Eichstätt
Über 500 Flüchtlinge

Auch im Landkreis werden die Asylbewerber immer mehr – Aber wo sollen sie hin?

28.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Für die Asylbewerber im Landkreis Eichstätt zuständig: Diana Gerhardt und Siegfried Fries vom Amt für Soziales und Senioren. - Foto: smo

Eichstätt (EK) Auch wenn Bayern vorgestern einen Aufnahmestopp für Flüchtlinge verhängt hat: Entspannung für die Landkreise gibt es nicht. Im Gegenteil. Im Landkreis Eichstätt werden bis Jahresende über 500 Asylbewerber unterzubringen sein. Aber: Es mangelt an Unterkünften.

„Die Lage spitzt sich weiter zu“, hatte Siegfried Fries schon Ende Juli in einer Kreistagssitzung angekündigt. Der Sachgebietsleiter im Eichstätter Landratsamt kümmert sich um die Betreuung der Asylbewerber. Auch heute sieht er die Lage nicht wesentlich entspannter. Es ist die Zuteilungsquote, die ihm und Abteilungsleiterin Diana Gerhardt vom Amt für Soziales und Senioren Sorge bereitet. 510 Flüchtlinge hat die Regierung von Oberbayern insgesamt für den Landkreis Eichstätt bis Jahresende angekündigt. Derzeit sind 291 da (die Gemeinschaftsunterkunft in Denkendorf eingerechnet).

Das Problem: „Wir brauchen für diese Menschen Unterkünfte.“ Zwar sei man wöchentlich mehrmals auf dem Weg, um sich mögliche Objekte anzusehen. Aber oftmals scheitert eine Unterbringung dann an den Mietpreisverhandlungen oder, weil die Objekte wegen ihres Zuschnitts und Zustands nicht in Frage kommen. „Da kommst du dir schon vor wie ein Immobilienmakler“, sieht Fries die Sache mit etwas Humor. Derzeit hat der Landkreis 26 Einheiten in 15 Gemeinden angemietet. Wenn alle Objekte, über die derzeit verhandelt wird, zur Verfügung stünden, dann hätte der Kreis gleich 60 bis 70 Plätze mehr zur Verfügung. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl bis Jahresende fehlen dann aber immer noch rund 150. Zur Not müssten auch Containerlösungen, wie sie bereits an der Eichstätter Gemmingenstraße auf dem Berufsschulgelände stehen, her.

„Die Bürgermeister sind bemüht, aber wo nichts da ist, können auch die wenig ausrichten“, sagt Diana Gerhardt. Gerade im östlichen Landkreis schaue es „mau“ aus. Derzeit kämen fünf bis zehn Asylbewerber pro Woche. Allerdings stehen die „zugangsstärksten Monate noch aus“, wie Fries und Gerhardt aus der Erfahrung der vergangenen Jahre wissen. Für die Zuweisung gibt das Amt immer die Wünsche der Gemeinden an die Regierung weiter. Beispielsweise, ob eher Familien oder Alleinstehende gewünscht wären. Die Regierung hat aber mittlerweile angekündigt, dass sie darauf nicht mehr eingehen könne.

Auch eine sogenannte „Direktzuweisung“ steht im Raum. Will heißen: „Auch wenn wir keine freien Plätze haben, kommen Asylbewerber“, erklärt Fries. Wenn der Regierung keine entsprechende Adresse genannt werden könne, werden die Flüchtlinge zum Residenzplatz gebracht. Warum? Dann lautet die Zuteilungsadresse „Landratsamt Eichstätt“. Aber Fries und Gerhardt hoffen nicht, dass es soweit kommt.

Was gut funktioniere, sei die Auszahlung des Taschengeldes an die Asylbewerber. Aus Sicht des Amtes ist es vor allem logistisch wesentlich einfacher, als Essenspakete zu verteilen. „Ohne unsere Mitarbeiter könnten wir das aber alles gar nicht leisten“, sagt Gerhardt. Zwei Hausmeister seien nahezu rund um die Uhr in den dezentralen Unterkünften unterwegs, für die Anmietung der Gebäude habe man eine Kraft eingestellt. Und erst Ende Juli hatte der Kreistag einer Vertragsänderung mit der Caritas zugestimmt: Die übernimmt die soziale Betreuung der Flüchtlinge, der Landkreis zahlt die Kräfte – ab Oktober drei statt zwei an der Zahl: einer in Vollzeit, zwei in Teilzeit. „Ob diese Kapazität ausreicht, werden wir sehen.“