Mörnsheim
Material für Tore nachts "organisiert"

Anfänge des VfB Mörnsheim vor 70 Jahren waren abenteuerlich Mit Zementsäcken bei Adidas

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Foto: DK

Mörnsheim (EK) Vor 70 Jahren wurde der VfB Mörnsheim gegründet. Das feiert der Verein am 3. Oktober mit einem Bildervortrag und anschließenden gemütlichen Abend. Die Entstehungsgeschichte des VfB Mörnsheim war ebenso spannend wie abenteuerlich.

Das Gastzimmer der Wirtschaft Stößl war nach Kriegsende Treffpunkt der gestandenen Mörnsheimer. Alt und Jung versammelten sich um den grünen Kachelofen. Oft genug holten der Pfister Xaver, Schabacker Sepp, Hammel Xaver und Stößl Max senior, um nur einige zu nennen, die alte Mörnsheimer Sportgeschichte aus der Vergangenheit zurück: die Turngemeinschaft, die DJK, die glänzenden Erfolge der Faustballer und Fußballer.

Da regte sich bei manchem der jüngeren Generation der Wunsch, das sportliche Erbe der Väter anzunehmen und aktiv Sport zu treiben. Im Laufe der Zeit scharten sich um die Initiatoren Anton Schwab, Xaver Henle, Max Stößl, Adalbert Nar und Hans Berner immer mehr Gleichgesinnte, sodass die Gründung eines Sportvereins immer mehr konkrete Formen annahm. Bei einer Zusammenkunft auf der Terrasse des jetzigen Hotels Lindenhof wurde vor 70 Jahren die Gründung des VfB Mörnsheim ausgemacht. Eines Tages hing ein Plakat an der Anschlagtafel, das am 29. Juni 1946 alle Sportbegeisterten in den Saal der Gastwirtschaft Steib, heute Heinle, rief.

34 Sportfreunde kamen, und nach einer regen Diskussion wurde der Verein für Bewegungsspiele gegründet. Vorsitzender wurde Anton Schwab, sein Stellvertreter Xaver Henle. Kassier war Xaver Stößl, Schriftführer Anton Schwab. Im Ausschuss saßen Johann Fischer, Karl Miedel und Max Stößl.

Der Anfang war gemacht. Aber es kam zu Schwierigkeiten. Nach den damaligen Bestimmungen der Militärregierung erhielt ein Verein nur die Lizenz zur Gründung, wenn mindestens vier Einwohner Mörnsheims, die laut Bescheid der Spruchkammer vom Nationalsozialismus unbelastet waren, gegenüber dem Landratsamt Eichstätt eidesstattlich bestätigten, dass die Ziele des Vereins nicht politischer, militärischer und umstürzlerischer Natur seien. Sofort stellten sich als Bürgen Xaver Pfister, Arnold Lorenz, Hermann Zips und Sepp Schabacker zur Verfügung. Damit bestand der VfB Mörnsheim auch auf dem Papier.

Aber die Gründer wollten aktiven Sport betreiben und dazu gehörte ein Sportplatz. In Altendorf bei der eisernen Brücke war eine Wiese, die der Firma SAV gehörte. Vorsitzender Schwab sprach beim damaligen Direktor Zehntner vor und bat darum, die Wiese als Sportplatz benutzen zu dürfen. Zehntner sagte ja, und der VfB hatte seinen Sportplatz - allerdings ohne Tore, ohne Netze. So etwas käuflich zu erwerben, war in der Nachkriegszeit fast unmöglich und für einen armen Sportverein schon gar nicht. Deshalb musste man sich auf das Organisieren verlegen. In Altendorf an der Straße lagerten Baumstämme, und eines Nachts gehörten zwei davon dem Mörnsheimer Sportverein. Nach dem Bearbeiten im Sägewerk konnten die Tore aufgestellt werden. In der Nähe des Bahnhofs Solnhofen stand auf einem Abstellgleis ein Zug, der schöne Heizungsrohre geladen hatte - wie geschaffen zum Anschrauben an die Tore. Eines Abends, nach Einbruch der Dunkelheit, rückte das "Organisationskommando" aus nach Solnhofen, "bewaffnet" mit Eisensägen und Brechstangen. Die benötigten Rohre waren schnell gefunden und mitgenommen. Die Ermittlungen der Bahnpolizei verliefen im Sande. Die Tore standen, aber die Netze fehlten noch. Einer wusste von einem Maschenzaun beim Mayr in Haunsfeld. Sofort wurde das "Organisationskommando" in Marsch gesetzt, und die Beschaffung von Tornetzen ging reibungslos vonstatten. Der "Moa" aus Haunsfeld konnte am nächsten Tag seine Kühe wieder einfangen. Bei den Fußballschuhen und der Sportbekleidung musste man wieder auf den Pfad der Tugend zurückkehren: Die Sportler fragten beim Zementwerk an, ob sie nicht ein paar Sack Zement bekommen könnten. Das Werk war sehr großzügig und stiftete 50 Sack Zement. Mit dieser Ladung fuhr die Mörnsheimer nach Herzogenaurach zur Firma Adidas, die damals im Aufbau war. Unter dem Motto "Zement für Sportausrüstung" wechselte beides die Besitzer. Beladen mit Fußballschuhen und Trikots fuhr man wieder nach Hause. Die Sporthosen wurden privat genäht. Als Sportlokal wurde das jetzige Hotel Lindenhof gewählt, den Umkleideraum stellte der Wirt von Altendorf zur Verfügung.

Der Verein meldete sich zu den Verbandsspielen an, das erste Match ging zwar mit 2:7 gegen den Erzrivalen Dollnstein verloren, aber das konnte keinen verdrießen. Der Anfang war schließlich gemacht, und die Erfolge blieben nicht aus.

Der VfB Mörnsheim entwickelte sich in kurzer Zeit zum größten Verein der Gemeinde, und die Mitgliederzahl stieg von 34 auf 182. Die Blüte des Vereins hielt bis zur Währungsreform 1948 an. Neben Fußball gab es noch Faustball, Tischtennis, eine Frauenhandballmannschaft, sogar eine Sparte für Musik und Unterhaltung. Tanzabende und Faschingsbälle wurden veranstaltet.

Die Aktiven trugen die Kosten für ihre Sportkleidung selbst, zu den Auswärtsspielen wurde mit Fahrrädern gefahren oder teilweise zu Fuß gegangen. Als luxuriös galt damals die Fahrt mit dem Bulldoganhänger oder dem Holzgaser der Firma Omnibus Lamm.

Heute kann der VfB Mörnsheim auf 70 Jahre zurückblicken. Um diese sieben Jahrzehnte Fußballgeschichte in Erinnerung zu behalten, hat Vereinsmitglied Emil Meier über Jahre hinweg Bilder gesammelt. Mit diesem Fotomaterial gestaltet der Verein am 3. Oktober um 18.30 Uhr im Haus des Gastes einen Vortrag mit dem Titel "70 Jahre VfB Mörnsheim Fußball". Der Eintritt ist frei. Eingeladen sind alle, auch Nichtmitglieder, alle ehemaligen Spieler, Spielerfrauen, alle Interessierten, Frauen und Jugendliche. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Anschließend ist gemütliches Zusammensitzen und Austausch alter Erinnerungen.