Gut
Niemals Pfarrkirche

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Gut 600 Jahre alt dürfte die Hohenwarter Marktkirche Mariä Verkündigung, ein spätgotischer Bau, sein. Kirchenpflegerin Sieglinde Hirner beziffert das Gründungsjahr auf 1409. Das Totenglöckerl, das die Jahrhunderte überdauert hat, habe die Jahreszahl 1411 eingraviert.

"Die Kirche ist entstanden als Gegenstück zur Pfarrkirche", erklärt Ernst Petz, der nicht nur die Geschäfte im Hohenwarter Rathaus leitet und das Marktarchiv kennt wie kein Zweiter, sondern als Mitautor der Hohenwarter Marktchronik auch tiefe Kenntnisse in der Heimatgeschichte hat. Die Hohenwarter im Tal hätten sich damals wohl von der Siedlung auf dem Klosterberg emanzipieren wollen. Erst einmal hieß die heutige Marktkirche aber "Kapelle Unserer Lieben Frau", was, so Petz, kirchenrechtliche Gründe gehabt habe. Irgendwann nach dem Dreißigjährigen Krieg durften die Hohenwarter unten am Fluss ihr Gotteshaus dann doch Kirche nennen. Alle Versuche, die Marktkirche zur Pfarrkirche zu machen, scheiterten allerdings - selbst 1895, nach dem Brand der Sankt-Georgs-Kirche droben auf dem Klosterberg. Damals sprach der Pfarrer ein Machtwort: Die Pfarrkirche bleibt auf dem Klosterberg.

Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde die Marktkirche barockisiert - aus zahlreichen Handwerkerrechnungen von 1732 und 1733 gehe hervor, dass die Kirche umfassend repariert, gepflastert und geweißelt wurde, sagt Petz. Und immer wieder gab es im Laufe der Jahrhunderte kleinere Sanierungen. Insgesamt sei die Marktkirche gut erhalten - in ihrer Geschichte musste sie offenbar keine Zerstörungen durch Menschen oder Naturgewalten erleiden. Und so kann es durchaus sein, dass das Holz im Dachstuhl in weiten Teilen ebenso alt ist wie die ganze Kirche: rund 600 Jahre. ‹Œbdh