Eichstätt
Drohanruf gegenüber dem AfD-Referenten

Polizei hat Ermittlungen aufgenommen

25.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Eichstätt (baj) In Zusammenhang mit der Absage der AfD-Veranstaltung in Eichstätt ermittelt nun die Polizei. Wie Hans-Peter Kammerer, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, bestätigte, geht es um einen anonymen Drohanruf gegen den Landesschatzmeister der Alternative für Deutschland (AfD), Andreas Strixner.

Dieser war gestern Abend als Redner vorgesehen.

Aufgrund dieses Anrufes habe die Sicherheit des Referenten nicht mehr gewährleistet werden können, heißt es in einer Pressemitteilung der AfD. Die bekannte Folge: Die Veranstaltung fiel aus.

Konkret sei der Satz gefallen "In Eichstätt stellen wir euch kalt und ihr werdet euer rotes Wunder erleben", sagte Strixner gegenüber unserer Zeitung. Solche Drohungen seien an sich nicht unüblich, so Strixner weiter, und es scheint, als habe der 30-jährige Industrie-Kaufmann zunächst eher gelassen darauf reagiert. Doch dann gewannen die Ereignisse eine eigene Dynamik. Dass nicht jeder die AfD in Eichstätt willkommen heißt, wurde schon im Vorfeld deutlich: Plakate mit Ankündigungen wurden zerstört, entweder abgenommen und in Abfallkörbe getreten oder durch Farbbeutel unkenntlich gemacht, wobei die Werfer keine Rücksicht auf Häuserwände nahmen. Stromkästen und Zigarettenautomaten wurden mit Anti-AfD-Sprüchen beschmiert. Bei der Polizei Eichstätt sind in diesem Zusammenhang drei Strafanzeigen eingegangen. Der Schaden wird auf rund 500 Euro beziffert.

Dann beantragte kurz vor der Veranstaltung der Kreisjugendring eine Demo direkt vor dem Wirtshaus "Zum Gutmann", wo Strixner sprechen wollte. Nun habe die Polizei die Bedrohungslage neu bewertet, teilt Polizeisprecher Kammerer mit. Das Szenario stellte sich plötzlich so dar: Besucher der Veranstaltung stoßen auf AfD-Gegner. Beide Gruppen mischen sich im Saal. Da erschien der Drohanruf in neuem Licht. Die zuständige Abteilung des Präsidiums habe Kontakt mit der AfD aufgenommen, führt Kammerer aus. Im Dialog mit der Polizei stellte sich die Frage nach Sicherheitsleuten. Die hätte die AfD sowieso gestellt, versichert Strixner. Aber auch die Organisatoren vom AfD-Kreisverband Ingolstadt-Neuburg/Schrobenhausen-Eichstätt überdachten jetzt die Situation. Gegen den Wirt hätten sie trotz bestehenden Vertrages die Veranstaltung nicht durchziehen wollen, betont Strixner. "Wir haben ihm die freie Wahl gelassen." Der Wirt wäre dann dafür gewesen, die Sache abzublasen.

Fred Pfaller, der Wirt des "Gutmann", hat dieses Gespräch etwas anders in Erinnerung. Die AfD habe ihm die Absage in den Mund gelegt. Ob es nicht besser sei, die Veranstaltung ausfallen zu lassen. "Mir ist das dann zu heikel geworden", räumt Pfaller ein. Zumal er fürchtete, die AfD-Ordner könnten im Falle eines Falles zu ruppig mit Gästen umgehen. Pfaller selbst ist es wichtig, einiges klarzustellen: Zunächst einmal sei zu keiner Zeit von irgendwelcher Seite Druck in irgendeine Richtung auf ihn ausgeübt worden. Diese Behauptung der AfD sei unwahr.

Die Entscheidung, der AfD den Saal zu überlassen, verteidigt Pfaller: "Von vornherein war es uns wichtig, dass die Veranstaltung öffentlich ist und somit auch das Hausrecht auf unserer Seite liegt und der Zutritt niemandem verwehrt werden kann." Auch die Möglichkeit einer offenen Diskussion im Anschluss an den Vortrag sei ihm zugesichert worden. "Als sich zeigte, dass sich ein Bündnis aus verschiedensten Gruppierungen gegen die Veranstaltung bildete, war es sofort unser Bemühen, auch mit diesen in Kontakt zu treten, und alle geplanten Aktionen wurden mit uns abgestimmt, um zu garantieren, dass alles friedlich und geordnet abläuft. Wir sympathisieren in keinster Weise mit dem Gedankengut der AfD, sahen aber in der Veranstaltung - gerade in Eichstätt - die Möglichkeit, mit der AfD in Diskurs zu treten und deren Parolen und Wertvorstellungen zu hinterfragen", teilt Pfaller weiter mit.