", sagt der Landwirt, dabei "war das 2010 noch etwas Ungewöhnliches".

Aktiv Werbung habe man auch in den Jahren danach nicht gemacht, die Pollenfelder kamen selbst auf die Grienbergers zu, um einen Fernwärmeanschluss zu bekommen. "Natürlich versuchen wir, unter den Heizölpreis zu kommen", was im Moment "gerade so möglich ist". Das sei aber nicht die Hauptmotivation der Abnehmer, betont Roland Grienberger, "wichtig ist, dass die Wärme aus Pollenfeld kommt und nicht aus Saudi Arabien." Bei der Kombination von Biogas und Hackschnitzel werden im Jahr 2,3 Millionen kWh Wärme genutzt, um die Häuser und die Trocknungsanlage für die Ernte zu versorgen. "Würde man diese Wärmemenge mit Heizöl produzieren bräuchte man über 250 000 Liter Heizöl."