Eichstätt
Kaffeekränzchen im Rollstuhl

Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung: BRK-Gruppe wünscht sich mehr Rücksicht

02.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:55 Uhr

Einige unbeschwerte Stunden verbringen die Mitglieder der Behindertengruppe ein- bis zweimal im Monat im Lehrsaal des BRK Eichstätt an der Grabmannstraße - Foto: tjs

Eichstätt (EK) Heute ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Er ist denjenigen gewidmet, die ihren Alltag mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen meistern – so wie die Mitglieder der Behindertengruppe des Eichstätter Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK).

Der Aktionstag, der 1993 erstmals von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde, soll jedes Jahr die Probleme von Menschen mit Behinderung wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Dass gesunde Menschen mitunter gar nicht wissen, mit welchen Hürden Behinderte tagtäglich zu kämpfen haben, davon können die Mitglieder der BRK-Gruppe ein Lied singen. Das fängt schon bei ganz profanen Dingen wie dem Toilettengang an. „In keiner einzigen Gaststätte in Eichstätt gibt es ein Behindertenklo“, bemängelt Rosa Laco, eine der fünf ehrenamtlichen Helferinnen, die die Treffen der Gruppe begleiten.

Ein- bis zweimal im Monat wollen die Behinderten ihre Sorgen aber für einige Stunden vergessen. „Hier sollen sie abschalten können“, sagt Laco. „Sie haben es daheim schon schwer genug.“ Und tatsächlich geht es im BRK-Lehrsaal an der Grabmannstraße munter zu. Drei Mitglieder hatten kürzlich Geburtstag. Grund genug für eine gemütliche Feier. Die Frauen – und ein Quotenmann – singen Volkslieder mit Akkordeon-Begleitung. „Wo bleibt der Applaus“, scherzt eine der Sängerinnen, bevor die Ehrenamtlichen Kuchen servieren. In den Gesprächen am Kaffeetisch dreht sich alles um das nächste Ausflugsziel. Über Behinderungen wird kaum ein Wort verloren.

Die Gruppe ist ein Angebot der Offenen Behindertenarbeit des BRK-Kreisverbands Eichstätt. Die zehn ausschließlich körperlich behinderten Mitglieder werden von zu Hause abgeholt. Die meisten von ihnen stammen aus den umliegenden Orten wie Eitensheim oder Rupertsbuch und können nicht aus eigener Kraft kommen: Wegen ihrer Rollstühle brauchen sie ein spezielles Auto mit einer Rampe, das vom BRK samt Fahrer kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Seit 20 Jahren besteht die Gruppe, nur noch zwei der jetzigen Mitglieder sind seit Anfang an dabei. „Das Problem ist, dass wir viele alte Leute sind“, sagt Laco. Jüngere Behinderte würden kaum vorbeischauen. Für sie gebe es eigene Angebote.

Die Gründe, warum die Gruppenmitglieder einen Rollstuhl benötigen, sind ganz unterschiedlich. Eine der Frauen leidet zum Beispiel an Multipler Sklerose und kann sich kaum mehr bewegen. Eine weitere ist kleinwüchsig, einer dritten mussten die Beine amputiert werden. „Es sind schon ganz schwere Schicksale dabei“, sagt Laco. Eines hätten sie aber alle gemeinsam: „Sie sind alle sehr lustig drauf.“

Dementsprechend abwechslungsreich wollen die ehrenamtlichen Helferinnen – die älteste ist 93 Jahre alt – das Programm mit Singen, Lesen oder Ausflügen gestalten. „Aber meistens wollen sie einfach nur ratschen, sie sehen sich ja sonst nicht“, erzählt Laco. Die Mitglieder würden sich mittlerweile alle persönlich gut kennen. „Wenn jemand einfach eine Geschichte erzählt, ist das immer interessant“, bestätigt eine der Frauen im Rollstuhl.

Bald plant die Gruppe gemeinsam mit den Senioren des BRK eine kleine Weihnachtsfeier. Wie jeder Mensch haben auch die Behinderten kleine und große Wünsche zum nahenden Fest. Zwei werden dabei aber besonders häufig geäußert: „Wenn meine Krankheit nicht schlimmer wird, dann bin ich schon zufrieden.“ Und: „Von den Gesunden wünsche ich mir, dass sie manchmal rücksichtsvoller sind.“