Eichstätt
Philosophie im Unterricht

Julian Nida-Rümelin als prominenter Gastredner an der KU

07.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Gastreferent Professor Dr. Julian Nida-Rümelin gemeinsam mit der Leiterin des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung an der KU, Birgit Langer, und Gastgeber Professor Dr. René Torkler (von links). - Foto: Schulte Strathaus/upd

Eichstätt (upd) Unter dem Eindruck der aktuellen Neuregelung der Lehramtsprüfungsordnung für das Fach Ethik/Philosophie in Bayern stand eine Tagung an der Katholischen Universität Eichstätt (KU), bei der auf Einladung von Professor Dr. René Torkler (Stiftungs-Juniorprofessur für die Didaktik der Ethik) Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz über die Frage diskutierten, was gute Lehrerbildung in den Fächern Ethik und Philosophie im Rahmen des universitären Lehramtsstudiums genau bedeutet.

Prominenter Gastredner war der ehemalige Kulturstaatsminister Professor Dr. Julian Nida-Rümelin, der ebenso wie Professor Torkler aktuell an der Neuausrichtung von Ethik als Schulfach in Bayern beteiligt ist.

Nida-Rümelin zeigte sich erfreut darüber, dass sich beide großen Kirchen in Deutschland für eine Verbesserung des Ethikunterrichts ausgesprochen hätten, der häufig von fachfremden Lehrkräften abgehalten werde. Im Gegensatz dazu stelle Philosophie und Ethik in Ländern wie Frankreich oder Italien ein zentrales Fach auf Augenhöhe etwa zur Mathematik dar.

"Wie konnte es sein, dass in einem Land, aus dem die Hälfte der einschlägigen Literatur der vergangenen 300 Jahre stammt, Philosophie zu einem Mauerblümchen verkam", fragte Nida-Rümelin. Deutschland sei einst führende Bildungsnation gewesen. Ironie der Geschichte: Der hierzulande an den Universitäten eingeführte Bachelorabschluss sei in Amerika eigentlich einst etabliert worden, um eine Differenz zwischen der Highschool und dem deutschen Abitur auszugleichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe man nicht an die Bildungstradition angeknüpft, sodass mittlerweile Philosophie eine zu geringe Rolle an deutschen Schulen spiele. "Dabei gehört das philosophische Denken zu den kulturellen Wurzeln. Die Kenntnis davon ist wichtig, um zu verstehen, wie wir wurden, was wir sind", so Nida-Rümelin. Darüber hinaus sei die Philosophie eine Disziplin, die zu allen anderen eine mehr oder weniger enge Verbindung habe. So sei etwa Politikwissenschaft nicht ohne praktische Philosophie möglich - und umgekehrt. Philosophie sei ein Teil des permanenten Prozesses, die Stellung des Menschen in der Welt zu verstehen. Die Erklärungsversuche der Neurowissenschaften etwa, die derzeit die öffentliche Wahrnehmung dominierten, seien nicht abschließend. Philosophie als Wissenschaft beschäftigte sich mit großen Fragestellungen, die sich von einzelnen Fächern nicht zu "kleinen Münzen" schlagen ließen.

Die weiteren Vorträge der Tagung deckten ein weites Spektrum ab und berührten Fragen wie: Welche Bedeutung haben Ergebnisse und Methoden empirischer Forschung für die Lehrerbildung? Was ist eine gute Lehrperson für das Fach Ethik/Philosophie? Gibt es Besonderheiten bei verschiedenen Schulformen, zum Beispiel beim Philosophieren mit Kindern in der Grundschule? Wie ist der Unterricht in Philosophie/Ethik in anderen Ländern und Bundesländern geregelt?

Der Veranstalter und die Referenten sprachen sich in der Abschlussdiskussion einhellig für eine Fortsetzung der noch jungen Veranstaltungsreihe aus, die im letzten Jahr an der Goethe-Universität in Frankfurt ihren Auftakt hatte. Im nächsten Jahr soll die 3. Internationale Arbeitstagung für Didaktik der Philosophie und Ethik dann an der Universität Köln stattfinden.