Eichstätt (EK) Wie wird man eigentlich Polizeibeamtin? Auf diese Frage fanden rund 60 Mädchen eine Antwort, als sie am gestrigen Girls' Day einen Tag bei der Bereitschaftspolizei Eichstätt verbringen durften.
"Feuer frei!", ruft Stefanie Strobel ihrem Kollegen zu, der mit einer Laserwaffe auf ein Schießkino zielt. "Peng", das Ziel wurde getroffen. Die Mädchen staunen nicht schlecht, das ging echt schnell. Genau darum geht es bei der Übung: "Bei einem Einsatz sind wir immer vorne dran, da muss es schnell gehen, wir haben keine Zeit noch kurz die Visierung zu suchen. Es geht um schnelles Schießen auf kurzer Distanz", erklärt Polizistin Stefanie Strobel einer Gruppe Schülerinnen. Bei dieser Übung dürfen die Mädchen, die im Alter zwischen 13 und 16 Jahren sind, den Beamten nur über die Schulter schauen.
Am Girls' Day haben Schülerinnen einmal im Jahr die Möglichkeit in typische Männerberufe hineinzuschnuppern. Rund 60 Mädchen aus unterschiedlichen Schulen haben sich dieses Jahr dafür entschieden, die Bereitschaftspolizei in Eichstätt genauer anzusehen. "Ich wollte schon immer Polizistin werden", sagt Veronika Linder, die auf das Willibald-Gymnasium in Eichstätt geht. Sie ist begeistert von dem Programm, das die Polizei extra für den Girls' Day zusammengestellt hat. Wer gedacht hat, es würde ein netter Spaziergang durch das Polizeigebäude werden, hat sich getäuscht, denn die Schülerinnen werden ganz schön gefordert. Leichtathletik, Krafttraining und Elemente des Einstellungstests stehen auf dem Girls'-Day-Programm. "Ihr seht schon, die Mädels müssen hier genauso mit hinlangen wie die Männer", meint Björn Riedhammer, der für die Schülerinnen gemeinsam mit den Auszubildenden einen Selbstverteidigungskurs vorbereitet hat. Zwischen Männern und Frauen wird bei der Polizei nicht mehr groß unterschieden. "Alle haben hier die gleichen Voraussetzungen. Männer und Frauen bekommen das gleiche Gehalt. Eigentlich ist es auch gar kein typischer Männerberuf mehr", sagt Christian Heimisch von der Bereitschaftspolizei.
Von rund 700 Auszubildenden in Eichstätt sind immerhin 25 Prozent Frauen. "Als Frau ist man hier zwar in der Unterzahl, aber die Männer akzeptieren einen ganz normal. Man muss sich halt durchsetzen können", meint Christina Schröder, die seit drei Jahren bei der Polizei in Eichstätt arbeitet. Auch die 14 Jahre alte Luise Uxa träumt davon Polizistin zu werden: "Mir macht es Spaß Leuten zu helfen. Ich finde den Beruf echt cool und abwechslungsreich. Ich habe mich viel darüber informiert und wollte mir heute genau anschauen, was man in der Ausbildung alles macht. Ich finde, es sollten sich mehr Frauen trauen, bei der Polizei zu arbeiten." So wie Luise Uxa geht es an diesem Tag vielen Schülerinnen: Sie wollen einfach ausprobieren und herausfinden, ob der Beruf etwas für sie wäre.
Eine gewisse Begeisterung für Sport sollten die Mädchen auf jeden Fall mitbringen, denn die Ausbildung zur Polizistin ist kein Zuckerschlecken. Polizeiausbilder Christian Amberger hat verschiedene Disziplinen für die Schülerinnen vorbereitet, darunter einen Einsatzparcours, der es in sich hat. "Die Mädels machen gerne mit", lobt Amberger die Schülerinnen, die in Kleingruppen alle Stationen durchlaufen. Neben den sportlichen Aktivitäten dürfen sich die Schülerinnen noch die Unterkunft anschauen, in der die Azubis während der Ausbildung untergebracht sind, und auch die Ausrüstung und die Uniformen der Polizei werden genau unter die Lupe genommen.
Für die Mädchen hat sich der Girls' Day definitiv gelohnt. "Ich denke, das wäre 'was für mich", meint Luise Uxa grinsend. In einer Sache sind sich die Mädels einig: Polizist sein ist nicht nur etwas für Männer.
