Haunstetten
"Grünes Gold" und "grüner Mist"

Verkehrsminister Alexander Dobrindt zu Gast beim Hopfenzupferfest in Haunstetten

27.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Bürgermeisterin Rita Böhm (Mitte) begrüßte Verkehrsminister Alexander Dobrindt gemeinsam mit Bezirksrat Reinhard Eichiner, Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl und der CSU-Kreisvorsitzenden Tanja Schorer-Dremel (von links). - Foto: Gabler

Haunstetten (EK) Zum politischen Nachmittag beim 38. Hopfenzupferfest in Haunstetten, Markt Kinding, waren gestern Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und der Eitensheimer Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl zu Gast.

"Ich bin gerne hier auf dieser Bühne", stellte Dobrindt im CSU-Wahlkampfmodus fest: "Denn von hier oben sehe ich das grüne Gold der Hopfenpflanzen, während ich in Berlin auf grünen Mist schaue." Und auch Brandl hat in Bayern gelernt, dass die kleinen Gemeinden die schönsten Feste feiern. Nach einer fast familiären Ankunft am Festplatz wurde der Minister symbolisch von Kindern auf dem Fahrrad oder auf dem Roller ins Festzelt geleitet. Mit dabei auch Kindings Bürgermeisterin Rita Böhm, die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel und der Bezirksrat Reinhard Eichiner (alle CSU).

Im Festzelt sammelten sich die Besucher, wobei auch Plätze leer blieben, und Böhm stellte die Grenzlandgemeinde mehrerer Regierungsbezirke und Hopfensiegelgemeinde erst einmal in Kurzform vor. Dabei nannte sie auch den Kindinger Berg und den ICE-Halt: Sie verwies auf die Tücken der Bergtrasse der Autobahn A 9 und monierte vor allem einen schlechten Takt für Pendler am Bahnfahrplan.

Dobrindt dankte der Gemeinde und der Landjugend für das Erhalten von Traditionen mit der Durchführung eines solchen Festes, er begrüßte das klare Bekenntnis zur Dorfgemeinschaft. "Das ist heute keineswegs selbstverständlich." In der Verantwortung für kommende Generationen müsse kulturelle Heimat gepflegt werden. "Wir sind nicht Lederhosen", verkündete er und erinnerte an die christlichen Werte und eine Leitkultur, die gelebt werden müsse und für alle Gültigkeit habe. "Heimat ist Identität und Integration." Letzteres funktioniere aber nicht grenzenlos, deshalb ist für Dobrinth die Obergrenze beim Zuzug von Flüchtlingen nötig. Dabei blickt er auch auf Sicherheitsaspekte und erinnerte an chaotische Zustände beim G 20-Gipfel in Hamburg. Dobrinth nannte es eine "große Unverschämtheit", dass kurz nach den Ausschreitungen ein Verschulden bei Polizei oder Ordnungsdiensten gesucht worden sei. Linke Gewalt dürfe nicht verharmlost werden, betonte er.

Beim Thema Diesel sieht der Verkehrsminister viele andere Verantwortliche in der Pflicht, bevor man auf den eigentlich umweltbewussten Autofahrer losgehe. Er kritisierte auch eine "Enteignung" der Käufer, die vor einem künftig wertlosen Auto stünden. "Fahrverbote wird es vorerst mit mir nicht geben", denn jede Stadt könne zuerst etwas für saubere Luft tun. Fahrzeuge, die ständig in der Stadt unterwegs seien müssten vorrangig auf Elektrotechnik umgerüstet werden, bevor man Fahrzeuge ins Visier nehme, die nur gelegentlich in Städten unterwegs seien. Und eine blaue Plakette sage noch nichts über die Immissionswerte des Fahrzeuges aus.

Als Leuchtturmprojekt bezeichnet Dobrinth die digitalen Teststrecken auf der A 9. Der Computer übernehme auch für Leute, die eigentlich gerne Auto fahren, weniger beliebte Fahrten "frühmorgens zur Arbeit und am Wochenende zur Schwiegermutter". Auch mehrmaliges Umfahren eines Parkgeländes auf der Suche entfalle. Der Wagen komme selbstständig aus der Tiefgarage und verschaffe dem Fahrer damit Lebensqualität.

Der Minister kritisierte weiter spätabendliche Talkshows. Meist säßen dort die gleichen Leute und äußerten Meinungen, die meist nicht konstruktiv seien. "Wenn frühere Generationen so gehandelt hätten, wäre das Land nicht aufgebaut worden", so Dobrindt.

Und natürlich durfte in seiner Rede die Maut nicht fehlen. "Alle haben sie verstanden, außer den Österreichern", stellte er fest und appellierte an deren europäisches Denken. Während Steuern nicht zweckgebunden seien, werde die Maut selbstverständlich nur auf die Benutzer umgelegt. Und das sei eigentlich nur recht und billig.

Dobrinth versprach der Gemeinde Kinding schließlich auch seine Unterstützung für mehr attraktive Bahnverbindungen zur Stärkung der Infrastruktur. "Schulden sind die Steuern der nächsten Generation, deshalb sollen die Finanzüberschüsse auch an die Bürger zurückgegeben werden und die Abschaffung des Soli ist längst überfällig", so seine abschließende Botschaft.