Neumarkt
Bankenhochzeit voraussichtlich im Juni

Raiffeisenbank Neumarkt und Volksbank Nürnberg wollen fusionieren

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Die Bankenchefs sind sich einig: Josef Dunkes (links) und Dirk Helmbrecht streben eine Fusion ihrer Geldhäuser an. - Foto: Meyer

Neumarkt (DK) Kommt es Ende Juni zur Bankenhochzeit zwischen der Raiffeisenbank Neumarkt und der Volks- und Raiffeisenbank (VR) Nürnberg? Die Vorstandsvorsitzenden beider Geldhäuser, Josef Dunkes und Dirk Helmbrecht, haben gestern offiziell die Aufnahme von Fusionsverhandlungen bestätigt.

Die Pressekonferenz fand in den Räumen der Raiffeisenbank Neumarkt statt. In den vergangenen Wochen war bereits durchgesickert, dass in diesen Bankensektor Bewegung gekommen ist. Wenn die Vertreterversammlungen beider Genossenschaftsbanken am 27. und 29. Juni - Neumarkt stellt 134, Nürnberg 180 Stimmberechtigte - mit jeweils 75 Prozent zustimmen, ist die Verschmelzung perfekt. Für Dunkes gibt es daran genauso wenig Zweifel wie für Helmbrecht, weil im kommenden halben Jahr ja noch viel Zeit für Überzeugungsarbeit bleibt. Und für alle Fälle gebe es ja auch noch einen Plan B, den man vorsorglich in der Tasche habe.

Die Mitarbeiter beider Geldhäuser - Neumarkt hat rund 200, Nürnberg rund 250 Beschäftigte - brauchen sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen, auch wenn man davon ausgeht, dass es nach Aussagen der Vorstandsvorsitzenden in zwei bis vier Jahren einen Personalabbau von zehn bis 20 Prozent geben wird. Der soll durch Fluktuation und neue Ruheständler aufgefangen werden. "Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben", wurde versichert, die Arbeitsplätze würden durch eine Fusion zukunftssicherer. Pendeln nach Nürnberg und umgekehrt könnte aber für manchen Banker zum Berufsalltag gehören.

Wenn es zur Fusion kommt, gehört die neue Bank - über den Namen muss noch verhandelt werden - zu den Top Ten der Raiffeisenbanken in Nordbayern. Die Zahlen dürften dies untermauern: Nürnberg weist 2016 eine Bilanzsumme von 1270 Millionen Euro auf, Neumarkt liegt bei 950 Millionen Euro. Bei der Raiffeisenbank Neumarkt wurden 410 Millionen Euro ausgegeben, die Einlagen betrugen 780 Millionen Euro. Das Eigenkapital liegt bei rund 90 Millionen Euro. Helmbrecht hatte für Nürnberg dazu keine aussagekräftigen Vergleichszahlen parat. 45 000 Kunden hat die Raiffeisenbank gelistet, zur VR Nürnberg gehen rund 60 000 Kunden. Für diese ändere sich nichts. "Die Ansprechpartner bleiben gleich. Diese Ängste haben ja manche Kunden", beruhigte Dunkes. Das Filialnetz werde durch die Zusammenlegung der Geldhäuser nicht tangiert. Die Raiffeisenbank Neumarkt hat derzeit 15 Filialen, die Nürnberger Einrichtung 20. Aufgrund der digitalen Entwicklung sei aber eine Neuordnung des Filialnetzes nicht ausgeschlossen. "Die hohen Kostensteigerungen für die Verwaltung treffen verstärkt die Filialbanken", führte Josef Dunkes als eine von mehreren Ursachen für die geplante Fusion an. "Die Niedrigzinspolitik übt einen erheblichen Druck aus und die Digitalisierung mit neuen Online-Diensten wirft ihre Schatten voraus", ergänzte Dunkes zur Notwendigkeit der Verschmelzung.

Als Partner habe sich die Raiffeisenbank Neumarkt deshalb die VR-Bank Nürnberg ausgesucht, weil sie "betriebswirtschaftlich zu uns passt" und finanziell gesund sei. "Wir wollten keine Zwischenlösung mit kleineren Banken", meinte Dunkes, auch wenn er nicht ausschließt, dass in einigen Jahren weitere dieser Kleineren im Raum zu ihnen stoßen könnten. "Franken trifft auf Oberpfalz - bei manchen Kunden sind da emotionale Bedenken entstanden", schmunzelte Dunkes. "Es kommt aber zu keiner Aufgabe der Identität, versprach er. "Wir bleiben der Dezentralität verpflichtet, weil das unsere Stärke ist, vor Ort präsent zu sein", erklärte Dirk Helmbrecht. Neumarkt sei stärker bei den Einlagen, Nürnberg beim Kreditgeschäft. Hier gebe es Entwicklungspotenziale. Vorstand und Aufsichtsrat sollten bei einer Fusion paritätisch besetzt sein, Nürnberg stellt den Vorstand, Neumarkt den Stellvertreter, erläuterte Dunkes. Welche Abteilungen wo angesiedelt werden, wird sich in den nächsten Monaten entscheiden. Hier rechnen beide Geldhäuser mit Synergieeffekten. "Die Kompetenzen werden gestärkt", ist sich Dirk Helmbrecht sicher. Was die Ehe zwischen beiden kostet, darüber haben sich die beiden Vorstandsvorsitzenden noch keine größeren Gedanken gemacht. "Wir machen den Weg frei", so heißt ein Werbeslogan der Raiffeisen- und Volksbanken. Ob für den Neumarkter und Nürnberger Ableger der Weg zum Standesamt geebnet sein wird, das werden die jeweiligen Vertreterversammlungen im Juni entscheiden.