Eichstätt
Sogar mehr als 40 Prozent?

Ausmaß des Stellenabbaus bei Osram noch immer unklar – Vieles hängt vom Halogenlampenverbot ab

31.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

50 Jahre Osram in Eichstätt - das wurde 2012 noch groß gefeiert. Nun droht allerdings ein Kahlschlag in der rund 700-köpfigen Belegschaft. Mittlerweile ist sogar davon die Rede, dass fast die Hälfte der Stellen betroffen sein könnte - Foto: kno

Eichstätt (EK) Wie viele Jobs genau bei Osram in Eichstätt gefährdet sind, ist nach wie vor unklar. Die bisher im Raum stehenden 40 Prozent der rund 700 Arbeitsplätze sind womöglich noch zu tief gegriffen. Mittlerweile ist sogar von fast der Hälfte der Belegschaft die Rede, die betroffen sein könnte.

Dies erfuhr unsere Zeitung aus Insider-Kreisen. Vieles hänge allerdings auch vom von der Europäischen Union geplanten Halogenlampenverbot im Jahr 2016 ab. Dies sei in den geplanten Stellenabbau mit eingerechnet. Komme das Verbot aber vorläufig nicht, könne sich die Zahl wieder deutlich nach unten korrigieren, heißt es weiter. Bekanntlich stellt das Eichstätter Osram-Werk überwiegend Halogenleuchten her.

Offiziell bestätigt ist noch nichts. Bisher steht lediglich fest, dass die Stellenstreichung über einen Zeitraum von drei Jahren – von 2015 bis 2017 – über die Bühne gehen soll. Ansonsten ist von Unternehmensseite weiterhin nicht viel Erhellendes zu erfahren. Wie ein Osram-Sprecher erneut formulierte, gebe es zwar interne Planzahlen, über diese müsste aber zunächst mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt werden: „Da hat natürlich jeder so seine Vorstellungen.“ Wie viel Zeit das in Anspruch nimmt? Auch darüber gibt es vorläufig keine Auskunft. Der Eichstätter Betriebsratsvorsitzende Hubert Roßkopf erklärte auf Anfrage, dass die Belegschaft ursprünglich heute bei einer Versammlung im Werk vom Arbeitgeber genauer informiert hätte werden sollen. Dies wurde allerdings wieder abgeblasen, da sich viele Beschäftigte bereits im Urlaub befänden. Die Veranstaltung soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Dass die Verunsicherung bei den Beschäftigten groß sei, fügte Roßkopf an, sei verständlich, wenn man „aus heiterem Himmel“ mit solchen Botschaften konfrontiert werde.

Wie bereits berichtet, ist die Tatsache, dass gerade das Eichstätter Werk vom Stellenabbau besonders stark betroffen ist, für Bernhard Stiedl von der IG Metall nicht nachvollziehbar. Der Standort sei gut aufgestellt – auch in Hinsicht auf die neue, zehn Millionen Euro teure LED-Fertigungslinie, die in diesen Wochen in Betrieb genommen werden soll. Hier erhoffe man sich einen guten Absatz am Markt, sodass auch weitere Linien hinzukommen könnten. Der Konzernleitung wirft Stiedl vor, „keine vernünftige Strategie“ zu haben. Für die rund 700 Eichstätter Osram-Beschäftigten gelte, dass sie in den vergangenen Jahren immer wieder auf Lohnbestandteile verzichtet hätten, um den Standort zu sichern. Diese Vereinbarungen seien allerdings, wie man nun sehe, „einseitig“ gewesen.

Mitglieder des Betriebsrats hatten am Mittwoch vor den Werkstoren Flugblätter an ihre Kolleginnen und Kollegen verteilt. Darin war auch vom Zukunftspapier 2012 die Rede, wonach Arbeitgeber, IG Metall und Arbeitnehmervertreter geneinsam Ideen für die Zukunft der deutschen Standorte sammeln, bewerten und umsetzen sollten: „Uns war bewusst, dass der Markttrend Veränderungen notwendig macht.“ Doch bis auf wenige Ausnahmen seien „keine neuen, zukunftsfähigen Produkte“ gekommen, so das Fazit des Gesamtbetriebsrats. Dessen Vertreter fordern nun Erklärungen von der Konzernspitze. Osram brauche Perspektiven. „Zukunft ist nicht das Herunterfahren von Fertigungen, der Abbau von Personalkapazitäten bis über die Schmerzgrenze hinaus und das Auspressen der traditionellen Werke, damit woanders zukunftsträchtige Produkte finanziert werden können“, heißt es wörtlich.

Die IG Metall verlangt laut Bernhard Stiedl, dass Osram-Chef Wolfgang Dehen nach Eichstätt kommt und sich den Mitarbeitern stellt: „Er soll hier Zahlen nennen und kommunizieren“, so Stiedl.