Eichstätt
Mit "Pokerface" zur Reanimation

Klinikärzte und Mitarbeiter des Roten Kreuzes gaben an Schulen "Unterricht" in Wiederbelebung

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Wiederbelebung: dank Notarzt Martin Kochlöffel (kniend links) und Elisabeth Kehr vom Bayerischen Roten Kreuz für die achten Klassen der Knabenrealschule Rebdorf kein Problem mehr - Fotos: Müller

Eichstätt (EK) Die Ärzte der Kliniken im Naturpark decken einen großen Teil der Notfallversorgung im Landkreis ab. Ob sie Leben retten können, hängt oft auch von Ersthelfern ab.

Daher gingen die Notärzte mit dem BRK-Team im Juli an Schulen in Eichstätt. Wiederbelebung stand auf dem Stundenplan. Die Oma bricht plötzlich im Wohnzimmer zusammen. Sie ist bewusstlos. Keine Atmung mehr vorhanden. Sofort ruft die Familie die Integrierte Leitstelle unter 112 an, um den Notarzt zu holen. Jetzt ist nicht Warten der Königsweg. Es ist das eigene Engagement gefordert: Herzdruckmassage im Wechsel mit Beatmung im Muster 30:2. Wie dies funktioniert, zeigten die Notärzte Martin Kochlöffel und Joachim Munk im Juli den zehnten Klassen im Willibald-Gymnasium und den achten Klassen der Knabenrealschule Rebdorf.

Zunächst erklärten sie dabei, warum das schnelle Eingreifen so wichtig ist: Nur eine Herzdruckmassage hält die Sauerstoffverteilung im Körper in Gang. Und Sauerstoff ist für alle Zellen lebenswichtig. Bleibt die Sauerstoffzufuhr durch einen Kreislaufstillstand aus, sterben Gehirnzellen bereits nach drei bis fünf Minuten ab. Der Herzmuskel gibt nach 20 Minuten ohne Sauerstoff auf. Das heißt: Ersthelfer können bei einem Kreislaufstillstand entscheidend sein, ob das Opfer überlebt.

„Um sich im Ernstfall auch zu trauen und die Reanimation sicher anwenden zu können, ist immer praktische Übung das beste Mittel“, sagt Martin Kochlöffel. Deshalb wurde in den Klassenzimmern nach der theoretischen Einheit an RescuSusi, der Reanimationspuppe, kräftig trainiert. Einzeln durfte jeder Schüler eine Wiederbelebung (Reanimation) durchführen. Um ein Gefühl zu bekommen, wie es im Ernstfall ablaufen sollte, begann diese jeweils damit, die Bewusstlosigkeit festzustellen. Die Notärzte und Trainer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) beobachteten genau, ob alles sachgemäß ausgeführt wurde. Dabei gaben sie immer wieder Hinweise zur richtigen Technik und der richtigen Reihenfolge der Abläufe: „Warum drückst du schon? Hast du denn schon geprüft, ob die Atmung noch funktioniert“, „Versuche, die Arme beim Drücken besser durchzustrecken und tiefer zu drücken. Es müssen fünf bis sechs Zentimeter sein“, „Denk an Yellow Submarine oder Pokerface. So hast du genau die Frequenz von 100 pro Minute.“

Auch den Umgang mit dem Ambu-Beutel zeigten die Ärzte und das BRK. In der Knabenrealschule Rebdorf wird ein solcher Beatmungsbeutel angeschafft. „Da ist es natürlich sinnvoll, auch in dieses Gerät einzuweisen“, sagen die Notärzte Kochlöffel und Munk. „Zumal die Beatmung mit dem Beutel nicht nur die 17 Prozent Restsauerstoff wie bei der Mundbeatmung in den Körper pumpt, sondern die vollen 21 Prozent des in der Luft enthaltenen Sauerstoffs.“ Nach jeweils einer Doppelstunde waren die Schülerinnen und Schüler im Willibald-Gymnasium und in der Knabenrealschule fit in Sachen Reanimation. Von den Kliniken bekamen sie für die Zukunft Beatmungsfolien in Form von Schlüsselanhängern. „Diese kann man über dem Gesicht des Opfers anbringen. Damit fällt es leichter, sich zur Beatmung zu überwinden, wenn der Betroffene blutet oder man Angst vor Infektionen hat“, sagt Martin Kochlöffel. „Außerdem kommt einem die Ausatemluft des Opfers nicht entgegen, sondern wird unter der Folie abgeleitet“, ergänzt Munk.

Das Engagement für die Reanimation ist eine Win-win-Situation für BRK, Klinik und Schulen. „In der Schule erreichen wir sehr viele Menschen, um sie richtig auszubilden. Die Integrierte Leitstelle gibt bei Bedarf am Telefon zwar auch Anweisungen, wie eine Reanimation ausgeführt wird. Aber wer die Reanimation sicher beherrscht, kommt zu einem besseren Ergebnis. Das schafft eine Überlebenschance für die Patienten“, betont der Leitende Notarzt aus dem Eichstätter Ärzteteam, Wolfgang Horak. Alina Hermann, die als Biologielehrerin die Schulung für das Willibald-Gymnasium organisiert hat, meint: „Es ist absolut notwendig, die Basics der Reanimation zu kennen, weil es jederzeit auch hier in der Schule zu einem Notfall kommen kann.“