Erinnerungen an die Redaktionsarbeit in vordigitaler Zeit

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

Auszüge aus der Festrede von Josef Ettle:

„Mit Martin Däntlers Leitspruch ,Für Gott, König und Vaterland’ kann die Zeitung heute nicht mehr hausieren gehen, dafür aber mit ihrem spritzigen Outfit, den Reportagen, den Kommentaren auch im Lokalen und – nicht zu vergessen – dem informativen Anzeigenteil. . .

Fast hundert Jahre lang wurden die Beiträge und Meldungen in der alten deutschen Handschrift geschrieben. Das Manuskript wurde vom Schriftsetzer Buchstabe für Buchstabe zur Zeile, zum Artikel und zur Seite zusammengefügt. Die Erfindung der Setzmaschine im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts brachte eine beachtliche Zeitersparnis.

Die Tüftler ruhten nicht. Noch nach 1956 wurden die lokalen Seiten in Eichstätt per Bleilettern hergestellt, in eine blaue weiche Pappe gepresst. Verpackt in einen Holzkoffer wurde die kostbare Fracht am Stadtbahnhof dem Lokführer übergeben und zum Hauptbahnhof Ingolstadt transportiert. Dort holte ein DK-Fahrer die Druckvorlage ab. Aus heutiger Sicht vorsintflutlich. Aber: Die Zeitung kam jeden Tag heraus.

Als das Faxgerät erfunden wurde, war ich schon lange dabei. Jetzt faxten wir die Manuskripte nach Ingolstadt, wo die Texte gesetzt wurden. Mitte der 1980er Jahre hielten die Computer Einzug. Ein Wunderwerk der Technik. Bloß das Versenden der Beiträge, die auf so genannten Floppys gespeichert wurden, machte Kummer. Unser geflügeltes Wort ,Jetzt hängt’s wieder an der Bahnschranke in Eitensheim’.

Alle Probleme wurden gelöst. Auch die der Fotografie. Das Entwickeln der Filme haben wir selbst besorgt. Kam dazwischen ein Anruf oder ein Gesprächspartner hereingeschneit, köchelte der Negativstreifen weit über die vorgeschriebene Zeit hinaus. Daraus wurden dann die nicht so guten Fotos. Zum Abschluss dieses Kapitels: In den 1970er Jahren hatten wir für zwei Redakteure und einen Volontär ein Telefon und auch nur eine Nummer. Der graue Apparat war an einem langen schwenkbaren Arm befestigt und konnte so zum Benutzer geschupst werden.“