Nassenfels
"Trauungen werden immer etwas Besonderes bleiben"

Der neue Nassenfelser Bürgermeister Thomas Hollinger kommt momentan kaum zum Durchschnaufen

19.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Thomas Hollinger, Bürgermeister von Nassenfels. - Foto: aur

Nassenfels (EK) Da muss er sich ganz schön umstellen, der Thomas Hollinger: An seinem alten Arbeitsplatz, im EDV-Management der Diözese Eichstätt, hatte er wie es sich für einen rechtschaffenen Angestellten gehört eine 39-Stunden-Woche. Seit Mai ist er Bürgermeister von Nassenfels, und man kann sagen, dass sich momentan fast sein ganzes Leben ums Rathaus dreht.

Die Bürozeiten mit 40 bis 45 Stunden wären eigentlich ganz zivil, aber auch jenseits der Amtsstube drängt sich Termin an Termin. „60 bis 70 Stunden darf man momentan rechnen“, sagt der neue Gemeindechef, der von CSU und Freien Wählern in trauter Eintracht aufgestellt worden war. Die Kandidatin der Bürgerliste blieb chancenlos.

Thomas Hollingers Frau Maria „trägt das voll mit“, sagt der Bürgermeister. „Da haben wir vorher ausführlich drüber gesprochen. Den Weg gehen wir zusammen, und ich kriege da Gott sei Dank moralischen Beistand.“

Nach 100 Tagen im Amt ist Hollinger noch kaum zum Durchschnaufen gekommen. Schonfrist? „Der erste Arbeitstag, ein Freitag, war vielleicht Schonfrist, aber ab Montag ging es los mit den ersten Entscheidungen.“ Und das waren keine Kinkerlitzchen. Da geht es zum Beispiel um kleinere Baugebiete in Zell und Meilenhofen: „Es sieht gut aus, dass es da zu einer Einigung kommt“, sagt Hollinger. Und schon geht die Türe auf, der Kämmerer schneit mit einem Schriftstück zur Unterschrift herein. Später stellt sich heraus: eine Anweisung für einen Kredit von einer Million Euro. Bauland ist teuer.

Mit Hollinger haben die rund 2000 Einwohner der Marktgemeinde Nassenfels erstmals einen hauptamtlichen Bürgermeister. „Das ist dringend notwendig“, sagt der neue Mann. „Das kommt bei den Leuten und auch bei der Verwaltung sehr gut an, dass der Bürgermeister tagsüber verfügbar ist.“ Die Bürotüre, so hat er das eingeführt, steht fast immer offen. Hollinger will leicht erreichbar sein. Mittags, das ist eine ganz neue Erfahrung, ist er jetzt daheim. „Ein Luxus.“ Richtig fest einplanen kann ihn seine Frau trotzdem nicht, weil oft was dazwischen kommt. „Da wird’s halt auf einmal zwei Uhr.“

„Es ist wirklich sehr viel Arbeit“, sagt Hollinger, der auch zum Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Nassenfels (bestehend aus den Gemeinden Adelschlag, Egweil und Nassenfels) gewählt worden ist. Aber es ist auch schön – und oft komplett anders als die Büroarbeit in der Diözese. „Ich durfte auch schon meine erste Trauung halten, noch dazu bei einem befreundeten Paar“, erzählt er. „Das war beeindruckend, und ich bin überzeugt, dass Trauungen immer etwas Besonderes bleiben.“ Oder Goldene Hochzeiten, Feste in der Gemeinde, Besuche in der Schule oder im Kindergarten. Die Kinder, man ist auf dem Dorf, grüßen den Bürgermeister freudig auf der Straße. Hollinger freut sich drüber, wenn er mit den Menschen ins Gespräch kommt, wie schnell und unkompliziert hier kleine Probleme auf den Tisch kommen und besprochen werden können. Freizeit und Dienst sind da freilich kaum zu trennen, nicht in einer so überschaubaren Gemeinde wie Nassenfels.

Die Erwartungen, so scheint es, sind groß an den „Neuen“, und er spürt das deutlich. „Es ist an der Zeit, manche Dinge gezielter und konsequenter anzupacken“, sagt er. Im Marktgemeinderat seien von 13 Mitgliedern acht neu, einschließlich Bürgermeister. Hollinger hatte 17 Jahre für den EICHSTÄTTER KURIER aus dem Gemeinderat berichtet, „das macht es mir natürlich etwas leichter. Aber jetzt sitzt man auf der anderen Seite.“ Hollinger freut sich über die neue Aufgabe – aber er hat auch Respekt vor der Verantwortung. Seine Motivation sei groß. Zu groß manchmal? Hollinger sagt nachdenklich: „Man muss aufpassen, dass der Körper mitmacht. Man muss aufpassen, dass man nicht zu viel auf einmal anpackt.“