Eichstätt
Ein Hobby zum Verlieben

Freunde und Besitzer des kultigen Wohnmobils trafen sich in Eichstätt

06.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:09 Uhr

Rund 50 Hobby-600-Wohnmobile waren übers verlängerte Wochenende auf dem Eichstätter Volksfestplatz zu finden. Aus ganz Deutschland und sogar aus Holland kamen die Liebhaber dieses speziellen Campers zusammen, tauschten sich aus und genossen den Kurzurlaub an der Altmühl (oben). Familie Klett schmückt ihr Wohnmobil mit Lampions (unten links). Jeden Abend gab es ein „Lichterfest“, bei dem die Fahrzeuge funkelten und blinkten. Viel Sorgfalt richten die Hobby-Freunde auf die Innenausstattung, wie Johann Iliokan (unten rechts). - Fotos: baj

Eichstätt (EK) Hobbys gibt’s viele: Die einen angeln, die anderen gehen zum Bergsteigen oder sammeln Briefmarken. Einige aber haben einen Hobby, einen Hobby 600, um genau zu sein. Liebhaber und Besitzer dieses kultigen Wohnmobils gaben sich an diesem Wochenende ein Stelldichein in Eichstätt.

Rund 50 dieser Gefährte waren am Volksfestplatz zu bestaunen. Aus ganz Deutschland und sogar aus Holland waren die Hobby-Freunde angereist. Organisiert hatte das Treffen Herbert Dörries aus Adlkofen bei Landshut. Zweimal im Jahr gibt es solche geselligen Zusammenkünfte. Jetzt sei Eichstätt an der Reihe gewesen, sagt Dörries, der hier einige Jahre seiner Kindheit verbracht hat.

Ein buntes Programm wartete auf die Camper, das sich aus Stadtrallye, Führungen, Bilderschau mit Beamer und einem Flohmarkt zusammensetzte. Nicht zu vergessen das leibliche Wohl. Das berühmte „Schmackofatz“ gab es bereits am Anreisetag, am Donnerstag. „Das ist ein Büffet aus regionalen Spezialitäten. Da nimmt jeder etwas von da mit, wo er zu Hause ist“, sagt Dörries. Er steuerte Leberkäs und Presssack bei. Auch das THW mit seiner Gulaschkanone war eingebunden, und ein Grillabend durfte ebenfalls nicht fehlen. Liebevoll schmückten viele der Teilnehmer ihren Hobby mit Fahnen, Lampions oder Lichterketten – romantische Atmosphäre an den Abenden. Was aber ist das Besondere an den Hobbys 600, die von 1984 bis 2000 gebaut wurden? Für die Puristen zählen freilich nur die Baujahre bis 1992. „Die jüngeren sind eigentlich nicht mehr historisch“, bestätigt Dörries.

„Es ist so kompakt, man kann’s in die Einkaufstasche packen“, scherzt Sabine Klett aus Duisburg, die mit ihrem Mann Ekkehardt und ihrer zehnjährigen Tochter Julia unterwegs ist. „Bett, Bad, Toilette, Radio – das ist alles perfekt“, findet sie. „Wir fahren mit dem Bett in Urlaub und wenn es uns nicht mehr gefällt, fahren wir einfach weiter.“

„Was das Tolle dabei ist? Sie brauchen’s doch nur anzugucken. Das ist nicht das typische Wohnmobil, sondern etwas Besonderes“, schwärmt Carina Botke aus Ost-Thüringen. Der Blick fällt auf ein kompaktes, fast eckig wirkendes Reisemobil mit wenig Schnickschnack. Dafür findet sich alles auf einer Ebene: Bett, Salon, Küche, Dusche, Sanitäreinrichtungen. „Alles drin, was man braucht“, sagte Carina Botke, die der Hobby 600 bereits in seinen Bann geschlagen hat, obwohl sie und ihr Mann erst seit 30. August stolze Besitzer des Campers sind. Die Jungfernfahrt ging an den Muldenstausee; dies war ihre dritte Fahrt.

Johann Iliokan aus der Nähe von Köln schätzt die Zuverlässigkeit seines Hobby, Baujahr 1994. Natürlich, einiges müsse man schon reinstecken, räumt er ein. Wasserschäden sind gefürchtet. „Da ist mal eine Leiste undicht, du merkst es nicht sofort und hast ganz schnell einen Wasserschaden.“ Auch die Ersatzteilbeschaffung stelle mitunter ein Problem dar. Jeder Hobby-600-Besitzer ist aber auch ein Tüftler und richtet sein „Schätzchen“ nach seinem Geschmack her. So auch Iliokan: „Da steckt viel Herzblut drin.“ Zu den Treffen kommt er gerne. Die Hobby-600-Freunde sind nicht in einem Club zusammengeschlossen. Aber man steht in Verbindung. Schätzungsweise tummeln sich in Europa rund 400 solcher Wohnmobile. Die Verbindung halten die Liebhaber übers Internet – es gibt die einschlägige Seite www.hobby600.de – und eben durch die persönlichen Kontakte. Dafür nehmen sie weite Strecken in Kauf.

Eine der weitesten Anreisen dürften Bart und Tineke van Duivenbode hinter sich haben, die aus der Nähe von Rotterdam angefahren kamen. Ihr Hobby zieren rot-weiß-blaue Lichterketten, die holländischen Farben. Die Nationalflagge haben sie ebenfalls gehisst, doch zollen sie dem gastgebenden Land Respekt, und so steckt auch die bayerische Fahne am Dach des Wohnmobils. „Gebaut wurde es 1992“, erzählt Bart van Duivenbode. „Aber innen ist alles neu.“ Stolz lädt er zur Besichtigung ein. Alles ist blitzblank, viel Holz, blaue Bezüge an den Sitzen und die Betten durch einen Vorhang vom übrigen Raum abgetrennt. 160 000 Kilometer hat sein Mobil bereits auf dem Tacho. So 9,5 bis zehn Liter verbraucht ein Hobby.

Bart und Tineke sind schon weit herumgekommen. Einmal machten sie eine Rundreise durch Portugal. Und auch jetzt wollen sie nicht direkt wieder nach Hause. Ein Abstecher nach Rom müsste drin sein, sagt Bart augenzwinkernd.