Stierbaum
Quietschfidel im dicken Strohbett

Die Schweine von Ludwig Lang fühlen sich sauwohl – Hochwertiges Fleisch durch artgerechte Haltung

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr
Wer kommt denn da ?- Die Strohschweine von Ludwig Lang freuen sich auf Besuch. −Foto: Patzelt, Anton, Beilngries (PA |Patzelt, Anton, Beilngries)

Stierbaum (pa) Sie heißen Stroh-Schweine und fühlen sich auf dem Hof von Ludwig Lang im Berchinger Ortsteil Stierbaum sauwohl. Kaum ist frisch eingestreut, herrscht ein fröhliches Quieken, Graben und Herumtollen.

Der Landwirt bezeichnet die bis zu 75 Zentimeter hohe Strohauflage daher als „Spielwiese“ für seine Tiere.

Die Haltung von Schweinen auf Stroh ist eher selten. In der Regel werden Schweine auf Betonböden mit Spalten gehalten. Lang setzt hingegen auf die natürliche Unterlage. „Das ist zwar aufwendiger, aber viel besser. Die Tiere nutzen das Stroh ausgiebig zum Spielen, und wenn sie ruhen wollen, haben sie mit der dicken Einstreu immer eine weiche Liegefläche“, sagt Lang, dem die Freude über das quietschfidele Borstenvieh anzusehen ist. Und vor allem: Man riecht nichts. Das liegt größtenteils an dem dicken Strohbett auf dem die Schweine im Stall leben. Die frischen Strohlagen dichten die Ausscheidungen der Tiere geruchsmäßig ab.

Stolz ist Lang darauf, dass er jüngst auch in die neue Prämienstrategie für Lebensmittel des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgenommen wurde. Minister Helmut Brunner startete das Projekt Stroh-Schweine für Bayerns Großkantinen vor Kurzem in München gemeinsam mit dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Gemeinschaftsgastronomie (DIG), Stefan Hartmann. Damit steht Stroh-Schwein auch auf dem Speiseplan von Allianz, Audi und Co.

Mit der Premiumstrategie will der Minister den Absatz hochwertiger Spezialitäten aus dem Freistaat voranbringen. Ziel ist es, das Bewusstsein der Verbraucher für die Qualität und die Besonderheit heimischer Produkte zu schärfen, um ihr Interesse zu wecken.

An Qualität mangelt es beim Fleisch der Stroh-Schweine von Lang keinesfalls. „Ich bekomme immer wieder von Köchen, wie kürzlich bei einem Probelauf in den Kantinen der Firma Siemens, die Rückmeldung, wie zart und mager das Fleisch der Tiere ist. Das Stroh ist für die Schweine – wie für die Kinder der Sandkasten.

Durch das Laufen und Herumtollen werden die Muskeln trainiert und nicht künstlich aufgebaut. Die Tiere nehmen mehr Rohfaser und somit Ballaststoffe auf, was wiederum gut für die Verdauung ist. Man merkt bereits beim Anfassen des Fleisches, dass es einfach trockener ist“, so der Schweinezüchter.

Einen großen Vorteil sieht Lang auch in der Zucht der Schweine und dem Absatz des Fleisches vor Ort. „Die Tiere müssen so nicht quer durch Deutschland gekarrt werden. Denn das hat ja mit dem Bio-Gedanken nichts mehr zu tun“.

Siemens zum Beispiel ist als Fleischabnehmer für seine Kantinen bereits bei dem Stierbaumer Landwirt eingestiegen. Der Elektrokonzern ist bereit, den Aufschlag auf das Fleisch in seinen Kantinen zu bezahlen. Die Tochter Restaurant Services stellt vier der sechs Betriebe in Nordbayern auf die regionalen Produkte um. „Momentan beliefern wir die vier Kantinen mit wöchentlich circa 20 Schweinen, dies soll allerdings in den nächsten zwei Jahren auf die 20 Kantinen in Nordbayern ausgeweitet werden“, nennt Lang ein Absatzziel.

Das Bayerische Stroh-Schwein ist eine Initiative von Metzgern und Bauern, die mit einem regionalen Premiumprodukt gegen den Preisdruck der Schlachtfabriken und Supermärkte bestehen möchten. Laut Lang sind an diesem Projekt momentan 26 Landwirte und drei Metzgereien beteiligt.

Lang verwendet zu 80 Prozent hofeigenes Futter. Eingestreut wird mit Rapsstroh, das die Feuchtigkeit wie ein Schwamm bindet, Sommergerstenstroh und normalem Stroh. Lang züchtet den Großteil seiner Schweine selbst. „Natürlich müssen auch noch Ferkel zugekauft werden. Aber das könnte durch den Neubau, der bereits genehmigt ist, anders werden“, blickt der Stierbaumer Idealist in die Zukunft. Der Stierbaumer hat bereits viele Preise, Auszeichnungen und Anerkennungen erhalten. Zum Beispiel 2015 den Ceres-Award in der Kategorie Ackerbauer. Der Ceres-Award zeichnet die besten Landwirte und Landwirtinnen Deutschlands aus. 2012 erhielt er vom landwirtschaftlichen Zeitungsverlag Top-Agrar die Auszeichnung zum innovativsten Ackerbauer des Jahres. Auch beim großen Top-Agrar-Kommunikationsprojekt „Starke Bauern, starkes Image“ will Lang sein Know-how einbringen. Lang ist nämlich auch für seine Weizenbestände bekannt. Sie zeigen die verschiedensten Typen: Elite- und Massenweizen, Backqualität und Aufmischware oder Grannenweizen. Selbst neue Linien stehen auf seinen Feldern.Und da ist ja auch noch das Fernsehen. Laut dem Landwirt plant der Bayerische Rundfunk in der Sendereihe „Unser Land“ einen Bericht über den kreativen Landwirt von Stierbaum.

Der musste im Übrigen bereits einige Schicksalsschläge verkraften. Im Jahr 2000 verunglückte sein Bruder mit dem Motorrad tödlich, ein Jahr später vernichtete ein Brand große Teile des Anwesens. Der Schreinermeister schulte auf Landwirtschaft um. Er fokussierte sich im Ackerbau auf eigene Sortenversuche und fand Gefallen an der Zucht von Stroh-Schweinen. Lang ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. „Beide sind sehr engagiert und an der Landwirtschaft interessiert“, hofft der Stierbaumer auf eine geeignete Nachfolge.