Eichstätt
Ein Online-Schaufenster für die Stadt

Internetpräsentation für Eichstätter Gewerbetreibende für 16 000 Euro Pro Eichstätt übernimmt

02.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

So könnte das Online-Schaufenster der Stadt in einem Entwurf der Agentur aussehen. ‹ŒScreenshot: Magenta 4

Eichstätt (EK) Gegen die Stimme von Christian Alberter (SPD) hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag die Einrichtung eines "Online-Schaufensters" auf den Weg gebracht. Der Tagesordnungspunkt nahm eine gute Stunde der Sitzung in Anspruch - auch, weil eifrig diskutiert wurde.

Alberter war die Präsentation des Projektes letztlich "zu vage und unkonkret". Zuvor hatte Standortbeauftragte Beate Michel das Projekt ausführlich vorgestellt, inklusive einer Darstellung über die Anschubfinanzierung. "Ich befasse mich, seit ich hier bin, mit diesem Thema." 60 Prozent der Kunden würden sich im Internet vor einem Einkauf informieren, aber diesen dann doch in einem Geschäft abwickeln. Dieses Potenzial könne man für Eichstätt nutzen und das Angebot im Internet entsprechend darstellen. "Viele kleine Geschäfte, wie wir sie hier haben, verfügen über keine Internetseite." Da sei das Online-Schaufenster, wie es das auch schon in anderen Städten gebe, eine gute Option. Und mit der Idee sei sie bei vielen Gesprächen in der Stadt auch auf fruchtbaren Boden gestoßen. Immerhin 375 Gewerbetreibende würden für eine eigene Seite in so einem Schaufenster im Web in Frage kommen: 88 Einzelhändler, 61 Gastronomen, 143 Dienstleister und 83 Handwerksbetriebe, zählte Michel auf.

"Da kann man endlich einmal diesen Satz widerlegen ,in Eichstätt gibt's nix, in Eichstätt is' nix'", sagte Michel. 40 Teilnehmer hätten sich schon mit einem konkreten Interesse gemeldet, sie gehe von 100 aus, die mitmachen. "Wir können damit sicher nicht den Einzelhandel retten, aber es wird ihm helfen." Nach dem Aufbau des Online-Schaufensters soll das an den Gewerbeverein Pro Eichstätt übergehen, der dann für den Betrieb und die Pflege der Seite verantwortlich ist. Der Verein muss das Michel zufolge mindestens fünf Jahre lang betreuen, das sei vertraglich festgeschrieben. Wie Vorstandsmitglied Markus Schmidramsl auf Anfrage unserer Zeitung sagte: "Wir seitens des Gewerbevereins erachten das als außerordentlich wichtig, diesen Schritt in die digitale Welt zu gehen und zwar gemeinsam, um den ,Marktplatz Eichstätt' mit seinen vielfältigen Angeboten online abzubilden." Dabei hob er hervor, dass sich alle Gewerbetreibenden in der Stadt angesprochen fühlen sollten - auch die, "die nicht bei uns Mitglied sind".

Michel legte die vorläufigen Kosten - ausgewählt wurde Michel zufolge aus drei Angeboten - bei 100 Teilnehmern vor: Insgesamt summiert sich die Startfinanzierung auf 16 000 Euro, wobei eine Finanzierung über den Projektfonds "Aktive Zentren" angestrebt ist. Über die Städtebauförderung könnten 8000 Euro aquiriert werden, an der Stadt Eichstätt bleiben dann 3200 Euro hängen.

Willi Reinbold (ÖDP) zeigte sich begeistert: "So etwas brauchen wir dringend in der Stadt." Er schlug vor, auch die Wochenmarktfieranten miteinzubeziehen: "Wo findet man denn das im Internet" Tanja Schorer-Dremel (CSU) bezeichnete das Schaufenster als "gute Idee". Aber "für mich ist der entscheidende Faktor, dass das ständig aktualisiert und gepflegt wird". Ihr Parteikollege Sigurd Eisenkeil plädierte dafür, dass jeder selbst zuständig sei. Christian Alberter (SPD) wollte wissen, wie hoch die Folgekosten seien, wie der Server berechnet werde. Klaus Bittlmayer erkundigte sich nach der Möglichkeit, einen Online-Shop mit einzubinden. Michel ging das alles zu schnell: "Wir machen jetzt den vierten Schritt vor dem ersten." Dem widersprach Bittlmayer energisch: "Wir werden doch da drüber reden dürfen, wie sich das in Zukunft entwickelt." Das müsse schon konkreter gehen.

Fred Pfaller (SPD) war am Ende reichlich genervt: "Seit Monaten gibt es Abstimmungsgespräche mit den Akteuren und wir im Stadtrat sind dazu fähig, das Ding zu zerreden, bevor es überhaupt anfängt." Dritter Bürgermeister Gerhard Nieberle (SPD) argumentierte in die gleiche Richtung: "Ich komme mir vor, als schaue ich Eltern zu, die ihr Kind nach der Geburt für den Olympia-100-Meter-Lauf anmelden." Man solle das jetzt erst einmal anlaufen lassen. "Dann schauen wir, ob dieses Kind ein 100-Meter- oder ein Marathon-Läufer wird." Eva Gottstein (FW) plädierte für das Schaufenster: "Es ist ein sinnvoller Versuch, hier etwas anzubieten." Die Projektausführung übernimmt übrigens die Eichstätter Agentur Magenta 4 zusammen mit der Geographie-Studentenfirma Topas e. V.