Denkendorf
Ein Recht auf Ganztagsschule

SPD-Unterbezirk Eichstätt befasst sich mit dem Thema Bildung

14.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr

Die Bildungspolitik war Hauptthema der Unterbezirkskonferenz der SPD. Neben dem Bildungsexperten im Landtag, Martin Güll (2. von links), und Alfons Weber, Vorsitzender von "Bildung Am Limes" (links), sprach auch SPD-Bundestagskandidat Werner Widuckel (4. von rechts). - Foto: Kister

Denkendorf (kmi) Bildung war das Thema der Konferenz des SPD-Unterbezirks Eichstätt vergangenen Mittwoch in Denkendorf. Dazu waren der SPD-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultur, Martin Güll, und der SPD-Bundestagskandidat Werner Widuckel gekommen.

Ein Heimspiel hatte Alfons Weber, Vize-Bürgermeister von Denkendorf und Vorsitzender des Fördervereins "Bildung am Limes".

Weber nutzte die Gelegenheit, um auf den Altmühltaler Plan für eine Gemeinschaftsschule am Limes einzugehen. Dieses Schulkonzept für Denkendorf und Kipfenberg war 2011 von einem Expertenteam um Martin Güll entworfen worden. Ziel dieses Konzepts ist es unter anderem, die in ihrer Existenz bedrohten Schulen außerhalb der Ballungszentren in ihrem Bestand zu schützen. "Länger gemeinsam lernen" ist das Kernstück des Konzepts: Anstelle Schüler nach der vierten Jahrgangsstufe auf die verschiedenen Schularten Mittelschule, Realschule und Gymnasium aufzuteilen, werden sie bis zur zehnten Klasse zusammen unterrichtet. Dann sollen ein qualifizierter Abschluss oder die Mittlere Reife möglich sein; auch ein Übertritt an die gymnasiale Oberstufe wird in Aussicht gestellt.

"Trotz der teils dreizügigen Grundschule gehört unsere Mittelschule wegen der zu hohen Übertrittszahlen zu den 161 besonders gefährdeten Zahnlückenschulen in Bayern", so Weber. Auch die Standorte Titting und Kipfenberg im Landkreis Eichstätt seien davon betroffen. Großmehring sei zudem schon geschlossen und Kösching zugeordnet.

Durch das Konzept der Gemeinschaftsschule würden die Schüler nicht aus ihrem sozialen Gefüge herausgerissen werden. Außerdem würden lange Fahrten zur Schule ausfallen, "eine reine Subventionierung für Busunternehmen", wie Martin Güll es nennt.

Trotz hohen Zuspruchs durch die Eltern - bei einer Befragung im Februar 2013 sprachen sich etwa 85 Prozent dafür aus - wurde der Antrag damals vom Bayerischen Kultusministerium abgelehnt. Nach Denkendorf und Kipfenberg hatten sich auch weitere Gemeinden darangemacht und eine Gemeinschaftsschule beantragt: Leutershausen in Mittelfranken, Arzberg in Oberfranken, Donaustauf in der Oberpfalz, Eching, Tiefenbach, Vilsheim und Ast-Buch am Erlbach aus Niederbayern. Ergebnis: Ablehnung. In zwei der niederbayerischen Gemeinden war das Vorgehen jedoch alles andere als demokratisch, wie Weber sagte: Trotz einer Zustimmung von 85 Prozent der abgegebenen Stimmen von Eltern wurde es abgelehnt, einen Antrag zu stellen.

Martin Güll sprach sich im Anschluss deutlich dafür aus, die Familien zu stärken. Dazu sollen flächendeckend Kindertagesplätze kostenlos angeboten werden. Auch soll es keine Schule mehr geben, die kein Ganztagsangebot hat, und zwar mit einem teilgebundenen Konzept; also etwa drei Tage in der Woche verpflichtend, zwei freiwillig. Er plädierte außerdem für einen Rechtsanspruch auf die Ganztagsschule.

Besonderes Augenmerk solle, so Güll, auch auf die digitale Bildung gelegt werden. Gerade auf dem Gebiet der Inklusion und Integration soll in Zukunft auf "multiprofessionelle Teams" gesetzt werden. Diese sollen mit Lehrkräften, Fachkräften für Schulsozialarbeit und Erziehern bestückt werden.

Für Werner Widuckel sticht vor allem der soziale Aspekt der Schule hervor: "Audi kann sich die Crème de la Crème aussuchen." Die Handwerksbetriebe hingegen hätten große Probleme mit ihren Azubis. Schule sei daher nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern vor allem müsse wieder die menschliche Bildung betont werden. In diesem Zusammenhang forderte er eine "Rückbesinnung auf humanistische Ideale".