Eichstätt
Neuer Herzogsteg ohne Wettbewerb?

Bauausschuss favorisiert Direktvergabe – Letztes Wort hat der Stadtrat

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Ein neuer Herzogsteg muss her. Der alte ist abrissreif. Zum Weg zu einer vernünftigen Lösung gibt es allerdings unterschiedliche Ansichten. Die Mehrheit des Bauausschusses lehnt einen Planungswettbewerb ab. −Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Der Neubau des Herzogstegs ist längst beschlossene Sache. Jetzt geht es um den Ablauf des Verfahrens. Der Bauausschuss hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich gegen einen Planungswettbewerb ausgesprochen – obwohl ihm dieser von der Verwaltung empfohlen worden ist.

Fünf zu drei lautete das Ergebnis nach eingehender Debatte. Die Stimmen gegen einen Wettbewerb kamen von CSU und SPD, die Vertreter von FW und ÖDP und Oberbürgermeister Andreas Steppberger votierten für die Wettbewerbsvariante. Die endgültige Entscheidung fällt der Stadtrat am kommenden Donnerstag.

Stadtbaumeister Manfred Janner hatte dem Gremium zunächst drei Ansätze für die nächsten Schritte vorgestellt: Eine Direktbeauftragung der Planung bei den ausschlaggebenden Architekten würde rund 187500 Euro kosten. Eine Mehrfachbeauftragung von beispielsweise drei Büros – eine Art Kleinwettbewerb – schlüge mit 252000 Euro zu Buche. Ein Wettbewerb schließlich, zu dem neun Planer geladen würden, ist mit 197500 Euro verbleibenden Kosten für die Stadt angesetzt. Hierfür seien Mittel aus der Städtebauförderung zu erwarten. Die Bruttokosten für den Neubau einer Brücke mit mindestens drei Metern Breite taxierte Janner auf knapp 1,15 Millionen Euro.

Die 10000 Euro Mehraufwand für einen Wettbewerb gegenüber einer Direktvergabe seien zu rechtfertigen, befand OB Andreas Steppberger. Dem Gremium ging es allerdings mehr um die Kostenfrage im Allgemeinen. Wenn die Variante des Gewinners plötzlich 1,3 Millionen Euro kosten würde, habe die Stadt den Schwarzen Peter, meinte beispielsweise Hans Tratz (CSU). Bei einer Direktbeauftragung habe man mehr Einfluss. Mit Wettbewerben habe die Stadt nicht die besten Erfahrungen gemacht, äußerte Stefan Schieren (SPD) und sprach damit unterschwellig den Busbahnhof und den Badsteg an, wo die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind.

Aber ausgerechnet der Badsteg könnte als Vorlage für den neuen Herzogsteg dienen: Ob man den nicht einfach „abkupfern“ könnte, regte Hans Tratz an. Die Pläne würden ja wohl noch existieren. Janner allerdings sprach in diesem Zusammenhang von einer „Neuleistung“: „Das spart kein Geld.“ Zu den Kosten generell fügte Janner hinzu, diese könne man bei einem Wettbewerb als Hauptparameter einsetzen. Stellvertreter Jens Schütte machte deutlich, dass der Siegerentwurf nicht zwangsläufig umgesetzt werden müsse. Klar für einen Wettbewerb plädierte Martina Edl (FW): An dieser sensiblen Stelle solle das „bestmögliche Ergebnis“ erzielt werden.

Zum Zeitplan bemerkte Manfred Janner, dass der Baustart Anfang 2019 erfolgen könne. Ob der alte Herzogsteg bis dahin noch steht, ist im Übrigen ungewiss. Die seit Dezember 2016 gesperrte marode Brücke könnte sich erneut bewegt haben und müsse nun regelmäßig überwacht werden. Ein vorzeitiger Abriss sei nicht auszuschließen.
 

Kommentar von Jürgen Knopp

Entschuldigung schon mal: Aber der Stadtrat wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, würde er das Projekt Herzogsteg ohne Wettbewerb durchziehen. Ein vernünftiger Mensch kauft sich ja auch kein Auto, indem er nur ein einziges Angebot einholt. Und wenn er etwas baut, schon gleich dreimal nicht. Ein Wettbewerb für den Herzogsteg macht natürlich Sinn – gerade wegen dieser exponierten Stelle. Hier eine Auswahl an Varianten zu haben, ist eigentlich unabdingbar. Das Kostenargument – „Dann müssten wir vielleicht das Teuerste nehmen“ – läuft ins Leere. Ein Wettbewerb lässt sich in dieser Hinsicht steuern, und die Teilnehmer werden wohl angesichts der Kassenlage der Stadt nicht in Luxusversionen schwelgen. Es ist schon klar, was den Befürwortern der Direktvergabe vorschwebt: eine Blaupause des Badstegs. Der kostete 750 000 Euro – vor zehn Jahren. Rechnet man allerdings den Zeitfaktor ein und den Umstand, dass der neue Herzogsteg breiter werden muss, käme man für diese Lösung vermutlich aber noch nicht mal mit den vom Stadtbaumeister prognostizierten Kosten von 1,15 Millionen Euro für einen Brückenneubau hin.