Eichstätt
Empörung über manipuliertes Video

Behinderter Gymnasiast von Mitschüler diskriminiert

23.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr
Betroffenheit herrscht am Willibald-Gymnasium über die Internet-Attacke auf einen behinderten Mitschüler. Ein Video über ihn soll von einem Zehntklässler mit pornographischen Sequenzen unterlegt worden sein. Das manipulierte Video wurde dann über Facebook und WhatsApp verbreitet. Die Mutter des Opfers und die Schulleitung haben die Polizei eingeschaltet. Diese ermittelt nun gegen den 16-Jährigen und einen weiteren Jugendlichen. −Foto: kno

Eichstätt (EK) Ein manipuliertes Video sorgt derzeit für Aufregung und Betroffenheit am Eichstätter Willibald-Gymnasium: In dem Kurzfilm, der zeitweise im Internet über Facebook verbreitet worden war, wird ein behinderter Schüler verunglimpft und diskriminiert.

Eigentlich war die Sache ja gut gemeint: Die Medien AG des Gymnasiums hatte ein etwa fünfminütiges Video darüber gedreht, wie das an der Schule mit der Einbindung (Fachbegriff Inklusion) eines behinderten Mitschülers klappt. Der Achtklässler leidet an körperlichen Einschränkungen und ist daher im Schulalltag auf Hilfe angewiesen – was meist auch gut funktioniere, wie der 14-Jährige in dem Streifen, der auch von der Organisation „Aktion Mensch“ gewürdigt wurde, betont.

Allerdings geriet das Video in die falschen Hände – offenbar in die eines Mitschülers aus der zehnten Klasse. Dieser hatte sich den Film vorgenommen und pornografische Sequenzen hineingeschnitten. Das Produkt hat er dann über Facebook und WhatsApp verbreitet. Aufgeflogen ist die Angelegenheit dadurch, dass sich zwei Schülerinnen mit dem Hinweis auf das Video an eine Lehrerin wandten. Der Urheber war wohl einfach zu erkennen – sein Konterfei spiegelte sich angeblich in dem manipulierten Streifen, weil er das Originalvideo auf seinem Laptop abgefilmt hatte.

Am Willibald-Gymnasium herrscht nun helle Empörung – bei Lehrern und Schülern gleichermaßen. „Es gibt kaum jemanden hier, den das nicht berührt“, heißt es von einer Gruppe von Schülerinnen. „So etwas tut man nicht.“ Ob jetzt der betreffende Schüler gleich von der Schule fliegen soll? Schulterzucken. Es sollten aber Maßnahmen ergriffen werden.

Welche das sein könnten, dazu wollte sich Schulleiter Gerhard Miehling, in dessen Büro ein Krisengespräch das nächste jagt, auf Anfrage unserer Zeitung nicht konkret äußern. Es ginge nun darum, eine schulische Perspektive für den Zehntklässler zu finden, „damit er aus dem Blödsinn, den er gemacht hat, wieder herauskommt“. Der „Blödsinn“ zieht bereits polizeiliche Ermittlungen nach sich. Es komme da einiges an Tatbeständen zusammen, wie Miehling weiter anmerkte: „Nach dem Ergebnis werden wir uns richten“, was mögliche Konsequenzen für den Schüler angehe.

Der Eichstätter Polizeichef Heinz Rindlbacher bestätigte auf Anfrage, dass entsprechende Anzeigen von der Mutter des 14-Jährigen und der Schulleitung des WG eingegangen sind. Ermittelt werde wegen der Verbreitung pornografischer Schriften, Beleidigung auf sexueller Basis und eines Verstoßes gegen das Urheberrecht. Außerdem gebe es noch einen weiteren Verdächtigen, einen 14-Jährigen. Inwieweit hier eine Beteiligung vorliege, müssten die Vernehmungen ergeben, die aber noch nicht stattgefunden hätten.

Die Schule selbst ist derzeit mit der Aufarbeitung des Falls beschäftigt: Am Mittwoch war extra eine Lehrerkonferenz einberufen worden. Im Unterricht sei der Vorfall dann mit den Schülern ausgiebig besprochen worden, so Direktor Gerhard Miehling. Der Grundtenor am WG sei schon immer gewesen: „Hütet Euch davor, andere Menschen zu verunglimpfen.“ Das Hauptziel sei nun, „wieder Normalität für das Opfer zu erreichen“.