Eichstätt
Ich bin dann mal weg

Reiseunternehmen lieben Eichstätt als Feiertagsadresse – Führungen sind gefragt

29.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:16 Uhr

Voller Einsatz am Feiertag: Eichstätter Gästeführer wie Frank Warmuth haben auch an Weihnachten, Silvester und Neujahr alle Hände voll zu tun. Reiseunternehmen aus ganz Deutschland haben die Stadt als Ziel für einen Kurzbesuch im Programm. - Foto: aur

Eichstätt (EK) „Es ist doch schön, wenn man mal weg ist. Und überhaupt diese Ruhe hier im Bayerischen!“ Yamina Rausch aus Mannheim ist begeistert von Eichstätt. Und an Ruhe ist kein Mangel an diesem Zweiten Weihnachtsfeiertag, als eine Gruppe aus der Pfalz durch die Stadt geführt wird.

Seit Jahren schon fällt auf: An den Weihnachtsfeiertagen, an Silvester und Neujahr tummeln sich in Eichstätt Busreisegruppen. Wer genauer hinhört, schnappt schon mal einen sächsischen Akzent auf. Die Gästeführer der Tourist-Information, saisonal gesehen eher im „Winterschlaf“, haben wie aus heiterem Himmel viel zu tun. 20 bis 25 Gruppen gibt es in diesen Tagen, sagt Manuel Höchbauer, der in der Tourist-Information für die Führungen zuständig ist. Ein Blick in den Kalender: Gebucht haben Busfirmen aus Stuttgart und Aalen, aus Zwickau, Dresden, Erfurt und Berlin, und auch ein Reiseunternehmen aus Harsewinkel bei Osnabrück hat sich angekündigt, für den 1. Januar: Prosit Neujahr im Altmühltal!

Es sind in der Regel größere Busunternehmen, die das Altmühltal zu den Feiertagen für sich und ihre Kunden entdeckt haben, Firmen, die auch während des Jahres immer wieder kommen und ab dem Spätherbst ganz gezielt werben mit „Silvester im Altmühltal“ oder auch „Silvester in Eichstätt“. Höchbauer sagt: „Diese Weihnachts- und Silvesterveranstalter sind Profis, das läuft wie am Schnürchen.“

Profis wie Anja Grahl vom Reiseveranstalter Akzente in Dresden, der Reisegruppen aus der ganzen Republik managt und nun auch am Zweiten Weihnachtsfeiertag für Yamina Rausch aus Mannheim und ihre Reisegefährten aus der Pfalz zuständig ist. Anja Grahl hat die Gruppe in einem Hotel in Bad Gögging einquartiert, manche bleiben nur über die Weihnachtstage, andere haben den Jahreswechsel gleich mit dran gehängt und kommen so auf stolze zehn Urlaubstage. Angeboten werden „sternförmig Ausflüge“ in die umliegenden Städte: nach Regensburg, Kelheim mit dem Kloster Weltenburg, Ingolstadt, München und natürlich die Altmühltal-Tour hinauf nach Eichstätt. „Die Region ist einfach total schön“, schwärmt die Reiseveranstalterin im fernen Dresden, „ich bin auch selber sehr überzeugt davon. Und wir bekommen von unseren Kunden immer gute Bewertungen.“ Überwiegend seien es Einzelreisende, die über die Feiertage nicht allein sein wollen, erklärt Grahl. Ihre Kollegin Anja Eckhardt vom Reiseunternehmen „Weltenbummler“ aus Erfurt in Thüringen macht ähnliche Erfahrungen: Die Silvesterfahrt ins Altmühltal „ist bei uns schon ein Klassiker“, sagt sie. Das Ziel sei von Erfurt „nicht so weit weg“, was für das „überwiegend ältere Publikum“ durchaus eine Rolle spiele, das Altmühltal sei beliebt und Eichstätt bekannt. Und wo übernachtet die Gruppe? „In einem Hotel in Greding.“ Die vergleichsweise kleinen Eichstätter Häuser haben derweil durchwegs noch freie Betten, wie eine kleine Nachfrage zeigt.

Das große, neue Hotel in der Eichstätter Spitalstadt ist noch Zukunftsmusik: das von der Stadt bereitgehaltene Grundstück eine Schotterfläche mit provisorischen Parkplätzen. Hier startet Gästeführer Frank Warmuth am Zweiten Weihnachtsfeiertag um 10 Uhr seine Stadtführung mit den Pfälzern, die gerade aus ihrem Quartier in Bad Gögging angefahren sind. Es ist diesig und feuchtkalt. Beim Fotografieren schaltet sich automatisch der Blitz ein, ein paar wenige Spaziergänger und Jogger lassen sich blicken. „In Eichstätt steht die Welt noch still“, sagt Waltraud Fuchs aus Mannheim, und sie meint das durchaus mit Respekt. Fuchs war vor vielen Jahren schon einmal in Eichstätt und hat ihre Freundin Brigitte Schützenberger nun bewegt, über Weihnachten mit nach Bad Gögging zu fahren – gerade wegen des Programmpunkts Eichstätt.

Gästeführer Warmuth stellt beim Weg zum Marktplatz sicherheitshalber gleich mehrmals klar: „Im Sommer geht’s hier ganz anders zu. Aber momentan ist hier alles hochgeklappt. Die stade Zeit...“ Eine der Pfälzerinnen bemerkt dazu ebenso trocken wie zutreffend: „Die sind doch jetzt alle in der Kirche.“

Für Yamina Rausch, beruflich viel beschäftigte Betriebsrätin, ist das alles jetzt genau das Richtige. Versonnen blickt sie über den stillen Marktplatz: „Bei diesem Chaos das ganze Jahr, wenn man aus der Großstadt kommt, da ist das jetzt über Weihnachten einfach entspannter, wenn man mal weg ist.“ Um es mit Hape Kerkeling zu sagen: Ich bin dann mal weg – im Altmühltal.