Eichstätt
Über den Tellerrand hinaus

Gestern war wieder Girls' und Boys' Day: Gelegenheit zum Schnuppern ins Berufsleben

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Beim bundesweiten Girls' und Boys' Day nutzten gestern auch in Eichstätt Jugendliche die Gelegenheit, in die Arbeitswelt zu schnuppern. Wie alle Jahre ging es darum, Berufe kennenzulernen, die üblicherweise vom jeweils anderen Geschlecht dominiert werden.

"Das ist eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag", erklärte Roland Geyer, Polizeihauptkommissar bei der Bereitschaftspolizei Eichstätt, die wie üblich auf besonders großes Interesse stieß. Die Polizei wirbt um Frauen - und 62 Mädchen aus der gesamten Region Ingolstadt erlebten einen Tag lang eine abwechslungsreiche Mischung aus Information, Vorführungen und Praxis. Roland Geyer und seine Azubis stellten gestern bewusst Spaß und Action in den Vordergrund. Doch wenngleich sich die Mädchen, die zwischen 13 und 15 Jahren alt sind, beim Training mit dem Polizei-Schlagstock köstlich amüsierten, so wurde doch deutlich, mit welcher Ernsthaftigkeit die Ausbildung zum Polizisten betrieben wird. "Wir schulen beim Stocktraining ausschließlich das Verteidigungsverhalten, keine Angriffe", betonte Roland Geyer, der Koordinator des Girls' Day bei der Eichstätter Bereitschaftspolizei.

Auch wenn das Interesse junger Frauen am Polizeiberuf groß ist, wird er doch immer noch von Männern dominiert. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Die Polizei will langfristig ihren Frauenanteil erhöhen - auf 20 Prozent, sagt Geyer. Im vergangenen Jahr lag der Frauenanteil bei den neu eingestellten Bepo-Azubis weit über 30 Prozent - gut möglich, dass das zum Teil auch dem jährlichen Girls' Day zu verdanken ist.

Doch nicht nur Mädchen sollen für vermeintliche Männerberufe gewonnen werden, es geht auch umgekehrt. Seit Kurzem enthält das Konzept des "Zukunftstages" auch den Boys' Day. Pflegeberufe sind heute vielfach Frauensache - ganz abgesehen davon, dass es hier ein grundsätzliches Nachwuchsproblem gibt. So nutzte die Hans-Weinberger-Akademie in der Eichstätter Schottenau (die frühere Altenpflegeschule des Landkreises) zum ersten Mal die Gelegenheit, fünf männliche Schüler über die Berufsaussichten im Pflegesektor zu informieren. Lehrerin Silvia Plank sieht dringenden Handlungsbedarf: "Es ist sehr dramatisch, und es gibt derzeit keine Aussicht auf Besserung, dass junge Leute nachkommen." Zunächst stellten sechs männliche Pflege-Azubis ihr Berufsfeld vor und berichteten über ihre Erfahrungen. "Männer sind in der Altenpflege sehr gut angesehen, sowohl bei den Pflegebedürftigen als auch bei den Verantwortlichen." Danach ging es - im Rollstuhl - von der Schottenau bis in die Altstadt zum Heilig-Geist-Spital. "Gar nicht so einfach mit dem Rollstuhl", stellte einer der Schüler beim mühsamen Schieben fest. Im Altenheim stellte der Leiter Ludwig Schöner zunächst seine Einrichtung vor. Danach hatten die jungen Besucher ausführlich Gelegenheit, mit dem Personal und auch mit den Senioren ins Gespräch zu kommen und sich einen Eindruck über die moderne Pflege zu machen.

Ob sich der Girls' und der Boys' Day am Ende tatsächlich in konkreten Ausbildungsverträgen auswirken werden, bleibt abzuwarten. Eine gute Gelegenheit, einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu werfen, war er allemal.