Buxheim
"Angst vor Scheitern der Energiewende"

Buxheimer Initiative für eine Lichteraktion entlang der Gleichstromtrasse war sehr erfolgreich

14.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:59 Uhr

Fotos von den Aktionen der 35 Bürgerinitiativen gegen die Gleichstromtrasse hat Heike Müller-Fuhrmann zu dieser Collage zusammengefügt. - Foto: oh

Buxheim (ad) 35 Bürgerinitiativen sind dem Aufruf der Buxheimer Bürgerinitiative gegen die Gleichstromtrasse gefolgt und haben ein Zeichen für die dezentrale Stromversorgung mit erneuerbaren Energien gesetzt.

Die Organisatoren zeigen sich hoch zufrieden mit der Resonanz. Passgenau zum gerade begonnenen Energiedialog von Ilse Aigner brannten tausende Lichter, als 35 Bürgerinitiativen entlang des geplanten Korridors der Süd-Ost-Stromtrasse ein gemeinsames positives Zeichen setzten. Birgit Baumgärtner und Karin Westphal von der Buxheimer Bürgerinitiative ziehen nun Bilanz. „Neben den regionalen Bürgerinitiativen des Landkreises Eichstätt wie Schuttertal-Nassenfels, Adelschlag, Gaimersheim, Eitensheim, Walting, Lenting, Egweil sowie Bürgerinitiativen aus den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Donau-Ries konnten wir auch Bürgerinitiativen aus Ober- und Mittelfranken, der Oberpfalz und Ostthüringen motivieren, teilzunehmen“, zog Baumgärtner Bilanz. „Die fotografierten Motive wurden von einer Künstlerin zu einer wunderbaren Collage zusammengestellt.“ Es leuchteten Motive von Windrädern, Sonnen oder Schriftzüge zu Stromspeichern – Bekenntnisse zu einer Stromversorgung aus regenerativen Energien. Die überregionale Aktion sollte eine zentrale Forderung der Bürgerinitiativen sichtbar machen. „Wir wollen ein positives Signal an Frau Aigner und Herrn Seehofer senden, nämlich für eine dezentrale, regenerative Stromversorgung zu stehen “, so Bettina Uebersezig von der Buxheimer Bürgerinitiative. Oft würden die Bürgerinitiativen nur als Verhinderer dargestellt. Dabei stünde bei vielen Initiativen nicht etwa die Verschandelung der Landschaft im Mittelpunkt, sondern „die Angst vor dem Scheitern der Energiewende“.

Buxheims Bürgermeister Peter Doliwa, selbst Mitglied der Bürgerinitiative, meinte, „nicht nur immer gegen etwas zu sein, sondern auch für etwas zu stehen“, sei ein wichtiges Signal und zeige, dass der Protest vielschichtig sei. „Meiner Meinung nach ist diese Braunkohlestromtrasse gesellschaftlich nicht durchsetzbar.“

Eigentlich sollten die Stromtrassen nach Bayern für die Energiewende stehen. Jedoch speziell die geplante Süd-Ost Gleichstromtrasse steht in Verdacht, Braunkohlestrom statt Windstrom aus den ostdeutschen Braunkohlegebieten nach Bayern zu transportieren, um dann auch in angrenzende Länder weiter exportiert zu werden. Das würde eine Energiewende auf lokaler oder regionaler Ebene überflüssig machen. Befürchtungen, dass den Interessen der großen Stromkonzerne und Netzbetreiber nachgegeben wird, wachsen. „Trassen, die jetzt geplant und demnächst gebaut werden, zementieren für mindestens 30 Jahre die Versorgungsstrukturen nach zentralistischem Vorbild und werden den Netzbetreibern neun Prozent Rendite sichern“, sagte Josef Loderer, Vorsitzender des Energiebündel Kreis Eichstätt e.V., das die Bürgerinitiativen im Landkreis unterstützt. „Selbst Horst Seehofer bezeichnete die Stromtrassen als Kapitalsammelstellen für die großen Netzbetreiber.“

Und auch die aktualisierten Pläne der Netzbetreiber, die Süd-Ost-Trasse bis nördlich von Magdeburg um 110 Kilometer zu verlängern, beruhigen keineswegs die Gemüter. „Das ist reine Augenwischerei nach dem Motto: Den Windstrom exportieren wir nach Süddeutschland und den Kohlestrom verbrauchen wir im Norden. Der große Überschuss im Norden entsteht fast ausschließlich dadurch, dass keine Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, wie es ursprünglich geplant war. Exportiert wird aber immer der vor Ort vorhandene Strommix und der besteht am neuen Einspeisepunkt Wolmirstedt zum größten Teil aus Kohle- und Gasstrom“, kommentierte Professor Markus Bieswanger von der Bürgerinitiative „Pegnitz unter Strom“ die aktualisierte Version des Netzentwicklungsplans, die am 4. November von den Netzbetreibern bekannt gegeben wurde.