Gelbelsee
Von der Kalkbrennerei bis zum Brünnerl

Josef Schmidt hat das "Tala" bei Gelbelsee erforscht und eine Infotafel dazu gefertigt

27.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Bürgermeisterin Claudia Forster zeigte sich hoch erfreut über die Infotafel im Gelbelseer "Tala", die über das Brünnerl und die römische Besiedlung sowie die einstigen Schrebergärten Auskunft gibt. Erstellt hat sie der Gelbelseer Heimatforscher Josef Schmidt. - Foto: Wermuth

Gelbelsee (EK) Es war Josef Schmidt von jeher eine Herzensangelegenheit, das Brünnerl, ein Rinnsal im Süden von Gelbelsee, zu erforschen. Jetzt hat der unermüdliche Gelbelseer Heimatforscher dort eine Schautafel, beiderseits beschriftet, aufgestellt.

Mit Sachspenden unterstützt wurde das Vorhaben von heimischen Geschäftsleuten und der Gemeinde, um der Nachwelt die Geschichte dieses überaus reizvollen Flurteils, von den Heimischen liebevoll "Tala" genannt, zu bewahren. Schmidt hat aufgezeigt, dass die Römer an dieser Stelle, die vom Limes durchzogen wird, das vornehmlich vom Südhang gespeiste Brünnerl, das nach rund 650 Metern in die Ebersbacher Grube, eine Doline, mündet, einmal als Tränke für Mensch und Tier und auch als Kalkbrennerei benutzten. Jedenfalls wird angenommen, dass eine sogenannte "schwarze römische Gemeinde" dort Kalk gebrannt hat. Die stark verdichtete Doline ist insbesondere bei starker Schneeschmelze enorm mit Wasser gefüllt und überdies ein Dorado für Kräuter und seltene Froscharten.

Auch in der jüngeren Vergangenheit diente das renaturierte Brünnerl in Trockenperioden als zusätzliche Wasserversorgung für die Gelbelseer, insbesondere für Tiere und die Schrebergärten im Süden des Ortes. Der einstige Gelbelseer Pfarrer und Historiker Franz Anton Mayer, ein gebürtiger Beilngrieser, beschrieb 1813 die Ebersbacher Grube als Brunnen, der mit Steinen der danebenliegenden Limesmauer eingefüllt worden war. Der parallel verlaufende Graben mit den Palisaden ist heute noch erkennbar. Pfarrer Mayer hatte zu seinem Bedauern im Jahr 1812 auch beobachtet, dass ein Gelbelseer Bauer mit Steinen des noch erhaltenen Limeswalls um seine Äcker eine kleine Mauer anlegte, um die Felder trocken zu halten. Sicher sei nach Mayers Aufzeichnungen jedenfalls, dass um die Ebersbacher Grube herum ein kleiner römischer Waffenplatz gewesen sei.

Intensiv hat sich Josef Schmidt auch um die Geschichte der Gelbelseer Schrebergärten im Süden des Ortes bemüht. Seine Recherchen haben ergeben, dass bereits 1812 oberhalb des Brünnerls 43 Gärten in sonniger Lage entstanden, die aber heutzutage nur noch ganz wenig genutzt werden und so ein Eldorado für Flora und Fauna geworden sind. Aufgrund der günstigen Bewässerungsmöglichkeiten gediehen damals Gemüse und Obst prächtig. Vor allem nach Kriegsende waren die Früchte eine willkommene Bereicherung des ansonsten kargen Mittagstisches.

Woher bekam nun das Brünnerl eigentlich das Wasser? Laut Schmidt aus dem sogenannten "Schmiedsee", von dem aus man eine unterirdische Wasserzufuhr vermutete. Auch der Überlauf des "Schmiedsees" landete im Brünnerl. Vor dem Auffüllen des "Sees" im Jahr 1948 war der zugefrorene Weiher ideal zum Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen. Das Wasser des aufgefüllten Weihers landet mittels Drainagen heute noch im Brünnerl und damit im "Tala". In Winterszeiten kann man immer noch das austretende Wasser inmitten der schneebedeckten Landschaft deutlich erkennen.