Mörnsheim
Auffahrt zur Datenautobahn geschaffen

Minister Söder gibt Startschuss: Schnelles Internet für Mörnsheim, Dollnstein, Wellheim und Solnhofen

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Ein weißer Kasten mit einem großen roten Knopf: Den drückte Finanzminister Markus Söder, um den symbolischen Startschuss für das schnelle Internet zu geben. Mit dabei (von links): die Landtagsabgeordneten Eva Gottstein und Tanja Schorer-Dremel, Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, Markus Söder, die Bürgermeister Richard Mittl und Robert Husterer, Annette Schumacher von Kabel Deutschland, Bürgermeister Wolfgang Roßkopf, Regierungsdirektor Daniel Kleffel und Landrat Anton Knapp. - Foto: baj

Mörnsheim (EK) Schnelles Internet auch für kleinere Orte? Kein Problem: Zumal in Bayern die Fördergelder üppig sprudeln. Umso bemerkenswerter ist der Weg, den vier Gemeinden gemeinsam gewählt haben, um Anschluss zur Datenautobahn zu bekommen. Sie verzichten auf Finanzspritzen aus München.

Das hat Finanz- und Heimatminister Markus Söder offensichtlich so beeindruckt, dass er nach Mörnsheim kam, um eigenhändig den symbolischen Startknopf zu drücken, der die Tür zum Reich der Megabits öffnet. Mit ihm waren der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl, die Landtagsabgeordneten Eva Gottstein und Tanja Schorer-Dremel, Landrat Anton Knapp und Regierungsdirektor Daniel Kleffel vom Finanzministerium angereist und die unterstrichen die Bedeutung des Augenblicks.

Schon vor geraumer Zeit haben sich Mörnsheim, Dollnstein, Wellheim und – regierungsbezirksübergreifend – Solnhofen zusammengeschlossen, um zu überlegen, wie sie schnelles Internet in ihre Mauern holen könnten. Das aktuelle, 1,5 Milliarden Euro umfassende Förderprogramm ist zwar verlockend, aber eine Kommune muss immer auch selbst Geld in die Hand nehmen. Deshalb wandten sich die vier Bürgermeister voller Vertrauen an Kabel Deutschland, auf dass dieses Unternehmen den Ausbau eigenwirtschaftlich übernehme. Kabel Deutschland winkte umgehend ab: Das rechne sich für diesen Teil des ländlichen Raums nicht.

Aber die Bürgermeister Richard Mittl (Mörnsheim), Wolfgang Roßkopf (Dollnstein), Robert Husterer (Wellheim) und Manfred Schneider (Solnhofen) ließen nicht locker. Unterstützt von den jeweiligen Gemeinderäten starteten sie eine Informationskampagne und machten so viel Öffentlichkeitsarbeit, dass bald mehr als 1300 Bürger ihr ernsthaftes Interesse an schnellem Internet bekundeten.

Nun sah auch die Sache für Kabel Deutschland anders aus; der Konzern beschloss, hier im westlichen Landkreis Eichstätt und im südlichen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen eigenwirtschaftlich zu investieren. Im Wesentlichen ging es darum, ein Glasfaserkabel von Dollnstein über Haunsfeld nach Solnhofen zu verlegen. In den Orten selbst mussten keine Bagger anrollen. „Bei uns gibt es seit 30 Jahren Kabelfernsehen“, sagte Bürgermeister Mittl. Diese Infrastruktur kann jetzt mitgenutzt werden. Möglich sind Übertragungsraten von bis zu 100 Mbit pro Sekunde. Nutzbar ist die Technik voraussichtlich ab Mitte September. Und das soll nicht das Ende sein, wie Annette Schumacher, Abteilungsleiterin Regulierung und Public Affairs bei Kabel Deutschland, andeutete: Angedacht ist ein weiterer Ausbau auf 200 Mbit pro Sekunde. Wann das geschehen werde, sei allerdings noch ungewiss.

Schumacher stellte bei dem Termin im Mörnsheimer Kastenhof die Grunddaten dieses Ausbaus vor: 3200 Haushalte in den vier beteiligten Gemeinden und damit mehr als 90 Prozent seien angeschlossen. Die von Kabel Deutschland angebotene Infrastruktur basiere auf Glasfaser und Koaxialkabel. Mit Hilfe modernster Technologie seien bereits heute Produkte mit bis zu 400 Mbit pro Sekunde im Download realisierbar. Mit anderen Worten: Die Infrastruktur sei zukunftssicher.

Söder betonte, dass schnelles Internet kein Privileg von Großstädten sein dürfe. Dank des aktuellen Förderprogramms seien im Landkreis Eichstätt 90 Prozent der Gemeinden im Verfahren; bayernweit seien es 89 Prozent. „Der Breitbandausbau ist ein dynamischer Prozess. Deshalb wollen wir nicht 2017, 2018 aufhören.“

Dann seien zwar sämtliche Kommunen angeschlossen, nicht aber alle Haushalte. Ein wichtiger Punkt sei ferner die Ergänzung des bestehenden W-Lan-Netzes. Das werde ab der zweiten Jahreshälfte in Angriff genommen, teilte Söder mit. Das sei auch in touristischer Hinsicht wichtig. Auf EU-Ebene gelte es, Regularien zu erleichtern. „Dann geht’s schneller.“ Wie Bürgermeister Roßkopf erklärte, profitieren vom neuen Glasfaserkabel Dollnstein selbst und Breitenfurt; Obereichstätt hatte bereits vorher schnelles Internet. Ein Sorgenkind ist noch das Gewerbegebiet: Das hat noch keinen Zugang. Das falle in die nächste Ausbaustufe, so der Bürgermeister. Momentan befinde man sich im Markterkundungsverfahren. Der Ausbau werde nächstes Jahr erfolgen.

Froh über die aktuelle Lösung ist auch sein Wellheimer Kollege Husterer. Wellheim und Konstein seien nun versorgt. Dort waren die Bedingungen schon zuvor nicht schlecht, so dass diese Orte wohl nicht unters Förderprogramm gefallen wären. Die Gemeinde hätte zur Verbesserung der Lage ordentlich Geld in die Hand nehmen müssen. Das kann sie nun anders einsetzen. „Jetzt ist es leichter, mit den Ortsteilen, mit Gammersfeld, Aicha, Biesenhard und Hard weiterzumachen“, so Husterer.