Beilngries
Zum ersten Mal an der Wahlurne

Politische Bildung für die Jugendlichen am Beilngrieser Gymnasium

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Wichtige Unterstützung: Schulleiterin Sabine Nolte-Hartmann (rechts) und Lehrer Rüdiger Stein bedankten sich bei Ingrid Dütsch und deren Mitstreitern vom Verein der Freunde des Gymnasiums.

Beilngries (DK) Wie funktioniert eigentlich eine politische Wahl? Eine praktische Antwort auf diese Frage haben gestern die Zehnt- und Elftklässler des Beilngrieser Gymnasiums erhalten. Im Rahmen des Sozialkundeunterrichts durften sie - zumindest zur Probe - erstmals an eine Wahlurne treten.

So eine Wahl will gut überlegt sein. Der eine oder andere nimmt sich ein wenig Zeit, überlegt noch einmal genau, bevor er seine Kreuzchen macht. Mancher braucht hingegen nur ein paar Sekunden, und schon ist die Wahl getroffen. Genau wie im "wirklichen Leben" bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag ist es gestern auch im "Wahllokal" des Beilngrieser Gymnasiums zugegangen. Die Zehnt- und Elftklässler erhielten dabei Demokratie- und Politikunterricht in der Praxis.

Für die Jugendlichen war das eine Premiere, für das Gymnasium hingegen nicht. Schon bei den beiden vorangegangenen Bundestagswahlen wurde ein vergleichbarer Projekttag abgehalten, wie Rüdiger Stein als zuständiger Vertreter der Fachschaft erläuterte. Organisator des Angebots ist der Kumulus-Verein. Diese Gruppe, die politisch völlig unabhängig ist, hat die deutschlandweite Juniorwahl im Jahr 1999 ins Leben gerufen. Alle Schularten - ausgenommen die Grundschulen - sind teilnahmeberechtigt, der Ansturm ist laut Lehrer Stein regelmäßig sehr groß.

Dass es in Beilngries diesmal erneut geklappt hat, bei dem Programm zum Zug zu kommen, sei nicht zuletzt der Unterstützung des Vereins der Freunde des Gymnasiums zu verdanken, wie Schulleiterin Sabine Nolte-Hartmann im Gespräch mit unserer Zeitung betonte. Ingrid Dütsch sagte als Vertreterin des Freundeskreises, dass ein solches Projekt nur zu begrüßen sei. Schließlich gehe es darum, die jungen Leute an die Politik und an die Bedeutung von demokratischen Wahlen heranzuführen. Zu Dingen, die man in der Praxis schon einmal gemacht habe, sei der Zugang viel leichter, so die Überzeugung von Ingrid Dütsch.

Dem stimmte die Direktorin zu. "Uns als Schule ist die politische Bildung wichtig." Für die Zehntklässler sei dieser Projekttag ein hervorragender Start in das Fach Sozialkunde - und die Elftklässler könnten das, was sie im Vorjahr gelernt haben, nun in der Praxis nachvollziehen.

Wie bei der echten Wahl zogen sich die Jugendlichen in originalgetreu nachgebildete Wahlkabinen zurück. Dort machten sie ihre Kreuzchen, ehe es mit dem ausgefüllten Wahlzettel zur Urne ging. Erststimme, Zweitstimme - alles musste beachtet werden.

Damit die Schüler über diese Grundlagen Bescheid wissen, erhielten sie von Stein sowie dessen Kollegen Dorothea Bartholme-Weinelt und Jürgen Lerzer im Vorfeld die wichtigsten Informationen. Begleitend durften die Jugendlichen auch den Wahl-O-Mat nutzen. Das Ganze geschehe selbstverständlich zu 100 Prozent objektiv und ohne jegliche Parteinähe, wie Sabine Nolte-Hartmann betonte.

Das Interesse der jungen Leute an der Politik sei groß, erläuterte Stein seine Eindrücke aus dem Unterricht: "Die oftmals in der Öffentlichkeit beschriebene politikfreie Zone kann ich bei unseren Schülern überhaupt nicht bestätigen." Durch diesen Praxistag soll das grundsätzliche Interesse noch weiter ausgebaut werden, damit auch die kommenden Generationen das Recht zur Wahl, um das in anderen Erdteilen leider noch immer gekämpft wird, mit Begeisterung nutzen. Allzu lang wird es für die rund 200 jungen Leute, die gestern an die Probe-Wahlurne traten, auch nicht mehr dauern, bis die erste echte Abstimmung ansteht. Gelegenheiten gibt es in den kommenden Jahren, je nach Alter der jungen Leute, genügend - Landtagswahl 2018, Europawahl 2019, Kommunalwahl 2020, Bundestagswahl 2021.

Wie die Beilngrieser Gymnasiasten abgestimmt haben, bleibt vorerst geheim. Um keinerlei Verfälschungen für die echte Wahl zu erzeugen, bleiben die Ergebnisse aus allen teilnehmenden Schulen bis zum Wahlabend unter Verschluss. Wer sich hernach darüber informieren möchte, wie es um die politische Meinung der Beilngrieser Gymnasiasten bestellt ist, kann dies im Internet unter www.juniorwahl.de tun. Unterstützer hat das Projekt im Übrigen quer durch alle politischen Schichten. Schirmherr der aktuellen Angebotsreihe zur Bundestagswahl ist der scheidende Bundestagspräsident Norbert Lammert.