Blauzungenkrankheit könnte auch den Kreis treffen

10.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:26 Uhr

Diesen Kühen geht es gut: Der Hof der Familie Hundsdorfer bei Amtmannsdorf gehört derzeit "nur" zum Beobachtungsgebiet. Bei entsprechender Witterung kann sich dies allerdings schnell ändern. - Foto: Duft

Beilngries/Kinding (rie) Nachdem bei einem Rind in der Gemeinde Mühlhausen (Landkreis Neumarkt) am Montag die anzeigepflichtige Blauzungenkrankheit festgestellt wurde, geht das Landratsamt Eichstätt davon aus, dass die Infektionskrankheit auch im hiesigen Landkreis ausbricht.

Die Kreisbehörde hat deshalb erste Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Der Sperrbezirk umfasst nach Mitteilung des Veterinäramtes in der Gemeinde Kinding Badanhausen, Haunstetten, Kirchanhausen und Pfraundorf. In Beilngries sind bislang die Kernstadt sowie die Ortsteile Biberbach, Gösselthal, Hirschberg, Kaldorf, Kevenhüll, Kottingwörth, Leising, Litterzhofen, Oberndorf, Paulushofen, Pfenninghof, Utzmühle und Wiesenhofen betroffen.

Professor Dr. Theodor Mantel, Leiter des Veterinäramtes und zugleich Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer, spricht von einer "beängstigenden Situation". Bei entsprechender Witterung, also einem warmen Herbst und milden Winter, müsse man mit Ausbrüchen bei Schafen und Rindern in den neuen Sperrbezirken rechnen. Als wesentliche klimatische Faktoren nannte der Leiter des Veterinäramtes die Windrichtung und die Außentemperatur. Inaktiv werden die potenziellen Überträger der für den Menschen ungefährlichen Blauzungenkrankheit, die Gnitzen (Weidestechfliegen), laut Mantel erst bei einer Durchschnittstemperatur von zehn bis zwölf Grad.

Besonders für Schäfer sei ein Befall der Herde mit der Krankheit dramatisch und existenzbedrohend. Sie müssten damit rechnen, dass 30 bis 40 Prozent der Tiere verenden – auch, wenn die Krankheit nicht von Tier zu Tier übertragen werde. Bei Rindern hingegen, verlaufe die Krankheit weit "milder" und könne wieder abklingen.

Indes: Auch für Rinderzüchter im Sperrbezirk sei die Situation "fatal". Ein Viehverkehr ist nicht möglich, da die Tiere nur unter strengen Auflagen den Bezirk verlassen dürfen. "Ein Verkauf der Tiere", so der Veterinär", "ist nicht drin". Dies habe für die Betriebe natürlich "einschneidende wirtschaftliche Konsequenzen". Laut Mantel ist an eine Aufhebung der Sperrzonen vorerst gar nicht zu denken.

Ein Hoffnungsschimmer: bleibt: "Das Problem kann nur durch eine aktive Immunisierung der Tiere gelöst werden", so der Präsident der Bayerischen Landestierärztekammer. Zumindest derzeit ist allerdings eine Impfung noch nicht möglich, da der Impfstoff noch nicht zugelassen ist. Mantel hofft jedoch, dass sich dies bis zum Frühjahr ändert.

Vom DONAUKURIER befragte Landwirte in den Sperrbezirken wollten sich gestern weitgehend nicht zu einem drohenden Ausbruch der Blauzungenkrankheit äußern. Man habe keine Rinderzucht, wisse bisher nur wenig über die Krankheit und sehe die Angelegenheit sowieso eher gelassen, lauteten die überwiegenden Argumente.

Nur Silvia Hundsdorfer aus Amtmannsdorf ging ins Detail. "Bislang können wir das Ausmaß gar nicht abschätzen", so Hundsdorfer. Sie befürchtet, dass die Preise für Rindfleisch genauso wie damals einbrechen könnten, als die Öffentlichkeit von BSE erfahren hat. "Wenn es einen Skandal gibt, geht das ruckzuck", glaubt die Landwirtin. Dass dies immense wirtschaftliche Folgen für Mastbetriebe hätte, stehe außer Frage. Hundsdorfer: "Dann kriegt man für ein Tier nur noch ein Drittel des normalen Preises."