Dietfurt
Der Sieben-Tage-Bürgermeister geht

Die letzten Wochen der Amtszeit von Franz Stephan sind angebrochen

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

 

Dietfurt (DK) Schreibmappen und Schriftsätze liegen über den ganzen Schreibtisch von Franz Stephan verstreut. Aktenordner stapeln sich in Regalen und Schränken. Beim Blick in das Amtszimmer des Dietfurter Bürgermeisters, für den die letzten Wochen seiner zwölfjährigen Amtszeit angebrochen sind, ist von Aufräumarbeiten rein gar nichts zu erkennen. „Das stimmt nicht“, sagt Stephan. Er habe schon damit begonnen und viele Papierkörbe gefüllt. Aber es habe sich halt so viel angesammelt im Laufe der Jahre, dass noch jede Menge zu tun sei. Auf die Frage nach dem Resturlaub und wann er endgültig sein Büro räumt, kann der CSU-Politiker nur lachen. „Ich habe nie eine Stundenliste geführt“, sagt er. „Ich war immer ein Sieben-Tage-Bürgermeister“, und das werde auch bis zum Schluss so bleiben. Das beweist auch der Blick in seinen Terminkalender: am 28. April ist noch einmal Stadtratssitzung, am Tag darauf Regionalkonferenz von Altmühl-Jura, und am ultimativ letzten Tag seiner Amtszeit nimmt Stephan an der Gesellschafterversammlung der jura2000 GmbH in Beilngries teil. Geplant ist außerdem noch ein Abschiedsfest im Bauhof mit den rund 80 Mitarbeitern der Stadtverwaltung.

Nach dem 30. April ist definitiv Schluss mit der Kommunalpolitik, für den Stadtrat hat sich Stephan erst gar nicht mehr aufstellen lassen. Und dass es für den Neumarkter Kreistag, wo er auf Listenplatz 58 angetreten ist, knapp nicht gereicht hat, das tut er mit einem Schulterzucken ab. Er habe ohnehin nie damit gerechnet, noch einmal in das Gremium gewählt zu werden, meint er. Auch die sonstigen Posten will er abgeben, den des Vize-Vorsitzenden des Vereins Altmühl-Jura zum Beispiel, wo er bei der Jahresversammlung Mitte Juni nicht mehr für ein Amt kandidieren wird. Das gilt auch für den Wasserzweckverband der Jachenhausener Gruppe, den er derzeit noch leitet. Hier kann sich Stephan allerdings vorstellen, auch nach dem 1. Mai in irgendeiner Form mitzumischen.

36 Jahre hat der Gröglinger dem Stadtrat angehört, zwölf Jahre als Fraktionsvorsitzender, zwölf als Vize-Bürgermeister und die letzten zwölf an der Spitze der Sieben-Täler-Stadt. Das Interesse an der Kommunalpolitik erwachte schon früh, vor der Gebietsreform bei der Landjugend Beilngries, zu dem der kleine Ortsteil Grögling von 1972 gehörte. „Da haben wir überall mitgemischt“, erinnert er sich, der die heutige Jugend für „viel zu brav“ hält.

Sein beruflicher Weg begann in der Werkstätte eines Breitenbrunner Busunternehmers und führte ihn über das Straßenbauamt in Ingolstadt – wo er zuletzt für fünf Fuhrparks zuständig war – ins Dietfurter Rathaus. Diesem „Vorleben“ ist es zu verdanken, dass er alles fahren darf, was Räder hat: vom Schneepflug bis zum Omnibus. Mit Letzterem chauffierte der Rathauschef gelegentlich die ebenso feierfreudigen wie trinkfesten Stadträte und Bürger zu den Volksfesten in der Region und anschließend wieder nach Hause.

Die Zeit sei viel zu schnell verflogen, meint er ohne große Sentimentalität. Was er in den fast vier Jahrzehnten alles zum Wohl der Sieben-Täler-Stadt und seiner Bürger angestoßen hat, auch das will er gar nicht groß kommentieren. „Die vielen Baumaßnahmen und Projekte, das sind doch alles Pflichtaufgaben“, sagt er. Er habe immer versucht, sachgerechte Entscheidungen zu treffen und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu stellen. Was den Noch-Bürgermeister besonders freut, ist die Tatsache, dass alle Maßnahmen seiner Amtszeit kostengünstig und zu vernünftigen Preisen abgewickelt werden konnten und damit nie zulasten der Bürger gingen.

Weniger gefällt ihm das Wahlergebnis vom 16. März. Es brachte ein Ende der Mehrheitsfraktion von CSU und CWU mit sich – und eine Stichwahl. Letztere endete mit dem souveränen Sieg der SPD-Kandidatin Carolin Braun. „Das Wählerverhalten hat sich geändert“, sagt Stephan. Deshalb müssten sich CSU und CWU dringend Gedanken machen, eventuell bei einer Klausursitzung, empfiehlt er.

Gleichwohl hat er es akzeptiert und wünscht seiner Nachfolgerin eine glückliche Hand bei den anstehenden Entscheidungen. Und dem neuen Stadtratsgremium „viel Erfolg, verbunden mit der Bitte, keine Einzelmeinungen und Privatinteressen in das Gremium zu tragen“.

Der Sieben-Tage-Bürgermeister hat keine Pläne, was er mit der vielen Freizeit anfangen will. „Langweilig wird mir bestimmt nicht“, betont er jedoch und will die Zeit danach erst einmal auf sich zukommen lassen.

Er kann sich vorstellen, im Urlaub auf den Drahtesel zu steigen und durch die Region zu radeln oder die neuen Bundesländer zu besuchen. Er könnte dann zum Beispiel bei Thomas Eulenberger vorbeischauen, dem ehemaligen Bürgermeister von Wechselburg. Mit der sächsische Kleinstadt an der Mulde verband Dietfurt in den Jahren nach dem Mauerfall eine lose Freundschaft. „Aber ins Flugzeug steigen werde ich sicher nicht“, sagt Stephan.

Bei vielen Vereinen in Dietfurt und Töging ist er passives Mitglied. Gut möglich, dass sich da ein neues Betätigungsfeld ergibt. Außerdem hat Stephan fünf Enkel, die den Opa künftig öfter daheim antreffen werden als bisher.

Egal wie sich der Alltag des ständig aktiven 63-Jährigen entwickelt, der eigentlich noch eine Periode hätte weitermachen können, welche neuen Hobbys er für sich entdecken wird und welche Herausforderungen annehmen – eines steht für Franz Stephan fest: „Kochen lernen werde ich nicht“, sagt er, dafür habe er bisher weder Interesse noch Talent gezeigt. Und das werde sich auch nicht mehr ändern.