"Energiemix ist das Zauberwort"

30.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:27 Uhr

Der Workerszeller Solarpark (im Hintergrund die Rupertsbucher Kirche) ist seit einem Jahr in Betrieb und erzeugt – zumindest das ist unbestritten – umweltfreundlich Energie. - Foto: chl

Eichstätt/Workerszell (chl) Die Differenzen zwischen dem Initiator des Workerszeller Solarparks, Martin Osiander, und dem Kreisvorsitzenden des Bund Naturschutzes (BUND), Johann Beck, sind nicht ganz auszuräumen. Der BUND bleibt bei seinen Vorbehalten gegen Freiflächen-Photovoltaikanlagen.

Die Berichterstattung einer BUND-Veranstaltung im EICHSTÄTTER KURIER am 28. Oktober hatte die Familie Osiander auf die Palme gebracht und zu einem Leserbrief gereizt. Darauf hatte nun Johann Beck mit einem öffentlichen Gesprächsangebot reagiert. Auch wenn nun am Samstagabend die Besucherzahl dazu übersichtlich war – das Thema ist angesichts einer ganzen Reihe von geplanten Anlagen im Landkreis brandaktuell.

Denn zur Überraschung der Familie Osiander betonte Beck: "Freiflächen-Photovoltaikanlagen sind nicht das propagierte Ziel des Bund Naturschutz." Hätte Beck seinerzeit in der Planungsphase für den vor einem Jahr errichteten Park in Workerszell Zeit für die Abgabe einer Stellungnahme gehabt, so wäre die eventuell nicht positiv ausgefallen. Der aktuell geplanten Anlage in Böhmfeld könne eine "differenzierte Stellungnahme" des Bund Naturschutz durchaus blühen. Der BUND setze nicht nur auf eine regenerative Energieform: "Ein vernünftiger Energiemix ist das Zauberwort."

Für den Naturschutzverband haben laut Beck Dachanlagen absoluten Vorrang – und hier gebe es noch viel Nachholbedarf. Für Freiflächenanlagen gelte es stets abzuwägen, ob die Anlage am geplanten Standort landschaftsverträglich ist. Und dabei spielten nicht nur Naturschutzargumente eine Rolle, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Außerdem sei zu berücksichtigen, dass landwirtschaftliche Flächen zunächst zur Nahrungsmittelgewinnung genutzt werden müssten. Und ökologischer Landbau, den der BUND forcieren möchte, würde mehr Flächen benötigen. "Das Thema ist sehr komplex", betonte Beck.

Martin Osiander hielt dem entgegen: "Ökolandwirtschaft braucht geeignete Böden, dieser Juraboden gehört nicht dazu." Mit Blick auf den EU-Wirtschaftsraum verwies er darauf, dass Nahrungsmittel aus dem Osten auf deutlich besseren Böden gedeihen und auch günstiger produziert würden. Die Landwirte hier im Landkreis bräuchten zeitnah Alternativen zum Überleben, ansonsten lägen die Flächen bald einfach nur noch brach. Photovoltaik sei eine solche gute Chance, um den Betrieb nicht aufgeben zu müssen. Dass Photovoltaik an sich eine äußerst umweltfreundliche Energiegewinnung sei, gelte inzwischen immerhin allgemein als anerkannt.

Der Weg zur Verwirklichung seines Solarparks sei sehr schwer gewesen, erklärte Osiander – auch ohne ablehnende Stellungnahme durch den BUND. Es sei keineswegs so, dass Grundstücksbesitzer nach Belieben Solaranlagen in die Landschaft setzen dürften: Vielmehr gebe es ein komplexes Genehmigungsverfahren, bei dem selbstverständlich die Träger der öffentlichen Belange gehört würden: 22 solcher Bescheide hatte Osiander gebraucht, bis er mit dem Bau seiner Anlage beginnen durfte.

Inzwischen sei die Anlage ein Jahr in Betrieb: Es werden 2,8 Millionen Kilowattstunden regenerativer Strom erzeugt und 2311 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Die 270 Solartracker belasteten zudem den Boden in keinster Weise, betonte Osiander. Im Gegenteil: In dem umzäunten Areal habe sich in diesem Sommer ein "regelrechtes Biotop" mit Schmetterlingen und Insekten gebildet, das auf intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen wohl nicht zu finden sei. Dass ein Solarpark als "Gewerbefläche" anzusehen sei, wollte Osiander deshalb so nicht stehen lassen, auch wenn die Anlage wirtschaftlich profitabel sei.