Meilenhofen
"Unsere Schöpfung ist kein Steinbruch"

Bischof Gregor Maria Hanke beim Leonhardiritt in Meilenhofen Dank an Organisator Andreas Spreng

05.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr

Foto: Andreas Graf

Meilenhofen (EK) Beim Ritt zu Ehren des heiligen Leonhard in Meilenhofen, der hier seit 1422 als Schutzpatron verehrt wird, konnte man auch diesmal wieder meinen, in einem Werbefilm bayerische Idylle gelandet zu sein: Blaskapelle, barocker Kirchturm und Würdenträger aus Politik und Kirche.

Und Veranstalter Andreas Spreng teilte dann voller Stolz auch noch mit: "So etwas haben wir hier noch nie gehabt." Denn erstmals war sogar ein Sechsspänner mit von der Partie. Der Auftritt des überstarken Pferdefuhrwerks hatte natürlich einen Grund: Bischof Gregor Maria Hanke feierte mit den Gläubigen am Kirchenvorplatz in Meilenhofen Gottesdienst und nahm bei der anschließenden traditionellen Prozession auf der von sechs Rössern gezogenen Kutsche Platz.

In seiner Predigt thematisierte Hanke den Zusammenhang von Schöpfung, Landwirtschaft und Mensch. Aufgrund seines Attributs der Kette sei der heilige Leonhard bereits im Mittelalter als Patron der Tiere, insbesondere der Pferde, verehrt worden, sagte Hanke, der dann aber auch einen Verweis auf die Jetztzeit brachte: Die stets mit Leonhard dargestellten Fesseln könnten nämlich heute auch für Befreiung stehen. Denn im Hinblick auf zu intensive Landwirtschaft oder den globalen überhöhten Ressourcenverbrauch mahnte das Bistumsoberhaupt, "dass die Schöpfung aus der Knechtschaft durch den Menschen befreit werden soll". Der Natur werde durch den Menschen Gewalt angetan. "Unsere Schöpfung ist kein Steinbruch, sondern ein Haus für alle", sagte Hanke im Hinblick auf eine Verantwortung für unser Handeln in und mit der Schöpfung.

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde noch eine besondere Ehrung vergeben: Andreas Spreng organisiert seit 25 Jahren den Leonhardiritt und ist zudem seit 1996 Kirchenpfleger von Meilenhofen. Für dieses langjährige Engagement erhielt er zusammen mit seiner Frau Stilla aus den Händen von Bischof Hanke eine Urkunde. Auch Meilenhofens Pfarrer Andriy Mykhaleyko bedankte sich bei dem langjährigen Organisator und verriet: "Ihnen haben wir es zu verdanken, dass in diesem Jahr Bischof Hanke mit uns den Gottesdienst gefeiert hat." Und der Ortspfarrer ließ auch keinen Zweifel an der Organisationsfähigkeit des langjährigen Kirchenpflegers aufkommen: "Mich würde es nicht wundern, wenn nächstes Jahr die Bundeskanzlerin nach Meilenhofen zum Leonhardiritt kommen würde." Auch die stellvertretende Landrätin Tanja Schorer-Dremel bedankte sich bei Spreng für dessen Engagement und würdigte, "dass in Meilenhofen durch die Verbindung von Brauchtum und Christentum Wurzeln für die Menschen geschaffen" würden. Ein Höhepunkt war auch gestern wieder die traditionelle Pferdesegnung: Über 100 Pferde zogen an Bischof Hanke vorbei, der die Tiere mit einer Leonhardireliquie segnete, die der Ort Meilenhofen im Jahr 1770 direkt aus Rom erhalten hatte.

Nach dem Gottesdienst setzte sich ein majestätischer Zug in Richtung Zell an der Speck in Bewegung. Angeführt vom Kreuzträger und den Fahnen machte sich die Wallfahrtsschar auf den Weg in die Nachbarortschaft. Äußerst beeindruckend und auch etwas beängstigend war die Stimmung, als die vielen Pferdehufen von den Hauswänden widerhallten und das bunte Wiehern der Pferde einen denken ließ: "Die Reiter werden schon alles unter Kontrolle haben."

Vom kleinen Pony, das fast ein wenig tollpatschig am Kirchplatz vorbeisprang und damit einige Lacher erntete, über die großen, fein herausgeputzten Warmblüter mit ihren uniformierten, stolzen Reiterinnen bis hin zum wuchtigen Ackergaul, von dem man lieber nicht auf den Fuß getreten bekam: Die unterschiedlichsten Rösser waren mit von der Partie.

Ein Hingucker freilich war der Sechsspänner, der Rainer Günthner aus Landershofen gehört und in dessen Kutsche neben Bischof Gregor Maria Hanke auch Pater Slavomir Platz nahm. Auf einer weiteren Kutsche saßen die stellvertretende Landrätin und Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, Bezirksrat Reinhard Eichiner, die Bürgermeister Thomas Hollinger und Edmund Graf sowie Altbürgermeister Andreas Husterer und Kreisrat Andreas Husterer.

Inmitten der Prozession ritt Pfarrer Andriy Mykhaleyko mit der Reliquie des heiligen Leonhard. Für den Pfarrer ist der Ritt auf einem Pferd schon fast Routine: Immerhin war es schon das fünfte Mal, dass der Geistliche die Wallfahrt auf dem Pferd begleitet hat. Dementsprechend souverän schwang sich Andriy Mykhaleyko auf Pferd Aragon. Doch die Möglichkeit einer kleinen Übung am Vortag hatte er sich nicht entgehen lassen, wie die Pferdeführerin unserer Zeitung verriet. Weitere Kutschen und Fahnenabordnungen rundeten den festlichen Zug ab.

Nach der Rückkehr nach Meilenhofen wurde an die Reiter und Kutscher gesegnetes Brot und Salz verteilt - als Mittel gegen Krankheiten, wie es der Volksglaube wissen will. Mit einem Geschicklichkeitswettbewerb fand der diesjährige Leonhardiritt dann sein Ende.