Eichstätt
Mehr Achtung für die Wildbiene

Eichstätter Studentin hat einen Lehrpfad zu diesem nützlichen Insekt gestaltet

30.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit hat die Lehramtsstudentin Katharina Nenning einen Wildbienenlehrpfad konzipiert und bei der Jugendherberge umgesetzt. Für die Kinder hat sie einen Plan mit den einzelnen Stationen erarbeitet. - Foto: Bartenschlager

Eichstätt (EK) Schwindende Biotope, Monokulturen und Pestizide: Bienen haben es nicht leicht. Doch während dank der Aufklärungsarbeit der Imker das allgemeine Problembewusstsein für die Honigbiene geschärft wird, bleibt ihre wildlebende Schwester weitgehend unbeachtet.

Leute wie Katharina Nenning wollen das ändern. Die Studentin hat im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis einen Wildbienen-Erlebnis-Pfad an der Jugendherberge in Eichstätt konzipiert und realisiert. Aufgebaut werden die Stationen nach Bedarf, was mit wenigen Handgriffen möglich ist. In sieben abwechslungsreichen Stationen versucht sie speziell Kindern das Leben der Wildbiene nahezubringen.

"Über 50 Prozent aller Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste", erklärt Katharina Nenning. Was nichts anderes heißt, als dass sie vom Aussterben bedroht sind. Dabei seien diese Insekten ebenfalls von großer Bedeutung für Natur und Mensch. "Sie bestäuben deutlich mehr als Honigbienen", hebt die Allgäuerin hervor, die im achten Semester Lehramt für Grundschule an der KU studiert. Ihre Bachelor-Arbeit hat sie im Fach Didaktik der Biologie verfasst. Betreut wurde sie von Dr. Helga Rolletschek, der Leiterin von Didaktik der Biologie und Koordinatorin von "Eichstätt summt!".

Der Lehrpfad zeigt verschiedene Aspekte der Wildbienen. Gedacht ist er für Kinder ab neun Jahren. Sie bekommen zunächst Arbeitsblätter, die sie in Gruppenarbeit durchlaufen; auch dabei hat Katharina Nenning auf Abwechslung geachtet. Statt auf stures Pauken setzt sie auf spielerische Wissensvermittlung. "Basteln, suchen, künstlerisch tätig werden." Auf diese Punkte habe sie Wert gelegt, so Katharina Nenning. Die Studentin hat auch einen kindgerechten Plan mit den einzelnen Stationen entworfen.

Start ist an der Kräuterschnecke bei der Jugendherberge. Dort wachsen die Blumen, die Wildbienen bevorzugt anfliegen: Krokus, Glockenbecher, Klatschmohn oder Ringelblumen.

Im "Langhaus" drehen die Kinder dann Saatkugeln. Das sind Kugeln aus Ton und Erde mit "eingebackenen" Blumensamen. Auf diese Weise können die Kinder selbst etwas für Artenvielfalt allgemein und für einen variantenreichen Speiseplan der Wildbienen im Besonderen tun. Dabei sind es oft nur Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass die Biene zurechtkommt. "Die Gärten nicht sofort abmähen", bittet Nenning. Auf kahlen, abgemähten Wiesen findet die Wildbiene nun mal keine Nahrung. Besser ist natürlich eine sortenreiche Blumenwiese.

Das "Gartenhaus" bei der Jugendherberge ist der ideale Platz für ein Quiz. Dort hängt ein Plakat mit vielen Informationen rund um die Wildbiene. Die Kinder können dieses Plakat studieren und sich anschließend einem Quiz stellen. Dabei erfahren sie beispielsweise, dass auch die Hummel zu den Wildbienen zählt und manche Arten nicht in Völkern, sondern solitär leben.

Weiter geht's zum Volleyballplatz. Dort treiben die Buben und Mädchen keinen Sport, sondern machen sich schlau über die Nistplätze von Wildbienen. "Wo ist mein Zuhause" ist diese Station überschrieben. Etwa 75 Prozent der Arten nisten am Boden.

Ein seltsames Gebilde hängt an einem Baum. Es zeigt, in extremer Vergrößerung, ein Facettenauge. Die Kinder können hindurchblicken und dabei erleben, wie eine Biene ihre Umwelt optisch wahrnimmt.

Ein weiterer Sportplatz ist in den Wissensparcours integriert: Dieses Mal ist es der Basketballplatz. Hier erleben die Kinder, welche Hilfestellungen sie der Wildbiene geben können, damit sie überleben kann. Etwa durch den Bau von Nisthilfen.

Der Lehrpfad endet bei den Holzbänken am Eingang der Jugendherberge. Dort können die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen und sich selbst als Wildbiene malen - und sich so ein bisschen mit ihr identifizieren.

Ohne Biene hat es die Natur und damit auch der Mensch wesentlich schwerer. Die Studentin verweist auf Asien: "Dort gibt es ganze Regionen, in denen die Leute auf die Bäume klettern und per Hand bestäuben müssen." Das geschieht mit Wattestäbchen. Jede einzelne Blüte muss mühsam behandelt werden. Eine teure Sysiphos-Arbeit, die Insekten, vor allem Bienen, umsonst leisten würden.

Zum Schluss bezieht Katharina Nenning eindeutig Stellung zum umstrittenen Glyphosat: "Glyphosat ist schlecht für Bienen. Es schädigt ihr Gehirn. Sie verlieren die Orientierung und finden nicht mehr nach Hause zurück."