Ingolstadt
Airbus zieht die Reißleine

Militärflugzeug-Chef muss wegen Pannenserie beim A 400M gehen

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Ingolstadt (DK) Airbus zieht Konsequenzen aus dem Debakel mit dem Militärtransportflugzeug A 400M: Der Spitzenmanager Domingo Ureña-Raso (Foto), der als Chef der Militärflugzeug-Sparte auch für das Manchinger Airbuswerk zuständig war, muss gehen. Das teilte der Konzern gestern mit. Die Aufsicht über das Projekt wird verstärkt.

Verzögerungen, Preissteigerungen, lange Mängellisten – der neue europäische Militärtransporter macht Airbus schon seit Jahren Probleme. Die Bundeswehr, die dringend auf Ersatz für die betagten Transall-Maschinen wartet, erhielt erst im Dezember 2014 das erste Exemplar – mit vier Jahren Verspätung. Und das Verteidigungsministerium hat inzwischen 161 Mängel aufgelistet, an denen das Flugzeug noch leidet.

Airbus-Chef Tom Enders musste sich am Mittwoch in aller Öffentlichkeit für die Pannen entschuldigen. Jetzt macht er offensichtlich intern richtig Druck: Der Spanier Ureña-Raso (56), der das A 400M-Projekt bereits seit 2009 zu verantworten hat, tritt mit sofortiger Wirkung ab und übernimmt andere Aufgaben im Konzern, wie Airbus gestern mitteilte. Sein Nachfolger wird ab März Fernando Alonso (58), der bisher für die Testflug-Programme der zivilen Airbus-Sparte verantwortlich war. In der Zwischenzeit übernimmt Bernhard Gerwert, als Chef der Airbus-Verteidigungssparte Defence and Space eine Hierarchie-Ebene über Ureña-Raso angesiedelt, die Aufgabe mit.

In einem Brief an die Mitarbeiter, der unserer Zeitung vorliegt, kündigte Gerwert außerdem ein eigenes Aufsichtsgremium für den A 400M unter seiner Leitung an. Die Fertigung in Sevilla wird unter die Aufsicht der Qualitätssicherungs-Expertin Pilar Albiac-Murillo gestellt. Gerwert appelliert in dem Schreiben an die Mitarbeiter, das Projekt „schnell wieder auf Kurs zu bringen“.

Das wird keine leichte Aufgabe: An die Bundeswehr sollten dieses Jahr eigentlich noch fünf A 400M ausgeliefert werden. In Berlin rechnet man derzeit damit, dass es höchstens drei werden. Seite 9