Roth
Mission Umbau: Ein Millionenprojekt

Alte Turnhalle des TSV Roth verwandelt sich in neues Gotteshaus der evangelischen Freikirche Ecclesia

09.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

Angetan von den ersten Vorschlägen des Architekten: Pastor Benjamin Bläsius und Jörg Maier von der Evangelischen Freikirche Ecclesia (von links) sowie TSG-Vorsitzender Roland Wolfschläger, der sich als früherer Eigentümer über die Planungen informierte.

Roth (HK) Die Begeisterung ist ungebrochen. Schon mit dem Kauf der TSV-Turnhalle in Roth ist für die evangelische Freikirche Ecclesia ein Traum wahr geworden. Nach einem stimmungs-vollen ersten Gottesdienst im neuen Zuhause liegen jetzt die Architektenentwürfe für den Um- und Anbau des denkmalgeschützten Gebäudes vor.

Die Verantwortlichen um Ge-meindeleiter Benjamin Bläsius müssen keine Sekunde überlegen, wenn sie die beiden Varianten gewichten sollen. „Ganz klar der Anbau“, sagt Jörg Meier, der als engagiertes Gemeindemitglied für die Kirche die Mission Umbau in die Hände genommen hat.

Genau betrachtet werden müssen aber – vor allem aus finanziellen Gründen – zwei Alternativen. Denkbar ist zum einen, den aus den 1960er-Jahren stammenden und nur geduldeten Anbau – in diesem sind derzeit sanitäre Anlagen, Umkleidekabinen und auch die Heizung untergebracht – an einer Längsseite zu sanieren und in der Halle eine Zwischendecke einzuziehen, um Platz für die benötigten Gruppenräume zu schaffen. Nachteil: Das Einziehen einer Decke sei technisch nicht einfach und auch teuer. Zumal dadurch auch der Hallenraum begrenzt würde.

Die favorisierte Lösung sieht einen Abbruch des alten Anbaus und ein neues Funktionsgebäude im westlichen Bereich unter den Bäumen vor. Für die Pfadfinder könnten je nach finanziellen Mitteln ein oder mehrere Räume angegliedert werden. „Die Modulbauweise wäre ein großer Vorteil“, erklärt Jörg Maier, weil sie Erweiterungen erlaube. Die Idee, den Raumbedarf mit Gebäuden am Waldrand zu decken, hat auch in Bezug auf die Freiflächen Charme. „So bleibt viel Wiese erhalten“, freut sich Gemeindemitglied Maier.

Auch die Halle selbst würde gewinnen. Ist nämlich der seitliche Anbau weg, würde viel mehr Licht ins Innere fallen. Die straßenseitige Ansicht würde gewinnen, hinzu kommt, dass der Denkmalschutz diese Lösung favorisiere. Ein noch unkalkulierbarer Kostenfaktor bei der Variante Neubau ist die Fassade. Kommt der bestehende Anbau weg, müssen Fenster eingebaut und der ursprüngliche Zustand optisch wieder hergestellt werden. Um diesbezügliche Schätzungen anstellen zu können, treffen sich die Christen dem-nächst mit einem Fachmann zur Denkmalsanierung. Über eine Million Euro, so schätzen die Verantwortlichen, wird die rund 100 Mitglieder zählende Gemeinde mittelfristig zusätzlich zum Kaufpreis in ihr neues Domizil investieren stecken, 400 000 Euro sind für die ersten Maßnahmen angedacht.

Allen Nachteilen und Kosten zum Trotz: „Wir sind ganz verzückt von dieser Variante“, sagt Pastor Bläsius und weist auf ein Detail bei den Planungen hin, das tief blicken lässt. Da der im Bereich der Gruppenräume voll verglaste Neubau in den Bereich des Baumbestands reicht, wurde ein Lichtschacht so gestaltet, dass eine alte Kastanie stehen bleiben kann. Bis zur Genehmigung der Pläne wird es wohl Jahres-ende werden, schätzt Maier und hofft auf Baubeginn im März.

Die Variante mit Abriss und Neubau hat einen weiteren Befürworter: Roland Wolfschläger, der Vorsitzende der TSG Roth, die der Freikirche die Halle für 490 000 Euro verkauft hatte, zeigte sich sichtlich begeistert von den Plänen, die Bläsius und Maier zu dem Informationsaustausch mitgebracht hatten. Die Halle würde durch den Wegriss des Anbaus noch wertiger, sagte Wolfschläger, der sich freut, dass das Gebäude wieder dem Zweck dient, dem es die Erbauer gewidmet haben. „Die Halle soll Menschen zusammenbringen und das tut sie jetzt wieder“. Die Kirche habe „eine bessere Verwendung als wir“.

Für den Verein mit dem großen Sportpark am Ostring, der ebenfalls unterhalten werden will, wäre die Halle mehr und mehr zur Last geworden, sagt er und verweist darauf, dass bei allem Willen, an Traditionen festzuhalten, der Erhalt von Kulturdenkmälern nicht vorrangiges Vereinsziel sei. „Wenngleich das natürlich alles ein Stück weh tut“.

Spannend sei es, die Überlegungen und Entwicklungen zu beobachten, sagte der TSG-Vorsitzende, der im Gespräch noch zwei Neidfaktoren ausmachte. Während der Fusions-verein mit seinem Bauvorhaben bei laufendem Sportbetrieb innerhalb eines Jahres fertig sein musste, könne die Kirche ihr Vorhaben entspannter angehen. Und auch die zehn verschiedenen Arbeitsgruppen, mit denen die Ecclesia alles rund um die Halle angeht – von der Verpflegung über das Eventmanagement bis hin zur Gartenpflege – beeindruckten Wolfschläger . „Das wird richtig gut“, fasste er zusammen.

Eigentlich wollte die Freikirche, die die Halle in den vergangenen Jahren immer mal wieder als Veranstaltungsort gemietet hatte, diese noch gar nicht so intensiv nutzen, wie sie es mittlerweile tut. Doch irgendwann stand einfach die Frage im Raum, warum die Gottesdienste eigentlich nicht gleich dort gefeiert werden. Von diesem Moment an sei es auch nicht schwer gewesen, Helfer zu finden, die dem Geräteraum einen neuen Anstrich verpassten. Eine Sitzgelegenheit hier, eine Lümmelecke für die Kinder dort, und schon war ein Betreuungsraum fertig. In der Halle trennt nun ein Raumteiler zwischen Gottesdienstbereich und Foyer.

Auch für die Akustik ist dieses Provisorium sinnvoll und soll deshalb beim Umbau durch eine Glaswand ersetzt werden. Benjamin Bläsius ist jedenfalls von der Wirkung begeistert, die der Umzug in die große Halle bei den Gottesdienstbesuchern – meist um die 150 – ausgelöst hat. Schon einige Male endete die Zeremonie mit einem Picknick im Garten. „Das ist ein ganz anderes Gemeindeleben“, sagt der Pastor und strahlt die gleiche Aufbruchstimmung aus, die die Christen schon beim Kauf an den Tag gelegt haben.