Eichstätt
Von der Sanduhr zur Atomuhr

Der Physiker Werner Frank sprach zum Thema "Zeitmessung"

24.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

An der Rebdorfer Kirchenuhr von 1550: der Physiker Werner Frank, Konservator Albert J. Günther und Stadtheimatpfleger Rainer Tredt (von links). - Foto: je

Eichstätt (je) Der Lehrstuhlinhaber für Experimentelle Physik an der Universität Ulm, Werner Frank, spannte den Bogen über die Sanduhr und die von begabten Eichstätter Handwerkern im 18. Jahrhundert gebauten mechanischen Uhren bis zur Atomuhr und Funkuhr.

Er sprach bei der Veranstaltung, ausgerichtet von Albert J. Günther vom Historischen Verein und Rainer Tredt von der Stadtheimatpflege, zum Thema „Zeitmessung im Wandel der Zeiten“ im vollbesetzten Saal des Juramuseums.

Zu den großen Eichstätter Uhrmacherfamilien im 18. Jahrhundert gehörten die Wisn-paindtners, die ihre Werkstätten in den Häusern Turmgasse 5 und Westenstraße 26 einrichteten. Von ihnen stammt etwa eine große astronomische Standuhr, mit Anzeigen, die den allergrößten Respekt von Werner Frank und den Zuhörern bekam: Tages- und Nachtlänge, Mondalter, Tierkreiszeichen, Jahreskalender, 24 Stunden-, Minuten-, zwölf Stunden- sowie Sekunden-Anzeige und die Übersicht der Wochentage. Hinzu kam die Schlagfolge „teutsch, welsch oder schlagt gar nit“. Die Liste der großen Eichstätter Meister enthält zehn Namen.

„Die Zeit ist ein Vorher und ein Nachher“, sagte der Referent, was es zu strukturieren gelte. Unterschieden würden Stunden, Minuten und Sekunden; die Messgeräte dafür seien die Uhren. Er erklärte die früheren „Uhren“ wie Wasserauslauf- und Sanduhren oder Kerzenuhren, mit der die Zeit nach dem Abbrennen bestimmt werden könne. Die ersten mechanischen Uhren seien um 1350 gebaut worden, sie zeigten nur die Stunden an und hatten auch nur einen Zeiger.

Der nächste Schritt seien die Uhren mit der „Unruh“, der Spiralfeder also, gewesen. Insbesondere nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Wissenschaft, Kunst und Handwerk aufblühten, sei das Bedürfnis nach Zeitmessung gestiegen, sagte Werner Frank. Hier erwähnte er die Eichstätter Taschenuhren oder die Turmuhr im Münster von Ingolstadt. Die „Bischofsuhr“ Wisnpaindtners laufe nach dem Aufziehen ein halbes Jahr. „Ein unglaubliches Werk“, sagte der Redner.

Die Uhren seien mit immer größerer Präzision hergestellt worden. So erwähnte Werner Frank die Quarzuhr von 1932, die Ammoniakuhr von 1949, die Atomuhr von 1955, die Atom-Funkuhr von 1973, von der aus ständig Impulse ausgehen, die vom Nordkap bis Sizilien empfangen werden, und die Quecksilber-Atomuhr des 21. Jahrhunderts.

Die derzeit laufende Ausstellung in der Willibaldsburg zeigt auch eine Rebdorfer Turmuhr, deren Pendelausschlag und Ticken dem länger verweilenden Betrachter das Gefühl von Unendlichkeit geben. Diese Kirchenuhr ist um 1550 von einem unbekannten Meister gebaut worden und hat bereits einen Viertelstundenschlag. Die Fachleute sind sich einig: „Die Eichstätter Uhrmacher zählten zu den besten ihrer Zeit. Ihre Uhren sind weltweit gefragte Sammel- und Museumsobjekte.“