Beilngries
Immer auf der Höhe

Schwarz-weiß und farbig, analog und digital: Fotograf Josef Kneidinger feiert heute seinen 80. Geburtstag

20.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:48 Uhr

 

Beilngries (DK) Eine Kamera und eine Leiter, die gehören unabdingbar dazu, wenn man Josef Kneidinger beschreiben müsste. Denn so sieht und sah man den stadtbekannten Beilngrieser jahrzehntelang bei Festen, Umzügen, Hochzeiten und Veranstaltungen: Hoch oben auf der Staffelei, die Kamera im Anschlag, immer auf der Suche nach der besten Perspektive.

Heute feiert der rüstige Senior seinen 80. Geburtstag und blickt auf ein Leben zurück, in dem er auch den Werdegang der Fotografie – von Schwarz-Weiß-Aufnahmen, über die anfangs schwierige und aufwendige Technik der Farbfotografie bis hin zur heutigen Digitalfotografie – mitgemacht hat.

Geboren wird Josef Kneidinger in Raiterschlag im Böhmerwald. Als seine Familie 1946 von dort vertrieben wird, kommen sie nach Beilngries und finden in Plankstetten eine neue Heimat. Josef erlernt den Beruf des Schmieds – nach Vorlieben oder Talenten wird damals nicht lange gefragt. Schon früh fängt er aber an, nebenbei zu fotografieren, darf dem damaligen örtlichen Fotografen Stronsinzki über die Schulter schauen – und auch für den DONAUKURIER ist er als Fotograf überall unterwegs.

1953 legt Kneidinger schließlich das Schmiedewerkzeug aus der Hand, macht sein Hobby zum Beruf und wagt den Sprung in die Selbstständigkeit. „Jetzt im Nachhinein frage ich mich schon manchmal, wie wir das alles geschafft haben. Ohne meine Frau wäre es wohl nicht möglich gewesen“, sagt er. Denn viel Arbeit, enorme Risikofreude und natürlich geschäftliches Geschick erfordert der letztlich so erfolgreiche Werdegang.

Um sein Geschäft bekannt zu machen, fährt der junge Fotograf anfangs oft mit seinem Motorrad, auf dem Gepäckträger und im Rucksack die notwendigsten Utensilien wie Kamera, Stativ, Lampen, in die Dörfer ringsum, baut sein „mobiles Studio“ in den dortigen Gaststätten auf. Und die Leute kommen, um einer nach dem anderen Passbilder machen zu lassen. Das Geschäft blüht, das Konzept des „Kneidinger Pepe“ geht auf. 1957 baut er ein Wohnhaus mit Verkaufsladen in der Ringstraße, das bald zu klein wird. 1979 entsteht das neue Wohngebäude mit Geschäft in der Hauptstraße, in dem Kneidinger auch heute noch mit seiner Frau Hildegard lebt.

Als einer der Ersten in der Region zwischen Nürnberg und München geht Kneidinger den Schritt zur Farbfotografie, eine gewagte Investition, die sich aber bezahlt macht. In zahlreichen deutschlandweiten Kursen, bei denen er sich nicht selten als Prüfungsbester hervortut, bildet er sich weiter, und als sich die Farbfotografie immer mehr durchsetzt, hat Kneidinger den entscheidenden Wissensvorsprung, so dass sogar der Fotografenobermeister von Mittelfranken seine Kollegen nach Beilngries zur Betriebsbesichtigung schickt.

Auch mit 80 Jahren sperrt sich Josef Kneidinger nicht gegen neue Technik. Zwar hat er sein Geschäft 1996 an Sohn Robert übergeben, ist aber auch jetzt noch täglich mit im Laden, fotografiert nun mit der Digitalkamera, bearbeitet die Bilder am PC, bedient die neueste Technik im Geschäft. „Heute bin ich halt mehr der Hausmeister, immer da, wenn ich gebraucht werde“, erklärt er schmunzelnd. „Ein anderes Hobby habe ich nicht, denn meine Arbeit war und ist ein Hobby, das für nichts anderes Platz lässt. Und solange es mir gesundheitlich weiter so gut geht, lege ich die Kamera nicht aus der Hand.“