Dollnstein
Wohltemperiertes Laurentiushaus

Kirchliche Gebäude in Dollnstein mit Anschluss an das Nahwärmenetz Leitungen liegen in der Wand

23.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Pfarrer Franz Baumeister und Kirchenpfleger Ottmar Mödl im Energieübergaberaum der Pfarrkirche, wo es sehr eng zuging. - Foto: Mayer

Dollnstein (EK) Als Pfarrer Franz Baumeister im Jahre 2008 die Pfarrstelle in Dollnstein antrat, bekam er vonseiten der Diözesanleitung den - mündlichen - Auftrag, die Energieversorgung der drei kirchlichen Gebäude, der Pfarrkirche St. Peter und Paul, des Pfarrhofes sowie des Laurentiushauses in den nächsten zehn Jahren auf eine neue Basis zu stellen.

Die Energie- und Klimaoffensive der Diözese war bereits in vollem Gang: Jedes kirchliche Gebäude sollte energetisch ertüchtigt werden, um damit eine Steigerung der Energieeffizienz zu erreichen. In einem ersten Schritt musste die Pfarrei zunächst für jedes Gebäude den Energieverbrauch erfassen und analysieren.

Das Laurentiushaus war mit elektrischer Nachtspeicherheizung ausgestattet und verschlang laut Aussage von Pfarrer Baumeister jährlich Stromkosten in Höhe von ungefähr 5000 Euro. Nicht nur die Kirchenverwaltung zeigte sich erschrocken angesichts dieser hohen Zahl.Im Laurentiushaus fanden und finden sowohl Veranstaltungen der Pfarrgemeinde wie auch anderer Bildungsträger, aber auch Privat- und Vereinsfeiern statt.

Es kam wie gerufen, dass nach mehreren Anläufen der Gemeinderat Dollnstein im Juni 2010 die Gründung eines Kommunalunternehmens beschloss, was sich im Nachhinein für beide Seiten als wahrer Glücksfall herausstellte - nicht nur für die Gemeinde. Entstanden ist eines der ersten intelligenten Nahwärmenetze in Deutschland. Während vielerorts in Deutschland über die Energie- und Klimawende lamentiert wird, nahm Dollnstein die Energiewende lieber selbst in die Hand. Mit seinem intelligenten und kalten Nahwärmenetz spart die Gemeinde 40 Prozent Heizkosten und 70 Prozent CO2. Durch das Kommunalunternehmen erübrigte sich für die Pfarrei eine aufwändige und kostenintensive eigene Energiezentrale, die sicher hätte gebaut werden müssen. Pfarrer Baumeister, der die Zusammenarbeit mit dem Kommunalunternehmen als absolut problemlos bezeichnet, sieht auch für das Kommunalunternehmen einen Riesenvorteil, denn die Kirche war fortan Großabnehmer und ein sicherer Garant.

Von der technischen Seite her musste jeweils ein Energieübergaberaum zur Verfügung gestellt werden. So wurde im Laurentiushaus die alte Kolpingsstube umgebaut, im Pfarrhof war der Heizraum bereits vorhanden, so dass die bestehende Anlage lediglich an die neue angekoppelt werden musste. In der Pfarrkirche gestaltete sich die Situation ähnlich, wobei es hier von der Platzsituation "Spitz auf Knopf" zuging. Angeschlossen ist der Heizraum über den Ölkeller des alten Rathauses. Auch wenn das im Gemeindebesitz befindliche Gebäude selbst noch nicht an das Nahwärmenetz angeschlossen ist, so liegen die Leitungen bereits im Haus.

In diesem Zusammenhang wurde auch eine Wasserleitung in die Kirche eingebaut, "vorausschauend und mit Blick auf eine größere Innenrenovierung, die sicher irgendwann anstehen wird", wie Kirchenpfleger Ottmar Mödl anmerkt. Mödl begleitete auch die baulichen Maßnahmen an den kirchlichen Gebäuden und ist stolz, dass am Ende 805 ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden an Eigenleistung zu Buche schlugen, die die Gesamtkosten doch auf ein erträgliches Maß schrumpfen ließen. Auch Flüchtlinge halfen und schlugen Schlitze.

Für eine Kirchenrenovierung ist die Methode der Bauteiltemperierung nach Dr. Großeá †schmidt anvisiert, genauso, wie sie nun im Laurentiushaus umgesetzt wurde. So gibt es im ganzen Erdgeschoss des Laurentiushauses keinen Heizkörper. In der Wand laufen Kupferrohre. Diese beheizen mit Niedertemperatur (40 Grad) die Wand, welche wiederum die Energie als wohltuend empfundene Strahlungswärme abgibt. Effekt ist, dass auf diese Weise nicht nur die Räume erwärmt, sondern auch die nicht isolierten Fundamente trocken werden.