Eichstätt
"Man muss sich nur trauen"

Josef Geyer bietet E-Carsharing an und ist damit vorerst allein auf weiter Flur

11.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Sehen im E-Carsharing ein Zukunftsmodell: Josef Geyer und seine Frau Michaela Mirlach-Geyer. Zwei Elektroautos sind derzeit in Betrieb - eines steht in Pfahldorf (im Bild), das andere in Eichstätt. So richtig durchschlagend ist der Erfolg bisher zwar nicht, aber es sind bereits weitere Standorte in Planung. - Fotos: Knopp

Eichstätt/Pfahldorf (EK) Mutige Zukunftsvision oder absehbarer Flop? So ganz sicher ist sich Josef Geyer selbst nicht, in welche Richtung sein für den Landkreis Eichstätt und auch darüber hinaus bislang einmaliges Projekt tendiert. Das Zauberwort heißt E-Carsharing. Die "Flotte" ist noch überschaubar: Zwei Elektroautos der Marke BMW können derzeit geteilt werden - einer steht in Pfahldorf, der andere in Eichstätt.

Schöne neue digitale Welt: Einfach eine Chipkarte an die Windschutzscheibe halten, schon wird das Auto geöffnet, hineinsetzen und lautlos davonbrausen. Das ist die Idee, die hinter dem Carsharing steckt. Aber ganz so einfach ist es freilich nicht: Josef Geyer, der in Pfahldorf ein Gästehaus betreibt, räumt ein, dass der Einstieg doch mit etwas Aufwand verbunden ist. Die Registrierung läuft über die Homepage e-altmuehltal.de oder über eine eigene App. Dort müssen dann Führerschein-, Kreditkartennummer und einiges mehr eingegeben werden. Die entsprechende Chipkarte kann schließlich im Informationszentrum Naturpark Altmühltal, der Touristinformation in Eichstätt oder in Geyers "Landhaus Altmuehltal" in Pfahldorf abgeholt werden.

Dann steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Fast. Denn der Erstnutzer wird per im Auto via Bildschirm zunächst einmal ausführlich über allerlei Sicherheitsrelevantes aufgeklärt - unter anderem darüber, dass Elektroautos wegen ihres niedrigen Geräuschpegels Fußgänger und Radler erschrecken könnten.

Wenn diese Hürden überwunden sind, kann es losgehen. Lautlos schiebt der BMW i3 an. Wer etwas kräftiger aufs "Gaspedal" drückt, erlebt sein blaues Elektrowunder - immerhin werkeln hier 170 Pferdestärken. Viel interessanter ist es allerdings, möglichst sparsam mit der Energie umzugehen. Das Display hinter dem Lenkrad klärt darüber auf, ob gerade Strom verbraucht oder der Akku geladen wird. Das weckt den Ehrgeiz, möglichst sanft im "Segelmodus" dahinzugleiten. Nach rund 25 Kilometern nur Strom für 13 Kilometer benötigt. Bingo! "150 Kilometer mit einer Ladung ist realistisch", spricht Josef Geyer das ewige Reichweitenthema an. Aber seine BMWs laufen eh nur auf der Kurzstrecke. Ist die Batterie leer, muss das Auto für fünf Stunden an die Steckdose.

"Es war eigentlich eine fixe Idee", erzählt der 31-Jährige, der das Projekt im Mai gestartet hat. Seine zwei Photovoltaikanlagen auf seinem neuen Gästehaus produzierten überschüssigen Strom. Der wird nun für das "Betanken" eines der Elektroautos hergenommen. Ein weiterer BMW ist - ebenfalls mit einer Ladesäule - am Eichstätter Posthof positioniert. Mit im Boot sind der Naturpark Altmühltal und die Stadt Eichstätt.

Das für Geyer passende System bietet BMW an, genauer gesagt deren Tochterfirma Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH. Audi sei in dieser Hinsicht noch nicht ganz so weit, lässt Geyer durchklingen. Eine Stunde Fahren kostet inklusive Strom 6,90 Euro, die Tagespauschale (24 Stunden) liegt bei 109 Euro. Für Registrierung und Chipkarte sind einmalig 14 Euro fällig. Sollte einmal eine "Sonderreinigung bei übermäßiger Verschmutzung" nötig sein, würde eine Beteiligung an den Kosten in Höhe von 150 Euro verlangt. "Das war aber bis jetzt noch nie der Fall", betont Geyer.

Diese "Mobilität in einer neuen Form", wie es auf der Homepage versprochen wird, müsse sich allerdings erst noch in den Köpfen festsetzen. Rund 60 Registrierungen gibt es momentan: "Es könnten natürlich mehr sein", hofft Geyer auf eine stetige Steigerung. Noch existiere wohl eine gewisse Hemmschwelle, vermutet er, und seine Frau, Michaela Mirlach-Geyer, pflichtet bei: "Man muss sich nur trauen. Ab dem zweiten Mal wird's Routine." Die Klientel seien derzeit in erster Linie Touristen, die sich einen Ausflug gönnen. Auch Ärzte hätten schon Hausbesuche per Elektroauto absolviert. Der Standort sei für Carsharing "sehr ländlich". Und: "Wir sind in der Region natürlich sehr automobilisiert", gibt Josef Geyer zu bedenken - durch Audi. Trotzdem denkt er aber schon an Expansion: Seine Vision sei ein Fuhrpark mit rund 20 Autos im gesamten Altmühltal. Die nächsten Schritte stehen jedenfalls schon an: Konkret seien weitere Standorte in Beilngries und Bad Gögging. "Auch Gaimersheim haben wir im Blick."