Dietfurt
Weit mehr als nur ein Ort der Erinnerungen

China-Ausstellung im Rathaus wird vergrößert Studenten mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Chinesenfasching 2016 −Foto: Isabel Ammer

Dietfurt (uke) 90 Jahre Chinesenfasching: Dieses Jubiläum soll in Dietfurt groß gefeiert werden. Viel ist passiert innerhalb der vergangenen neun Jahrzehnte. Einige Erinnerungen an die Höhepunkte werden in der kleinen China-Ausstellung im Erdgeschoss des Rathauses gezeigt.

Eingezwängt zwischen der Tourist-Info und dem Büro von Förster Oliver Kuhn ist der Raum das Ziel vieler Urlauber und Tagestouristen. Geöffnet ist er zeitgleich mit der Tourist-Info. Hans Hutter, Archivar der Stadt Dietfurt, zeigt die größten Schätze dieser Ausstellung. Zentraler Blickfang ist die prächtige Kaiserrobe. Sie ist ein Geschenk aus Peking. Der legendäre Chinesenkaiser Boo-Da-Washy trug das Gewand anno dazumal. Eine Vitrine schützt das wertvolle Bekleidungsstück vor allzu vielen Berührungen. In einer weiteren steht eine alte Modelleisenbahn mit der Aufschrift China-Express. "Auf Bitte der Stadt hat die Bundesbahn die Lokalbahn zwischen Dietfurt und Neumarkt vor 56 Jahren einige Tage lang mit dieser Reklameaufschrift versehen", erzählt Hutter. Die Firma Märklin war Jahre später auf diesen Zug aufgesprungen, in dem sie den China-Express nachbaute und in geringer Stückzahl vertrieb. Für 299 Euro hat Hutter die Waggons vor sechs Jahren erstanden.

An den Wänden hängen Schwarz-weiß- und Farbfotos von Umzügen vergangener Tage, die ältesten stammen aus dem Jahr 1928, dem Entstehungsjahr des Chinesenfaschings eben. Ein Brief an der Wand belegt den Bekanntheitsgrad des Chinesenfaschings schon im Jahr 1962. Adressiert an Pater Lux - das war der Spitzname von Pater Erasmus - "in China über Neumarkt" erreichte der Brief tatsächlich sein Ziel.

Wie lange es die kleine Sammlung schon gibt, kann Pia Pritschet nicht sagen. Die Leiterin der Tourist-Info meint, dass sie von Gerhard Reinsch eingerichtet wurde, ihrem Vorvorgänger als Organisator des Chinesenfaschings. All diese Exponate hätten schon lange eine bessere Präsentation verdient gehabt, meint auch sie. Dass das bislang nicht möglich war, ist den beengten Platzverhältnissen im Rathaus geschuldet. Doch das soll sich in absehbarer Zeit ändern.

Nach dem Umzug der Bücherei vom Erdgeschoss des Rathauses ins Kulturhaus der Stadt sind diese Räume frei geworden. Und da soll die China-Ausstellung künftig ihren Platz finden. "Die gesamte Fläche wird es zwar nicht werden, aber ein Großteil davon", erklärt Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD). Der Rest werde wahrscheinlich als Stauraum benötigt. Mit einem Umbau verbunden wäre auch die ebenso dringend erforderliche Vergrößerung der Tourist-Info. Der Raum, der derzeit die China-Exponate beherbergt, soll der Tourist-Info zugeschlagen werden. Als ungefähren Zeitrahmen für den Umbau nennt Braun die beiden nächsten Jahre. Beschlossen sei allerdings noch nichts, so die Rathauschefin. Damit das Ganze Hand und Fuß hat, muss als Nächstes ein Konzept her. "Sonst bekommen wir keinen Zuschuss", so Braun. Erste Anlaufstelle in dieser Sache sei die Landesstelle für nicht staatliche Museen gewesen. "Aber das wäre uns relativ teuer gekommen", so Braun. Daraufhin habe man sich durch Vermittlung von Katrin Hradetzky, Schriftführerin des Dietfurter Fremdenverkehrsvereins, mit der Uni Regensburg in Verbindung gesetzt. Vom Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaften - Lehrstuhlinhaber ist Professor Daniel Drascek - sollen nun in dieser Mission Studenten antreten. Die sollen, so Braun, ein Konzept entwickeln, das tragfähig ist und kostengünstig und mit dem man sich um Fördermittel aus dem Kulturfonds bewerben könne. "Dienstleistungs-Kommunikation in Tourismus und Kultur am Beispiel einer Ausstellungskonzeption" nennt sich das Seminar unter der Leitung von Professor Walter Stelzle. Anfang November würden die Studenten erstmals nach Dietfurt kommen, so Braun.

Was da geplant ist, soll natürlich weit über das reine Vorzeigen von Erinnerungsstücken hinausgehen. "Sehr viel wird digital aufbereitet werden", sagt Braun. Eine gute Datenbank vorausgesetzt, könnten zum Beispiel am Computer Gruppen aufgerufen werden, die vor Jahrzehnten durch die Stadt zogen. Auf Bildern könnten die Beteiligten sich selbst oder die Eltern oder Großeltern entdecken.

Auch die Beziehungen nach Fernost, die sich durch den Chinesenfasching entwickelt haben, sollen entsprechend dargestellt werden. Immer wieder im Lauf der Jahre gab es Besuche und Gegenbesuche. Seit gut zwei Jahren ist Dietfurt offizielle Partnerstadt der Millionenstadt Nanjing. Mit ihr pflegt die Metropole von Bayrisch-China den kulturellen Austausch, viele wirtschaftliche Beziehungen und Kontakte sind auf diesem Weg entstanden. Deshalb sei es selbstverständlich, dass dieses wichtige Thema nicht ausgespart werde. #media-0;